Der Prinz von Atrithau
stockte.
»So wird das aber nichts.«
Dann flammten blendend helle Lichter auf. Xinemus zog sein Schwert.
Blinzelnd richtete er den Blick auf die Gestalten, die um sie herum versammelt waren, auf ein Dutzend Javreh nämlich, die sie im Halbkreis umstanden und unter ihrem blauen und roten Umhang volle Kriegsmontur trugen. Sechs davon hatten die Armbrust auf sie angelegt.
Verblüfft und mit panisch kreisenden Gedanken senkte Xinemus das große Schwert seines Vaters.
Es ist um uns geschehen.
Hinter den Javreh standen drei Magier der Scharlachspitzen: der, den sie zuvor gesehen hatten, ein anderer, der ihm recht ähnlich sah, dessen Bart aber mit gelbem Henna gefärbt war, und ein Dritter, dessen Auftreten keinen Zweifel daran ließ, dass er der Chef war.
Im Kontrast zu seinem purpurroten Umhang wirkte er äußerst bleich und besaß offenbar keine Pigmente. Zweifellos war er chanvsüchtig. Noch eine kleine Obszönität, die dem Ganzen die Krone aufsetzte. Um die Taille trug er eine breite blaue Schärpe und einen goldenen Gürtel, den ein schwerer Anhänger, der ihm zwischen den Beinen baumelte, herunterzog. Dieser Anhänger zeigte Schlangen, die sich um eine Krähe wanden.
Die roten Augen musterten sie mit gequältem Vergnügen.
»Tss, tss, tss«, kam es von seinen Lippen, die so durchsichtig waren wie ertrunkene Würmer.
Ich muss etwas unternehmen! Doch zum ersten Mal in seinem Leben war Xinemus vor Angst wie gelähmt.
»Was ihr da umklammert haltet, um euch vor uns zu schützen«, fuhr der süchtige Hexenmeister fort, »diese Chorae – die spüren wir. Besonders wenn sie näher kommen. Das Gefühl ist schwer zu beschreiben… Als würde eine Steinmurmel auf ein dünnes Leinentuch treffen. Je mehr Murmeln dazukommen, desto stärker hängt das Tuch durch.«
Seine transparenten Lider flatterten. »Wir konnten euch beinahe riechen.«
Xinemus schaffte es, trotzig zu klingen. »Wo ist Drusas Achamian?«
»Das ist die falsche Frage, mein Freund. An Eurer Stelle würde ich mich eher fragen: ›Was habe ich getan?‹«
Xinemus fühlte gerechte Wut in sich auflodern. »Ich warne Euch, Hexenmeister. Gebt Achamian frei!«
»Ihr wollt mich warnen?«, fragte er und lachte amüsiert. Seine Wangen kräuselten sich wie Kiemen. »Solange Ihr nicht über raues Wetter sprecht, Herr Marschall, gibt es wohl kaum etwas, wovor Ihr mich warnen könnt. Euer Prinz ist in die Wüsten von Khemema marschiert. Ich versichere Euch, dass Ihr hier ganz allein seid.«
»Aber ich habe seine Verfügungsgewalt.«
»Nein, Euer Rang und Eure Stellung wurden Euch aberkannt. Aber das tut nichts zur Sache. Tatsache ist, dass Ihr Euch unbefugt hier eingeschlichen habt, mein Freund. Wir Ordensleute nehmen das sehr krumm und scheren uns keinen Deut um die Verfügungsgewalt von Prinzen.«
Xinemus spürte, dass sich ihm die Nackenhaare sträubten. Wie hatte er nur eine so unsinnige Aktion starten können!
Aber mein Pfad ist der Pfad des Gerechten.
Der Hexenmeister verzog das Gesicht zu einem schmalen Lächeln. »Sagt Euren Begleitern, sie sollen ihr Chorum fallen lassen. Das gilt natürlich auch für das Eure, Herr Marschall… Aber schön vorsichtig.«
Xinemus sah ängstlich erst auf die Armbrüste, dann auf die Javreh,die mit steinerner Miene auf sie zielten, und hatte das Gefühl, sein Leben hinge an einem seidenen Faden.
»Und zwar sofort!«, stieß der Magier hervor.
Alle drei Chorae plumpsten wie Pflaumen auf den Teppich.
»Gut. Wir sammeln sehr gern Chorae ein. Es ist gut zu wissen, wo sie sich befinden.«
Dann murmelte der Mann etwas vor sich hin, das seine purpurroten Augen in Zwillingssonnen verwandelte.
Xinemus wurde durch den Hitzestoß, der von hinten kam, auf die Knie geworfen und hörte ein Schreien.
Das Schreien von Dinchases und Zenkappa.
Als er sich umdrehte, lag Dinchases schon am Boden und war nur noch ein verkohltes, sich windendes Etwas, aus dem glühende Flammen schlugen. Zenkappa schlug wild mit den Armen um sich und schrie weiter, bis er sich in eine Feuersäule verwandelte. Dann stolperte er zwei Schritte in den dunklen Korridor und stürzte auf den Fußboden. Das Schreien verstummte, und nur noch das Geräusch brutzelnden Fetts war zu hören.
Auf den Knien stierte Xinemus die beiden Feuer an. Unbewusst hatte er sich die Ohren zugehalten.
Mein Pfad…
Behandschuhte Hände packten ihn, und mächtige Glieder drückten ihn zu Boden. Er wurde herumgerissen, um dem Chanvsüchtigen ins Gesicht zu sehen. Der
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