Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
Vom Netzwerk:
Schicksal!«
    Die Javreh hüpften wie brennende Tänzer, brüllten, stolperten und fielen längelang auf die dicken Teppiche der Kianene.
    Übel zugerichtet und nackt trat Achamian zwischen sie.
    »Iyokus!«, donnerte er.
    Abblätternder Stuck verglühte an seinem Abwehrzauber.
    »Iyokus!«
    Staub zitterte in der Luft.
    Mit Worten riss er die Wände vor sich ein und schritt durchs Leere, da der Fußboden eingebrochen war. Ziegel krachten von der Decke. Er spähte durch den dichten Staub pulverisierter Steine…
    … und war plötzlich in strahlendes Drachenfeuer getaucht.
    Er drehte sich zu dem Chanvsüchtigen um und lachte. Von unsichtbaren Mauern umgeben, kauerte der Geheimdienstchef der Scharlachspitzen auf einem schwebenden Stück Fußboden und sang ein abgehacktes Lied… Geier, deren Gefieder heller als das Sonnenlicht war, rauschten auf Achamians Abwehrzauber zu. Schimmernde Lava sprudelte von unten hoch und spülte gegen seine Abwehrformeln. Blitze kamen aus den vier Ecken des Zimmers.
    »Du bist besiegt, Iyokus!«
    Achamian attackierte den Abwehrzauber seines Gegners mit Geometrien aus Licht.
    Dann drückte ihn ein tobender Dämon zu Boden und schlug mit krallenbewehrten Fäusten auf ihn ein.
    Mit jedem Schlag hustete Achamian Blut.
    Er krachte in einen Schutthaufen und wehrte sich mit einer Stoßformel, die den Ciphrang rückwärts durchs Halbdunkel katapultierte. Dann blickte er auf, suchte Iyokus und sah ihn durch eine Bresche in der gegenüberliegenden Wand klettern. Er sang noch eine Zauberformel, und tausend Lichtstrahlen blitzten auf wie die Zähne eines Kamms, durchlöcherten die Wand und brachten sie und die Decke dahinter zum Einsturz. Weiß glühende Fäden strichen über Iyokus hinweg und breiteten sich fächerförmig am Nachthimmel aus.
    Er rappelte sich auf. »Iyokus!«
    Heulend sprang der Dämon ihn erneut an und blendete ihn mit seinem höllischen Licht.
     
     
    Achamian verkohlte die Krokodilshaut des Dämons, zerfetzte sein aus einer anderen Welt stammendes Fleisch und drosch ihm mit Steinkeulen auf den Elefantenschädel, bis er aus hundert Wunden Feuer blutete und heulte, dass die Steine sprangen und der Erdboden Risse bekam. Aber sterben wollte er noch immer nicht. Weitere Fußböden brachen ein, und die beiden bekriegten einander in dunklen Kellern, die in den Flammen ihres Zorns hell aufleuchteten.
    Hexenmeister und Dämon.
    Ciphrang war eine gepeinigte Seele, die in die Welt geworfen war. Worte hatten ihn ins Joch gespannt und zwangen ihn, eine Aufgabe zu erfüllen, nach deren Erledigung er freikäme.
    Achamian ertrug die schaurige Gewalt des Dämons, der ihm noch weitere schwere Verletzungen beibrachte.
    Am Ende kroch der Dämon unter seinem Lied im Staub, duckte sich wie ein geschlagenes Tier und verging in der Finsternis.
     
     
    Wie eine seelenlose Hülle, die nur ein stur verfolgtes Ziel noch aufrecht hält, ging Achamian nackt durch die rauchenden Trümmer. Er stolperte Schutthänge hinunter, staunte darüber, diese Verwüstungen herbeigeführt zu haben, und sah die Leichen derer, die er in Flammen hatte aufgehen lassen oder auf andere Weise vernichtet hatte.
    Die Nacht war kühl, und er genoss es, endlich wieder frische Luft zu schmecken.
    Dann ging er ohne Empfindung in den Teil des Gebäudekomplexes, der unversehrt geblieben war, und kam sich dabei vor wie ein Gespenst, das an den Ort zurückkehrt, an den es die lebhaftesten Erinnerungen hat. Nach einiger Zeit fand er Xinemus schließlich. Er war angekettet, weinte und suchte mit Armen und Beinen seine Nacktheit zu bedecken. Geraume Zeit saß Achamian einfach nur neben ihm.
    »Ich bin blind!«, jammerte der Marschall. »Gütiger Sejenus, ich bin blind!«
    Er tastete nach Achamians Wangen und packte sie dann.
    »Es tut mir so leid, Akka. Es tut mir so leid.«
    Doch die einzigen Worte, die Achamian in den Sinn kamen, waren tödliche Zauberformeln.
    Als sie endlich das zerstörte Anwesen der Scharlachspitzen verließen und durch die Gassen Iothiahs humpelten, musterten die verblüfften Passanten – Shigeki, bewaffnete Kerathoten und die wenigen Inrithi, die in der Stadt in Garnison lagen – sie so erstaunt wie entsetzt, trauten sich aber nicht, sie etwas zu fragen. Auch folgten sie den beiden Männern nicht, als sie in die dunkle Stadt schlurften.

20. Kapitel
     
    CARASKAND
     
     
     
    Die Ungebildeten denken Gott analog zu den Menschen und verehren ihn daher in Gestalt vieler Götter. Die Gebildeten denken Gott analog zu

Weitere Kostenlose Bücher