Der Prinz und der Soeldner
Wächter befreite Miles’ Füße aus dem Wirrnetzfeld und zerrte ihn auf die Beine.
»Wollen Sie mich nicht einmal chemisch verhören?«, fragte Miles, dem ob dieser plötzlichen Wendung ganz schwindelig wurde.
»Und damit meine Leute, die Sie verhören, infizieren lassen? Das allerletzte, was ich will, ist, Sie zu irgend jemandem frei reden zu lassen. Ich kann mir nichts Fataleres vorstellen, als dass die Fäulnis der Illoyalität in meiner eigenen Nachrichtenabteilung beginnt. Was für eine Rede auch immer Sie geplant haben, Ihnen die Luft zu nehmen, wird sie neutralisieren. Sie überzeugen ja beinahe mich.« Oser schauderte es fast.
Wir sind so gut miteinander ausgekommen, ja …
»Aber ich …« – sie hievten auch Gregor auf die Beine – »aber Sie brauchen doch nicht …«
Zwei wartende Mitglieder des Kommandos schlossen sich an, als Miles und Gregor zur Tür hinausgeschleift und mit auf den Rücken gedrehten Armen schnell den Korridor hinabgeschleppt wurden.
»Aber …!«
Die Tür des Konferenzraums schloss sich mit einem Zischen.
»Das geht nicht gut«, bemerkte Gregor, auf seinem bleichen Gesicht mischten sich auf seltsame Weise Gleichgültigkeit, Empörung und Entsetzen. »Hast du noch irgendwelche tollen Ideen?«
»Du bist derjenige, der mit dem flügellosen Flug experimentiert hat. Ist das hier schlimmer, als wenn man etwa vom Balkon stürzt?«
»Aus freiem Willen«, Gregor ließ seine Füße schleifen und begann sich zu sträuben, als die Luftschleusenkammer in Sicht kam, »nicht nach der Laune einer Bande von …«, jetzt waren drei Wächter nötig, um mit ihm fertigzuwerden, »verdammten Bauern!«
Miles geriet ernsthaft in Panik. Zum Teufel mit der verdammten Tarnung. »Wisst ihr«, rief er laut, »dass ihr Burschen dabei seid, ein Vermögen an Lösegeld zur Luftschleuse hinauszuschmeißen?«
Zwei der Wächter rangen weiter mit Gregor, aber der dritte hielt inne. »Ein Vermögen? Wie groß?«
»Riesig«, versprach Miles. »Damit könnt ihr euch eure eigene Flotte kaufen.«
Der Leutnant ließ Gregor los und kam auf Miles zu, wobei er ein Vibra-Messer zog. Der Leutnant interpretierte seine Befehle erschreckend wörtlich, erkannte Miles, als der Mann nach seiner Zunge griff. Er erwischte sie fast – das böse insektenhafte Sirren des Messers kam bis auf Zentimeter an Miles’ Nase heran.
Miles biss in die kräftigen Finger, als sie sich in seinen Mund schoben, und wand sich gegen den Griff des Wächters, der ihn hielt. Das Wirrnetzfeld, das Miles’ Arme an seinen Rumpf band, sirrte und knisterte, es war unzerbrechlich. Miles rammte nach hinten in die Leistengegend des Mannes hinter ihm. Der jaulte auf, als das Feld ihm einen Schlag versetzte. Sein Griff ließ nach, Miles fiel hin und knallte gegen die Knie des Leutnants. Es war nicht gerade ein Judowurf, der Leutnant stolperte mehr oder weniger über ihn.
Gregors zwei Gegner waren abgelenkt, von der barbarischen Erwartung der blutigen Szene mit dem Vibra-Messer ebenso wie von Miles’ letztlich nutzlosem Kampf. Sie sahen den ledergesichtigen Mann nicht, der aus einem Querkorridor trat, mit seinem Betäuber zielte und schoss.
Sie krümmten sich in Krämpfen, als die sirrende Ladung ihre Rücken traf, und sie fielen übereinander auf den Boden. Der Mann, der Miles gehalten hatte und jetzt versuchte, ihn wieder zu packen, während Miles ihm auswich wie ein zappelnder Fisch, drehte sich um und bekam genau in diesem Augenblick einen Strahl direkt ins Gesicht. Miles warf sich auf den Kopf des blonden Leutnants und drückte ihn – leider nur für einen Moment – auf den Boden.
Miles wand sich, um das Wirrnetzfeld in das Gesicht des Mannes zu drücken, dann wurde er mit einem Fluch abgeworfen. Der Leutnant kam auf ein Knie hoch, bereitete eine Attacke vor und suchte schwankend nach seinem Ziel, als Gregor ihn ansprang und gegen das Kinn trat. Eine Betäuberladung traf den Leutnant am Hinterkopf, und er brach zusammen.
»Verdammt feine Arbeit«, sagte Miles keuchend zu Sergeant Chodak in die plötzliche Stille hinein. »Ich glaube, die haben nicht einmal gesehen, was sie getroffen hat.« Also, beim ersten Mal habe ich ihn doch als zuverlässig eingestuft. Also habe ich mein Gefühl doch noch nicht verloren. Gott segne Sie, Sergeant.
»Sie beide sind auch nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass Ihnen die Hände hinter dem Rücken gebunden sind.«
Chodak schüttelte den Kopf, halb belustigt, halb bestürzt, und machte sich daran, die
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