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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Rathberg auf dem Weg nach Tegernsee. Als Rathberg den Polizeiwagen vor dem Hoteleingang sah, stockte ihm einen Moment lang der Atem. Er erwog, die Aktion abzubrechen. Aber der Streifenwagen war leer. Das bedeutete zwei Polizisten weniger auf den Straßen um den Tegernsee.
    Fünf Minuten später passierte Rathberg die Bushaltestelle vor der Schule. Das Mädchen war noch nicht da. Rathberg beschloss, nicht anzuhalten, sondern weiterzufahren. Nach zweihundert Metern bog er rechts in die Bahnhofstraße ab, von dort nach wenigen Metern weiter in die Straße zum Sommerkeller. Hier wendete er den Wagen und wartete. Dabei hatte er die etwas stärker befahrene Bahnhofstraße im Auge. Etwa ein halbes Dutzend Fahrzeuge fuhren vorbei. Das letzte nach etwa drei Minuten war ein Streifenwagen, der in Richtung Hauptstraße und Schule fuhr. Rathberg wurde nervös. Er dachte fieberhaft nach, ob er abwarten sollte. Doch das würde bedeuten, dass er nicht wusste, wohin der Streifenwagen fuhr. Rathberg musste das Risiko eingehen und dem Polizeiwagen hinterherfahren. Kaum dass er die Sommerkellerstraße verlassen hatte, sah er den Polizeiwagen fünfzig Meter vor sich. Er wartete an der Einmündung zur Hauptstraße und hatte den Blinker links gesetzt. Das hieß, er würde in Richtung Bushaltestelle fahren. Allerdings Richtung Rottach. Rathberg atmete durch. Auch er musste zur Bushaltestelle. Dort würde er aber wenden und in die entgegengesetzte Richtung nach Gmund fahren. An der Einmündung in die Hauptstraße wartete Rathberg so lange, bis er sehen konnte, dass der Polizeiwagen tatsächlich an der Bushaltestelle vorbeifuhr und seinen Weg nach Rottach fortsetzte.
    Das Mädchen wartete bereits und war etwas aufgeregt. Es hatte nicht damit gerechnet, von Rathberg abgeholt zu werden.
    »Ich dachte, Sie schicken einen Fahrer.«
    »Wollten wir. Aber der muss für den Regisseur nach München fahren und irgendein Mineralwasser holen, das es hier nicht gibt. Regisseure! Ich sag’s Ihnen!«
    Das Mädchen stieg in den Wagen.
    »Haben Sie die Einverständniserklärung dabei?«
    »O Gott! Die hab ich natürlich vergessen. Aber meine Mutter hat sie unterschrieben. Sie liegt zu Hause. Wir können sie noch holen.«
    »Keine Zeit. Wir sind ein bisschen in Eile. Schicken Sie sie an den Sender. Das ist schon okay.«
    Rathberg fuhr los und wendete.
    »Wo treffen wir den Regisseur?«
    »Auch wieder alles ganz anders. In Gmund am Bergfriedhof. Findet er ganz super. Weil da wächst im Hintergrund der Turm der Gmunder Kirche quasi aus der verschneiten Wiese.«
    »Sie sind irgendwie nicht so begeistert.«
    »Hört man das?«
    »Schon.« Das Mädchen lachte.
    »Tut mir leid. Wenn die Kreativen alle fünf Minuten alles über den Haufen werfen, das geht mir einfach auf den Wecker. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Zu Ihnen wird er nett sein.«
    Rathberg blickte in den Rückspiegel. Dort sah er zu seinem Entsetzen, dass der Streifenwagen gewendet hatte und jetzt ebenfalls in Richtung Gmund unterwegs war. Der Polizeiwagen war noch weit genug hinter Rathberg. Es war unwahrscheinlich, dass die Polizisten den Transporter schon gesehen und identifiziert hatten. Dennoch – das war kein Zustand mit der Polizei im Nacken. Wenn Rathberg aus irgendeinem Grund anhalten musste, würden sie unweigerlich auf ihn aufmerksam werden. Rathberg fuhr rechts in eine kleine Seitenstraße und hielt an.
    »Was ist?«, fragte das Mädchen.
    »Ich muss kurz was nachsehen.« Rathberg griff hinter sich, holte eine Aktenmappe nach vorne und kramte darin herum. Währenddessen behielt er unauffällig den Rückspiegel im Auge. Nach kurzer Zeit fuhr der Streifenwagen durchs Bild. Rathberg legte die Aktenmappe weg, wendete und fuhr wieder auf die Hauptstraße. Jetzt waren sie hinter dem Polizeifahrzeug. Rathberg achtete darauf, genug Abstand zu halten. Er hoffte, dass die Polizisten die nächsten vier Kilometer nicht auf die Idee kamen anzuhalten.
     
    Wallner stapfte mit großen Schritten den verschneiten Forstweg entlang. Er hielt sich in der grob geriffelten Reifenspur des Traktors. Selbst das war mühsam. Wallner rutschte das eine ums andere Mal aus und musste sich mit der Hand im seitlichen Tiefschnee abstützen. Es war kalt geworden. Auf der Fahrt hatte die Sonne das Wageninnere aufgeheizt. Hier im Wald, der sich einen sanft ansteigenden Nordosthang hinaufzog, hatte sich die Sonne schon vor einiger Zeit zurückgezogen. Wallner hätte jetzt trotz Daunenjacke erbärmlich gefroren, wäre er

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