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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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etwas eigenartig Totes bekommen, als wollte sie unbedingt Abstand zu etwas herstellen, das ihr einmal sehr nah gewesen war.
    Sag es bitte nicht!
    Sein Blick schweifte durch den luxuriös ausgestatteten Raum, und er gestikulierte fahrig herum. Dann versuchte er zu lachen und meinte: »Hier sieht’s aus wie im Zelt eines Hexenmeisters.« Ein Schluchzen drang ihm aus der Kehle. »Wo wirst du nächstes Mal landen, wenn ich sterbe? Etwa auf den Andiamin-Höhen…« Er versuchte zu lächeln.
    »Akka«, flüsterte sie, »ich bin von ihm schwanger.«
    Sie ist eben doch eine Hure.
    Unter seiner Tarnkappe bahnte Achamian sich einen Weg durch die versammelten Inrithi und an den Signalfeuern der Tempelritter vorbei. Dabei dachte er an die Schreie und einstürzenden Wände von Iothiah. O ja, er kannte die Macht seines Lieds und wusste, was er mit seiner Stimme alles zertrümmern konnte.
    Und er kannte die bittere Lust der Vergeltung.
    Ein großer Baum wuchs in den Nachthimmel, ein ehrwürdiger Eukalyptus – zu alt, um namenlos zu sein. Sein erster Gedanke war, ihn in Brand zu setzen, ihn in ein Leuchtfeuer seiner Wut zu verwandeln, in einen Scheiterhaufen für den Betrüger, den Verführer! Doch er spürte die drei Chorae, die die Männer des Stoßzahns an seinen Bronzering gebunden hatten. Und er sah, dass Kellhus litt.
    Achamian kroch unter den Baum, ließ sich auf dem Laubteppich nieder, umklammerte seine Knie und schaukelte im Dunkeln vor und zurück. Er konnte einfach nicht glauben, was er sah.
    Serwë war tot.
    Und Kellhus war an sie gefesselt – Arm an Arm, Brust an Brust, Wange an Wange.
    Nackt hing er da und drehte sich langsam im Nachtwind, als wickelte der Ring den Faden seines Lebens ab.
    Wie hatte es nur so weit kommen können?
    Achamian hörte auf zu schaukeln und saß reglos da. Er hörte das Hanfseil knarren und roch Eukalyptus und Tod. Seine Erregung legte sich, und sein Körper wurde zum kalten Gefäß seiner Wut und seines Kummers.
    Jenseits der Tempelritter, die den Baum ringsum abgeriegelt hatten, saßen Tausende dicht an dicht auf dem Platz und sangen Hymnen und Klagelieder für ihren Kriegerpropheten. Der Klang einer Flöte drang durch den Lärm, war mal hier, mal dort zu hören, verlor sich und kehrte in tieftraurigem Crescendo zurück.
    Achamian schlang sich im Dunkeln die Arme um den Leib.
    Wie konnte es nur so weit kommen?
    Zitternd rieb er sich die Augen mit Daumen und Zeigefinger. Ihn fror. Sein Herz war ein Lumpen, der um einen kalten Stein gewickelt war.
    Er wandte den Kopf dem Objekt seines Hasses entgegen. Dabei liefen ihm Tränen über die Wangen.
    »Wie konntet ihr mich nur so hintergehen?«, murmelte er leise. »Ihr zwei – du, Kellhus, und Esmenet – seid die einzigen Menschen, die mir wirklich etwas bedeuten! Ihr wusstet doch, wie leer mein Leben war. Das wusstet ihr genau! Ich versteh das nicht… Ich versuche es ja, aber es will mir nicht in den Kopf. Wie konntet ihr mir das antun?«
    Er wimmerte leise und ratlos in sich hinein.
    Dann packte ihn der Zorn.
    »Ich kann dich töten, Kellhus!«, keuchte er. »Dich brennen lassen, bis dir die Augen platzen, du Verräter! Ich kann dafür sorgen, dass du dir die Seele aus dem Leib brüllst! Ganze Armeen kann ich mit meinem Lied verbrennen und dir die geballte Qual von tausend Menschen zufügen! Mit meinen Zauberformeln kann ich dich auslöschen, so dass höchstens ein Häufchen Asche von dir bleibt!«
    Er begann zu weinen.
    »Du Mistkerl…«, keuchte er und verspürte Atemnot.
    Er ließ den Kopf hilflos kreisen wie ein Junge, der zu tief verletzt war, um noch wirklich zornig zu sein, und drosch linkisch die Faust ins Laub.
    »Du verdammter Mistkerl…«
    Er sah sich benommen um, wischte sich halbherzig mit dem Ärmel übers Gesicht und schniefte.
    »Du hast eine Hure aus ihr gemacht… Du hast meine Esmi zu einer Hure gemacht…«, flüsterte er.
    Kellhus und Serwë drehten sich langsam im Kreis. Der Nachtwind trug Achamian Gelächter zu. Der dunkle Baum schien unverwandt auszuatmen.
    »Achamian…«, flüsterte Kellhus.
    Die Worte verschlugen ihm vor Entsetzen den Atem.
    Er darf doch gar nicht sprechen!
    »Er hat gesagt, dass du kommen würdest«, klang es von der Wange der Toten zu ihm herüber.
    Einen Moment lang hatte Achamian den Eindruck, der Dûnyain hinge mit ausgestreckten Armen und Beinen vor einem Spiegel und Serwë wäre nur sein Spiegelbild.
    Achamian schauderte es. Was haben sie dir nur angetan ?
    Erstaunlicherweise hatte der

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