Der Prinzessinnenmörder
wissen?«
»Um festzustellen, ob Sie uns anlügen.« Mike hatte ein Buch halb aus dem Regal gezogen, dessen Cover eine Teufelsfratze zeigte. Es handelte sich aber nur um ein Werk über spätgotische Baukunst. Er schob es wieder zurück.
»Herr Kohlweit – Sie waren letztes Wochenende am Spitzingsee. Sie hatten dort eine Hütte gemietet.«
»Ja und? Ich brauch auch mal Erholung. Das ist ja nicht verboten. Ich kann mir Hütten mieten, wo ich will. Was unterstellen Sie mir?«
»Gar nichts. Wir haben bis jetzt auf jede Mutmaßung verzichtet. Es wäre allerdings besser, wenn Sie uns sagen, wer noch auf der Hütte war und was dort passiert ist.«
Kohlweit schüttelte heftig den Kopf. »Außer mir war niemand da. Und was, bitte, soll passiert sein?! Ich … ich lass mir doch nicht einen Strick drehen, nur weil ich Bücher über aktuelle Themen lese. Sagen Sie doch endlich, was Sie vermuten. Und dann beweisen Sie’s mir!«
»In diesem Augenblick ist die Spurensicherung auf dem Weg in die Hütte, die Sie gemietet hatten. Wenn Sie mit Pia Eltwanger dort waren, dann werden wir Spuren von dem Mädchen finden. So gut können Sie gar nicht putzen.«
Kohlweit schwieg. Schwitzte auf der Stirn und schwieg. Aber seine Lippen bewegten sich, formulierten Antworten, die sein Verstand sofort wieder verwarf. Untaugliche Antworten, die nichts erklärten oder rasch als Lüge zu enttarnen waren. Worte, die zu wenig Sinn machten, als dass es sich lohnte, sie auszusprechen.
»Wie haben Sie Gertraud Dichl kennengelernt?«, fragte Mike. Er hatte immer noch nichts in dem Bücherregal entdeckt und wurde langsam ungeduldig.
»Wer ist das?«
»Ja, wie blöd von mir!« Mike ging zu Kohlweit und stellte sich vor ihn. »Jetzt hab ich einfach vorausgesetzt, dass Sie die Mädchen, die Sie umbringen, alle mit Namen kennen.«
Kohlweit schwitzte weiter, hörte aber auf, die Lippen zu bewegen. Stattdessen schüttelte er mit ruckartigen Bewegungen den Kopf und blickte ins Nichts. Es war zu sehen, dass er kurz davor war, eine Formulierung zu finden.
»Ich habe niemanden umgebracht. Ich verbitte mir jegliche Unterstellung. Verlassen Sie jetzt bitte meine Wohnung. Sie haben kein Recht, hier zu sein.«
»Doch, haben wir«, sagte Wallner.
»Haben Sie etwas Schriftliches?«
»Gefahr im Verzug. Das gilt auch mündlich.«
Kohlweit stand auf und ging ans Fenster. Die Kommissare ließen ihn eine Weile nach draußen starren. Der Anblick von Kreuthner, der vor dem Fenster Posten bezogen hatte, würde Kohlweit vielleicht die Aussichtslosigkeit seiner Lage verdeutlichen und ihn zu einem raschen Geständnis bewegen.
»Der Moment, kurz bevor’s endgültig vorbei ist, der ist der schlimmste. Sagen alle«, sagte Wallner.
Kohlweit verschränkte die Hände vor der Brust und glotzte zu Kreuthner hinunter.
»Sie sind intelligent. Sie wissen, wenn’s vorbei ist. Eine Frage der Zeit. So lange, wie ein DNA-Test dauert.«
»Sie glauben, Sie können mir einen Mord beweisen? Glauben Sie das? Ja?« Kohlweit stand immer noch mit dem Rücken zu Wallner und Mike.
»Zwei Morde.«
»Sie haben nicht die geringste Ahnung.« Kohlweit drehte sich um.
»Befreien Sie uns von unserer Ahnungslosigkeit. Reden Sie.«
Kohlweit betrachtete nachdenklich die vielen Bücher an der Wand. Dann sagte er: »Ich muss kurz austreten.«
Kohlweit setzte sich in Bewegung, doch Wallner hielt ihn auf.
»Wir hätten gern, dass die Tür offen bleibt.«
Wallner gab Mike ein Zeichen. Mike ging hinaus zur Toilette und inspizierte sie kurz. Sie war nicht im Bad, sondern ein separater Raum. Mike nahm den innen steckenden Schlüssel an sich. Dann kam er ins Wohnzimmer zurück und sagte »bitte«. Kohlweit ging hinaus in Richtung Toilette, Mikes Blick begleitete ihn. Doch Kohlweit ging an der Toilette vorbei, zwei Meter weiter zu einer Stahltür. Noch bevor Mike reagieren konnte, hatte Kohlweit die Stahltür geöffnet und war dahinter verschwunden. Als sich Mike auf die Klinke der Tür stürzte, vernahm er gerade noch das knirschende Geräusch des sich drehenden Schlüssels. Mike schlug gegen die Tür und schrie, dass Kohlweit die Scheißtür aufmachen solle und ob er denke, dass sie ihn da drin nicht kriegen würden. Mike tobte noch ein paar Sekunden, bis er merkte, dass Wallner neben ihm stand. Wallner hatte die Hände in den Hosentaschen und sagte: »Ich glaub nicht, dass ihn das überzeugt.«
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19 . Kapitel
K reuthner war ein guter Polizist. Einer, der aus der Gegend kam, der jeden
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