Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
Vom Netzwerk:
Swarjuka?
    »Und so vernichtest du deinen Feind?«, fragte Kellhus.
    »Was?«
    »Indem du ihn über die Flanken oder von hinten angreifst?«
    Cnaiür schüttelte die schwarze Mähne. »Nein. So überzeugt man seinen Feind.«
    »Man überzeugt ihn?«
    Cnaiür schnaubte. »Dieser Feldzug«, rief er auf Scylvendisch, »ist die ehrliche Variante deines schmutzigen Kriegs.«
    Kellhus ging darauf nicht ein. »Soll das heißen, dass jede Schlacht eigentlich eine Glaubensauseinandersetzung ist?«
    Cnaiür kniff die Augen zusammen und spähte erneut gen Süden.
    »Die Geschichtssänger bezeichnen die Schlacht als Otgai Wutmaga, als großen Streit. Beide Heere ziehen im Glauben, Sieger zu sein, ins Feld. Einem Heer muss dieser Glaube genommen werden. Angriffe über die Flanken oder im Rücken, Einschüchterungen, Irritationen, Schockeffekte – all das sind Argumente, die den Gegner davon überzeugen sollen, dass er besiegt ist. Denn wer sich besiegt glaubt, der ist besiegt.«
    »Also entscheidet die Überzeugung über den Ausgang einer Schlacht«, sagte Kellhus.
    »Ich sage doch, dass dieser Krieg eine ehrliche Sache ist.«
    Ich muss mich auf Skauras konzentrieren!
    Plötzlich unruhig geworden, zerrte Cnaiür an seinem Harnisch, als zwickte er ihn. Mit ein paar knappen Befehlen sandte er einen Reiter zu General Setpanares. Er musste wissen, wer die Ainoni von den Hügeln zurückgeschlagen hatte, obgleich die Schlacht bei der Rückkehr des Boten wohl schon entschieden wäre. Dann befahl er dem Hornisten, den General aufzufordern, seine Flanken zu sichern. Aus praktischen Erwägungen heraus hatten sie die Verständigungsmethode der Nansur übernommen und Gruppen von Blechbläsern übers ganze Schlachtfeld verteilt, die verschlüsselte Zahlen übertrugen, die bestimmten Warnungen und Kommandos entsprachen. Zwar hielt er den General der Ainoni für zuverlässig, doch sein Gebieter Chepheramunni war ein veritabler Schwachkopf.
    Und die Ainoni waren ein eitles, verweichlichtes Volk, was Skauras sicher ausnutzen würde.
    Cnaiür sah zu den Nansur und den Thunyeri hinüber. Die weiter entfernten Truppen, die im Anschluss an die Ainoni kämpften, schienen schon ihre Rampen hochzustürmen. Unter denen, die ihm am nächsten waren, konnte er einzelne Männer erkennen, die die ersten Flöße erfolgreich zum Einsatz brachten. Wo immer sie sie niederkrachen ließen, zerquetschten sie mehrere Shigeki. Die ersten Thunyeri stürmten schon johlend voran.
    Unterdessen kämpften sich Proyas und seine Getreuen durch sich auflösende Truppen der Shigeki. Die Sonne blitzte von ihren dreschenden Schwertern. Weiter im Westen jedoch – hinter dem Lehmziegeldorf und den dunklen Obstgärten im Rücken der Shigeki – konnte Cnaiür Reihen herannahender Reiter ausmachen: Skauras’ Reserven, wie er annahm. Durch den Dunst konnte er keine Standarten erkennen, doch ihre Zahl schien Besorgnis erregend. Also schickte er einen Boten los, um die Leute aus Conriya zu warnen.
    Alles verläuft nach Plan.
    Cnaiür hatte gewusst, dass die Shigeki, die die Flanken von Anwurat deckten, der Wucht von Proyas’ Angriff nicht würden standhalten können. Und auch Skauras war das offenbar klar gewesen. Nun ergab sich die Frage, wen der Sapatishah in die so entstandene Lücke schicken würde.
    Wahrscheinlich Imbeyan.
    Dann sah Cnaiür nach Norden, aufs offene Gelände also, wo die Reiter der Fanim vor Gothyelk und Saubon zurückgewichen waren und sich in den Schatten der hohen Mauern Anwurats zurückgezogen hatten.
    »Siehst du, wie Skauras Saubons Bemühungen vereitelt?«, fragte er.
    Kellhus musterte das Gelände und nickte. »Er kämpft eigentlich nicht, sondern zögert die Auseinandersetzung hinaus.«
    »Er gibt den Norden auf. Die Ritter der Galeoth und der Tydonni haben den Vorteil des Gaiwut, der Überraschung. Dafür haben die Kianene die Vorteile des Utmurzu, also der Geschlossenheit, und des Fira, der Schnelligkeit. Obwohl die Fanim dem Angriff der Inrithi nicht standhalten können, sind sie schnell und geschlossen genug, das Malk Unswaza zu bilden, einen Defensivkessel also.«
    Als er das sagte, sah er Verbände der Kianene herangaloppieren und die Reiter der Galeoth und Tydonni einkesseln.
    Kellhus nickte und beobachtete das Drama, das sich in der Ferne entwickelte. »Wenn der Angreifer zu ungestüm attackiert, läuft er Gefahr, seine Flanken zu öffnen.«
    »Was für die Inrithi typisch ist. Nur ihr überlegenes Angotma, ihr Mut, rettet sie.«
    Die Reiterei

Weitere Kostenlose Bücher