Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
Vom Netzwerk:
Akka – stell dir das vor! Die Ainoni haben offenbar eine Vorliebe für Jünglinge, und die Leute aus Conriya bevorzugen Huren aus Galeoth – wegen der milchweißen Haut. Die Thunyeri dagegen sind ganz wild nach mir, aber ziemlich brutal, zumal, wenn sie betrunken sind. Und geizig! Doch die Galeoth sind eine wahre Freude – sie klagen zwar, dass ich zu dünn bin, lieben aber meine Haut. Leider haben sie hinterher oft Schuldgefühle und Zorn – sie sind eben nicht an Huren gewöhnt, vermutlich, weil es bei ihnen so wenig alte Städte, so wenig Handel gibt…«
    Sie musterte Achamian mit einem so bitteren wie prüfenden Blick. Er ging mit zugekniffenen Augen weiter.
    »Das Geschäft lief gut«, sagte sie und schaute weg.
    Die alte Wut kochte wieder in ihm hoch – die Wut, die ihn Monate zuvor aus ihren Armen getrieben hatte. Er ballte die Fäuste und stellte sich vor, sie zu schütteln und zu schlagen. Scheißhure!, wollte er schreien.
    Warum erzählte sie ihm das alles? Warum erzählte sie ihm, was er nicht zu ertragen vermochte?
    Besonders, da sie ihm andere Antworten schuldig blieb…
    Warum hast du Sumna verlassen? Wie lange hast du dich vor mir versteckt? Wie lange?
    Doch ehe er etwas sagen konnte, ging sie auf ein Feuer zu, an dem lauter Frauen mit bemalten Gesichtern saßen – noch mehr Huren.
    »Esmi!«, rief eine dunkelhaarige Frau schroff. Ihre Stimme klang eher männlich. »Wer ist denn dein…« Sie unterbrach sich, nahm Achamian genauer in Augenschein und fragte dann lachend: »Wer ist denn dein unglücklicher Freund?« Sie hatte kräftige Glieder und eine stämmige Taille, war aber nicht fett, gehörte mithin zu der Sorte Frauen, die von so manchem Norsirai sehr geschätzt wurde, wie Esmenet ihm einmal erzählt hatte. Achamian merkte gleich, dass sie zu denen gehörte, die schlechte Manieren mit Kühnheit verwechselten.
    Esmenet hielt an und zögerte so lange, dass Achamian die Stirn runzelte. »Das ist Akka.«
    Die Schlampe hob ihre buschigen Brauen. »Der berüchtigte Drusas Achamian?«, fragte sie. »Der Ordensmann?«
    Er sah Esmenet an. Wer war diese Frau?
    »Das ist Yasellas«, sagte sie, als würde ihr Name alles erklären. »Yassi.«
    Yasellas taxierte Achamian. »Und was machst du hier, Akka?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich folge dem Heiligen Krieg.«
    »Wie wir!«, rief sie. »Obwohl wir einem anderen Stoßzahn nachmarschieren…« Die anderen Huren lachten laut los.
    »Und dem kleinen Propheten«, fügte eine andere heiser hinzu. »Aber der ist nur für eine Predigt gut…«
    Alle Frauen brüllten vor Lachen – nur Yassi lächelte.
    Sie rissen weiter Witze, doch Esmenet zog Achamian schon in die Dunkelheit – wohl dorthin, wo sich ihr Lager befand.
    »Wir zelten in Gruppen«, sagte sie und kam damit allen Fragen und Beobachtungen zuvor. »Wir passen aufeinander auf.«
    »Das hatte ich mir gedacht…«
    »Hier schlafe ich.« Sie ließ sich vor den schmierigen Klappen eines niedrigen, keilförmigen Zelts, das dem von Achamian ähnelte, auf die Knie nieder. Er war erleichtert, dass sie ohne weitere Worte ins dunkle Zelt kroch, und folgte ihr.
    Drin gab es kaum genug Platz, um aufrecht zu sitzen. Trotz Räucherstäbchen roch es nach Beischlaf – wenn auch vielleicht nur, weil Achamian nicht aufhören konnte, sich sie mit anderen Männern vorzustellen. Sie zog sich mit der Routine einer Hure aus, und er besah sich ihre geschmeidige Silhouette. Im schwachen Feuerschein wirkte sie ungemein zerbrechlich, klein und traurig. Zu denken, dass sie hier Nacht für Nacht unter diversen Männern keuchte…
    Ich muss das in Ordnung bringen!
    »Hast du eine Kerze?«, fragte er.
    »Einige, aber das Zelt wird anfangen zu brennen.« Feuer war die ewige Furcht derer, die in Städten aufgewachsen waren.
    »Nein«, entgegnete er. »Nicht, wenn ich dabei bin.«
    Sie zog eine Kerze aus einem Bündel in der Ecke, und Achamian entzündete sie mit einem Wort. In Sumna hatte sie über solche Tricks immer gestaunt. Jetzt betrachtete sie ihn nur noch mit resignierter Vorsicht.
    Beide blinzelten im Licht. Esmenet zog eine schmutzige Decke über ihren Schoß und sah mit leerem Blick auf den Deckenwust zwischen ihnen.
    Er schluckte. »Esmi? Warum erzählst du mir das alles?«
    »Weil ich es wissen musste«, gab sie zurück und besah ihre Hände.
    »Was wissen? Was mich zum Zittern bringt? Was meinen Blick entsetzt hin und her schießen lässt?«
    Ihre Schultern zuckten im Halbdunkel, und Achamian merkte, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher