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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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verzweifelten Blick und die nachdenkliche Stirn, den blauen Umhang und das an den Knien verschmutzte Reisegewand.
    Warum sah Achamian bloß immer so ärmlich aus?
    »Was dann?«, fragte der Ordensmann, dem seine abgerissene Erscheinung offenbar nichts ausmachte.
    Proyas stieß noch einen Seufzer aus und sah erneut kurz zu dem Pergament auf seinem Schreibtisch hinüber. Der Wind fegte durch die schwarzen Zedern und trug ein fernes Donnern heran.
    »Na ja«, meinte Proyas, »zunächst war da der Scylvendi mit seinem Hass auf Kellhus, und ich fragte mich: Wie kann dieser Mann, der ihn besser kennt als wir alle, ihn so verachten?«
    »Wegen Serwë natürlich«, entgegnete Achamian. »Kellhus hat mir erzählt, der Barbar habe sie geliebt.«
    »Cnaiür hat ungefähr das Gleiche gesagt, als ich ihn das erste Mal fragte… Aber etwas an seinem Verhalten hat mich vermuten lassen, da stecke mehr dahinter. Er ist so grimmig und doch so melancholisch. Und sehr kompliziert.«
    »Er ist sehr dünnhäutig«, sagte Achamian. »Aber ich nehme an, seine Wunden vernarben ziemlich gut.«
    Mehr als ein missmutiges Grinsen konnte diese Bemerkung Proyas nicht entlocken. »Hinter Cnaiür von Skiötha steckt mehr als du ahnst, Akka – lass dir das gesagt sein. In mancher Hinsicht ist er so bemerkenswert wie Kellhus. Sei froh, dass er auf unserer Seite kämpft und nicht auf der des Padirajah.«
    »Worauf wollt Ihr hinaus, Proyas?«
    Der Prinz von Conriya runzelte die Stirn. »Ich will darauf hinaus, dass ich ihn noch ein zweites Mal zu Kellhus befragt habe – kurz nachdem wir hier eingeschlossen wurden…«
    »Und?«
    »Und er hat gesagt, ich solle Kellhus selbst fragen. Und bei dieser Gelegenheit habe ich dann…« Proyas zögerte und versuchte vergebens, einigermaßen feinfühlig fortzufahren. Wieder drang Donnergrollen durch die Balkontüren herein.
    »… Esmenet in seinem Bett angetroffen.«
    Achamian schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, war sein Blick erstaunlich fest und klar.
    »Und da wurden aus Euren Bedenken plötzlich echte Zweifel… Ich bin gerührt.«
    Proyas beschloss, diesen Sarkasmus zu ignorieren.
    »Danach tat ich Conphas’ Argumente nicht mehr pauschal ab, sondern ließ mir die Dinge eine Weile durch den Kopf gehen. Einerseits litt ich Qualen bei all dem, was geschah – und noch geschieht! –, andererseits hatte ich große Angst, Öl ins Feuer zu gießen, falls ich mich auf die Seite von Conphas und den anderen schlüge.«
    »Ihr habt also einen Krieg zwischen Orthodoxen und Zaudunyani befürchtet.«
    »Ich fürchte ihn noch immer!«, rief Proyas. »Obwohl das recht egal ist, da der Padirajah mit seinen Wüstenwölfen auf uns wartet.«
    Wie hatte es nur so weit kommen können? Schöne Bescherung!
    »Und was hat schließlich zu Eurer Entscheidung geführt?«
    »Der Scylvendi«, sagte Proyas achselzuckend. »Conphas hat ein paar Männer aufgetrieben, die behaupteten, einen Mann zu kennen, der früher mit den Karawanen in den hohen Norden gezogen sei und kurz vor seinem Tod in der Wüste gesagt habe, in Atrithau gebe es keine Prinzen.«
    »Bloßes Gerede«, sagte Achamian. »Völlig unhaltbar – und das wisst Ihr. Vermutlich eine Finte von Conphas. Tote haben die Angewohnheit, die zweckdienlichsten Geschichten zu erzählen.«
    »Das hab ich auch gedacht, doch dann hat der Scylvendi die Geschichte bestätigt.«
    Achamian beugte sich vor. Seine Stirn war vor Wut und Bestürzung ganz zerfurcht. »Bestätigt? Wie meint Ihr das?«
    »Er hat Kellhus einen Fürsten ohne Land genannt, einen Hochstapler also.«
    Der Mandati saß eine Zeit lang reglos da. Sein Blick ging ins Leere.
    Wie alle kannte er die Strafen für Verstöße gegen die Ständeordnung. Die Adligen im Gebiet der Drei Meere hielten ihren Stammbaum nicht nur aus Gründen der Tradition oder der Pietät hoch.
    »Er könnte gelogen haben«, grübelte Achamian. »Vielleicht, um so wieder in den Besitz von Serwë zu gelangen?«
    »Das könnte er – wenn man bedenkt, wie er auf ihre Hinrichtung reagiert hat…«
    »Serwë wurde hingerichtet?«, rief der Hexenmeister empört. »Wie konnte das passieren, Proyas? Wie konntet Ihr das zulassen? Sie war doch nur…«
    »Frag Gotian!«, platzte der Prinz von Conriya heraus. »Die beiden gemäß dem Recht des Stoßzahns anzuklagen und abzuurteilen, war seine Idee! Das würde die Sache legitimieren, meinte er. Dann sähe es nicht so aus wie…«
    »Wie das, was es war?«, fragte Achamian

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