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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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erschien jetzt robuster, mehr gewillt, ihre Meinung frei zu äußern – das war gut –, jedoch hatten ihre Worte einen bitteren Beiklang. Und das war nicht gut. Diese Bitterkeit schmerzte ihn.
    »Ist es dir gut gegangen?«, fragte er sie zögernd. »Abgesehen von diesem Zeug mit der Befehlsstruktur, meine ich. Behandelt dich Tung ordentlich? Er sollte dein Mentor sein. Das Training, das ich im Unterrichtszimmer bekam, dir in der Praxis geben …«
    »Oh, er ist ein guter Mentor. Er stopft mich voll mit militärischen Informationen, mit Taktik und Geschichte … Ich kann jetzt jede Phase eines Kampf-Stoßtruppeinsatzes leiten, mit Logistik, Kartographie, Angriff, Rückzug, sogar Notstart und Notlandung mit einem Shuttle, wenn man ein paar Beulen ignoriert. Ich bin schon fast in der Lage, wirklich mit meinem fiktiven Rang fertigzuwerden, zumindest bei der Ausrüstung der Flotte. Er unterrichtet gern.«
    »Mir schien es, als gäbe es da ein bisschen … Spannung, zwischen dir und ihm.«
    Sie warf den Kopf zurück. »Im Augenblick steht alles unter Spannung. Es ist nicht möglich, von diesem Zeug mit der Befehlsstruktur ›abzusehen‹. Obwohl … ich nehme an, ich habe Tung noch nicht ganz dafür vergeben, dass er in dieser Hinsicht nicht unfehlbar war. Ich dachte nämlich zuerst, er wäre es.«
    »Naja, es kursiert eine Menge Fehlbarkeit in diesen Zeiten«, sagte Miles voller Unbehagen. »Hm … wie geht es Baz?« Behandelt dein Mann dich gut? wollte er fragen, aber er tat es nicht.
    »Er ist wohlauf«, erwiderte sie und sah dabei nicht glücklich aus, »aber entmutigt. Dieser Kampf um die Macht war für ihn fremd, abstoßend, glaube ich. Er ist im tiefsten Herzen ein Techniker; wenn er eine Aufgabe sieht, die getan werden muss, dann tut er sie … Tung deutet an, wenn Baz sich nicht in seine Ingenieurarbeit vergraben hätte, dann hätte er die Übernahme voraussehen – verhindern – bekämpfen können, aber ich glaube, es war umgekehrt. Er konnte sich nicht dazu erniedrigen, auf Osers Dolchstoßniveau zu kämpfen, also zog er sich dahin zurück, wo er seine eigenen Maßstäbe der Ehrlichkeit … noch ein bisschen länger erfüllen konnte. Diese Spaltung hat die Moral auf allen Ebenen beeinträchtigt.«
    »Das tut mir leid«, sagte Miles.
    »Das sollte es dir auch tun.« Ihre Stimme schnappte über, festigte sich wieder, wurde scharf. »Baz empfand, er hätte dich enttäuscht, aber du hast uns zuerst enttäuscht, als du nicht mehr zurückkamst. Du konntest von uns nicht erwarten, die Illusion für immer aufrechtzuerhalten.«
    »Illusion?«, sagte Miles. »Ich wusste … es würde schwierig sein, aber ich dachte, ihr könntet … in eure Rollen hineinwachsen. Die Söldner euch zu eigen machen.«
    »Die Söldner mögen genug sein für Tung. Ich dachte, sie könnten es auch für mich sein, bis es zum Töten kam … Ich hasse Barrayar, aber es ist besser, Barrayar zu dienen als niemandem, oder dem eigenen Ego.«
    »Wem dient Oser?«, fragte Gregor neugierig, der bei dieser gemischten Tirade auf ihre Heimatwelt die Stirn gerunzelt hatte.
    »Oser dient Oser. ›Der Flotte‹, sagt er, aber die Flotte dient Oser, so ist es einfach ein Zirkelschluss«, sagte Elena. »Die Flotte ist kein Heimatland. Kein Gebäude, keine Kinder … steril. Es macht mir jedoch nichts aus, den Aslundern auszuhelfen, sie brauchen es. Ein armer Planet, und voller Angst.«
    »Du und Baz – und Arde –, ihr hättet die Flotte verlassen können, auf eigene Faust weggehen«, begann Miles.
    »Wie?«, sagte Elena. »Du hast uns die Verantwortung für die Dendarii übergeben. Baz war schon einmal desertiert. Nie wieder.«
    Es ist alles meine Schuld, stimmt, dachte Miles. Großartig.
    Elena wandte sich Gregor zu, dessen Gesicht einen seltsam zurückhaltenden Ausdruck angenommen hatte, während er ihren Vorwürfen lauschte, dass Miles die Dendarii im Stich gelassen habe.
    »Du hast noch nicht gesagt, was du überhaupt hier tust, außer in Fettnäpfchen zu treten. Sollte das eine Art geheimer diplomatischer Mission sein?«
    »Erklär du es«, sagte Miles zu Gregor und bemühte sich, nicht mit den Zähnen zu knirschen. Erzähl ihr von dem Balkon, los.
    Gregor zuckte die Achseln, seine Augen wichen Elenas ruhigem Blick aus. »Wie Baz bin ich desertiert. Wie Baz habe ich gefunden, dass es nicht die Verbesserung brachte, die ich mir erhofft hatte.«
    »Du kannst dir vorstellen, warum Gregor unbedingt so schnell wie möglich nach Hause gebracht werden

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