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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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denn tun sollen? Soweit wir wissen, sitzen mehrere dieser Kreaturen gegenwärtig unter uns…« Er musterte die erschrockenen, meist bärtigen Gesichter ringsum. »Bei euch auf den Rängen… «, fuhr er mit schwungvoller Handbewegung fort, »… oder sogar hier am Tisch.«
    Besorgtes Gemurmel erhob sich.
    »Und nun verratet mir angesichts dessen, wie selbst der Hexenmeister diese Wesen einschätzt, wem ich hätte vertrauen sollen«, fuhr Conphas fort. »Ihr habt von ihm gehört, dass es unmöglich ist, sie aufzuspüren. Ich habe getan, was ich tun konnte«, sagte er und richtete seine verschlagenen Augen auf Achamian, obwohl er weiter zu den Hohen Herren sprach. »Ich habe die Lage genau beobachtet, und als ich endlich wusste, wer der Hauptkundschafter war, habe ich gehandelt.«
    Achamian fuhr in seinem Stuhl auf und wollte protestieren, doch es war zu spät.
    »Wer?«, riefen Chinjosa, Gothyelk und Hulwarga gleichzeitig.
    Conphas zuckte die Achseln. »Der Mann, der sich Kriegerprophet nennt… Wer sonst?«
    Ein höhnischer Ruf drang durch den Saal, wurde aber von einem Chor tadelnder Stimmen niedergebrüllt.
    »Unsinn!«, rief Achamian. »Reiner Blödsinn!«
    Conphas’ Brauen schnellten hoch, als wäre er bass erstaunt, dass man etwas so Offensichtliches übersehen konnte. »Aber du hast doch gerade gesagt, nur er könne diese Abscheulichkeiten wahrnehmen.«
    »Ja, aber…«
    »Dann erzähl uns doch mal, wie!«
    Achamian war überrumpelt und konnte ihn nur anstarren. Nie war ihm jemand so schnell zuwider geworden.
    »Nun«, fuhr Conphas fort, »die Antwort liegt auf der Hand: Er sieht sie, weil er weiß, wer sie sind.«
    Aus dem Konzept gebracht, ließ Achamian den Blick über die lärmenden Ränge wandern und sah von einem bärtigen Gesicht zum nächsten. Unvermittelt wurde ihm bewusst, dass Conphas Recht hatte: Selbst jetzt beobachteten ihn die Hautkundschafter – mit Sicherheit! Ja, die Rathgeber hatten ihn im Visier. Und sie lachten.
    Er merkte, dass er die Tischkante umklammert hielt.
    »Und wie hat er wissen können«, rief Saubon, »dass ich bei Mengedda die Oberhand behalten würde? Warum wusste er, wo sich im Wüstensand Wasser finden ließ? Und weshalb erkennt er die Wahrheit in den Herzen der Menschen?«
    »Weil er der Kriegerprophet ist!«, brüllte einer von oben. »Der Wahrheitsträger! Der Lichtbringer! Das Heil des…«
    »Das ist Gotteslästerung!«, schrie Gothyelk und schlug zweimal mit der Faust auf den Tisch. »Er ist ein Hochstapler! Es kann keinen Propheten mehr geben! Inri Sejenus ist die wahre Stimme Gottes! Die einzige…«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte Saubon, als betrauerte er einen missratenen Bruder. »Wie oft…«
    »Er hat euch verzaubert!«, rief Conphas im Kasernenhofton. »Er hat euch alle verhext!« Als der Tumult etwas nachließ, fuhr er genauso schneidig fort: »Wie gesagt – wir haben die wichtigste Frage außer Acht gelassen, nämlich: Wer sind die Scheusale, die Jagd auf uns machen und unerkannt unseren geheimsten Beratungen beiwohnen?«
    »Sag ich ja«, pflichtete Chinjosa ihm bei. »Wer also?«
    Ikurei Conphas sah Achamian unverblümt an, als verlange er von ihm eine Antwort.
    »Na, Ordensmann?«
    Achamian begriff, dass er nichts ausrichten konnte. Conphas kannte seine Antwort und wusste, dass die anderen sie spöttisch abtun würden. Die Rathgeber waren Kindermärchen entsprungen – und dem Hirn verrückter Mandati. Der Hexenmeister sah Conphas wortlos an und bemühte sich, seine Bestürzung hinter einer Maske aus Verachtung zu verbergen. Obwohl er Beweise hatte, stellten sie ihn mit bloßen Worten kalt und weigerten sich, ihm zu glauben!
    Conphas sah ihn höhnisch an, als wollte er sagen: Du machst es dir zu leicht.
    Dann wandte er sich plötzlich an die anderen. »Aber du hast meine Frage ja schon beantwortet, oder? Als du sagtest, diese Wesen seien kein Produkt der Hexenkunst – jedenfalls keiner Hexenkunst, die Ordensleute wahrnehmen können.«
    »Soll das heißen«, fragte Saubon, »dass sie Cishaurim sind?«
    Achamian merkte, dass Proyas ihn besorgt ansah.
    Warum redest du nicht?
    Doch Erschöpfung hatte ihn ergriffen, ein lähmendes Gefühl der Niederlage. Ihm stand vor Augen, wie beschwörend Esmenet auf ihn eingeredet hatte – mit einem fremdartigen Blick, in dem herzzerreißende Gedanken und treulose Begierde gelegen hatten.
    Wie konnte das geschehen ?
    »Was sollen sie sonst sein?«, fragte Conphas und erschien als die Stimme der Vernunft

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