Der Prinz von Astrilandis
retten war, wenn er schnell handelte und die Frauen vom Orakel herbeiholte. Doch der Priester wich nicht von der Stelle, er richtete sich zu seiner ganzen Größe auf, dabei war er gut einen Kopf größer als Hero, dann sagte er in Richtung des Lagers von Pantheer, damit alle es hören konnten: „Der Herrscher braucht den Beistand der Götter, denn es steht nicht gut um Astrilandis.“ Hero fühlte Zorn in sich aufsteigen. Üble Voraussagen waren nicht das, was er nach diesem leidvollen Sieg und beim Anblick eines vom Tode gekennzeichneten Herrschers vom höchsten Priester hören wollte. Er wusste dennoch, dass dieser Mann große Macht hatte und schluckte seinen Groll hinunter. Er sagte so gelassen wie möglich: „Ich danke Euch für Eure Hilfe und bitte Euch für unseren großen Sieg eine Zeremonie im Astrilus Tempel vorzubereiten, die einem mächtigen Herrscher würdig ist.“ Der Hohe Priester warf Hero einen vernichtenden Blick zu. Mit einer angedeuteten Verbeugung und einem letzten Blick auf Pantheer entfernte er sich hoch erhobenen Hauptes, ohne Hero eine Antwort zu geben.
Die Sklaven und Diener hatten Hero nicht aus den Augen gelassen, denn das Gespräch zwischen ihm und dem Hohen Priester hatten sie neugierig verfolgt. Als der Priester sich abwandte und den Raum verließ, wichen alle zurück und sahen Hero fragend an. Hero bahnte sich einen Weg durch die Menge und sagte mit erhobener Stimme: „Ihr werdet dieses Lager verlassen und euch um die Verletzten im Palasthof kümmern. Ich selbst werde die Pflege meines Vaters beaufsichtigen.“ Mit gekränkten Gesichtern und unwillig schlurfend entfernten sich die Diener. Zu Pantheers Kammerdiener sagte Hero: „Gehe sofort zum Orakel und hole die Zauberinnen an das Lager meines Vaters. Sie müssen sich beeilen und alle Zaubermittel mitbringen, die ihnen zur Verfügung stehen.“
Als Hero mit seinem Vater endlich alleine war, besah er sich die Wunde auf der Brust. Die Speerspitze steckte noch immer tief im Fleisch, aber es trat kein Blut mehr aus. Er rief einen Diener und beauftragte ihn, für sich ein Lager zu bereiten, damit er neben seinem Vater bleiben konnte, bis die Frauen vom Orakel eintreffen würden. Dann ließ er die Tücher und Kissen austauschen, auf denen sein Vater lag, da sie alle feucht und verschmutzt waren. Hero wusste, dass er um das Leben seines Vaters kämpfen musste, denn sein Vertrauen in die Diener, die tatenlos am Bett seines Vaters gekauert hatten, war nicht groß. Keiner hatte auch nur versucht, Pantheers Schmerzen zu lindern, oder ihm Trost zuzusprechen. Hero fürchtete sogar, dass sie seinen Tod herbeiwünschten, denn Pantheer hatte sie oft geschlagen oder für nichtige Versäumnisse in den Kerker gesperrt. Sein Jähzorn war gefürchtet und ihn nun hilflos da liegen zu sehen, war für viele eine Genugtuung, das hatte Hero an den mitleidslosen Gesichtern ablesen können. Und Krotos, der Freund, der Pantheer immer nahe gestanden hatte, war verschwunden. Hero konnte noch immer nicht fassen, warum seine Mutter jetzt mit Krotos zusammen auf Miatris herrschen wollte. Krotos hatte am Hof von Astrilandis großes Ansehen genossen, sein Urteil wurde von allen geschätzt und seine Ergebenheit Pantheer gegenüber war für alle Grund gewesen, ihn besonders zu achten.
Bevor Hero sich länger seinen Gedanken hingeben konnte, schlug Pantheer die Augen auf und sah mit leerem Blick an die bemalte Decke seines Raumes. Hero, der am Fußende des Lagers gestanden hatte, ging näher zu seinem Vater und fragte: „Hast Du Schmerzen? Möchtest Du etwas zu trinken?“ Doch Pantheer schloss stumm seine Augen wieder und ließ den Kopf auf die Seite sinken. „Es steht nicht gut um Astrilandis“, die Worte des Priesters schwirrten Hero noch im Kopf herum, als er sich an das Lager seines Vaters setzte und seine Hand nahm. Sie hatten diese Schlacht gewonnen und zwar mit überwältigendem Ergebnis. Nicht nur alle Feinde waren in die Flucht geschlagen, auch Karikootos war endgültig besiegt. Außerdem hatten sie eine große Anzahl Gefangene gemacht, die auf dem Sklavenmarkt viel Geld einbringen würden. Hero verspürte einen gewissen Stolz, denn er hatte tatkräftig für diesen Sieg gekämpft. Er war verärgert, dass dieser Priester ihm schon wieder Sorgen bereiten wollte. Es war schlimm genug, dass sein Vater schwer verletzt worden war, aber Hero war zuversichtlich. Die Stärke Pantheers und die Hilfe des Orakels würden ihn wieder gesund machen. Er bettete sich
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