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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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er.
    »Gar nichts. Ich hab Sie angeschwindelt.«
    »Warum?«
    »Ich habe keine Lust zu erklären, was ich mache. Und jetzt entschuldigen Sie mich.«
    Der Mann ging zu seinem Wagen.
    »Wissen Sie, wo die Bismarckstraße ist? Sie können mich auch hinfahren.«
    »Tut mir leid. Ich bin nicht von hier. Ich kann Sie zur B 1 mitnehmen.«
    »Frau Dr.Jochbein wohnt in der Bismarckstraße. Sie können mich da ohne weiteres hinfahren. Das wäre in Übereinstimmung mit Ihren Direktiven.«
    Der Mann sah Wickede nachdenklich an, soweit man das sagen konnte, da ja sein Gesicht fast völlig verdeckt war.
    »Wissen Sie was? Ich glaube, wir reden aneinander vorbei. Steigen Sie ein, dann fahre ich Sie zum Bahnhof. Von da können Sie ein Taxi nehmen oder mit der Straßenbahn fahren.«
    »Bismarckstraße. Das ist für mich nicht verhandelbar.«
    »Dann tut’s mir leid, mein Freund. Man sieht sich.«
    Der Mann stieg in seinen Wagen und fuhr weg, ohne Wickede eine Erklärung für sein unhöfliches Verhalten zu geben. Wickede sah sich um. Er war wieder alleine. Vielleicht hätte er das Angebot, bis zum Bahnhof mitzufahren, annehmen sollen. Wickede ging zum Brückengeländer und betrachtete den Knoten des Seils. Es war ein buntes Seil aus Kunststoff. Eines von der Art, wie es die Bergsteiger verwendeten. Den Knoten, mit dem das Seil am Geländer befestigt war, erkannte Wickede als Palsteg. Den hatte er auf einem Segeltörn in der elften Klasse immer und immer wieder geknüpft, um sich zu beruhigen. Die Enge auf dem Schiff hätte ihn sonst über Bord getrieben. Wickede berührte den Knoten und das unmittelbar daran anschließende Stück Seil. Er spürte großen Zug. Was immer daran hing, es war schwer. Wickede beugte sich über das Brückengeländer. Das Seil hing straff gespannt nach unten. Man konnte nicht erkennen, was es so straff spannte. Nichts schien an dem Seil zu hängen, es verschwand einfach in der Dunkelheit. Jetzt erkannte Wickede, woran das lag: Das Seil führte geradewegs in den Hafenkanal und verschwand dort im schmutzigen Wasser.
    Wickede beugte sich noch weiter über das Geländer, bis er das Seil mit beiden Händen zu fassen bekam, dann zog er es nach oben. Er schätzte das Gewicht des am Seil hängenden Gegenstandes auf mindestens einen Zentner. Solange das Gewicht unter Wasser war, ließ es sich verhältnismäßig leicht bewegen. Jetzt wurde es licht unter der Wasseroberfläche. Etwas kam nach oben. Wickede sah einen goldenen Schimmer, der sich auf ihn zu bewegte.
    In dem Moment, als die Seillast aus dem Wasser auftauchte, spürte Wickede, dass jemand neben ihm stand. Das straff gespannte Seil weiter mit beiden Händen umklammernd, wandte er den Kopf vorsichtig zur Seite. Neben Wickede stand ein Polizist, nicht weit weg davon ein Streifenwagen, in dem ein anderer Polizist saß.
    »Guten Abend«, sagte der Polizist. »Was tun Sie da?«

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    23 . Kapitel
    W allner stand vor dem Spiegel. Er überlegte, ob er sich rasieren sollte. Ein Dreitagebart würde ihm eine verwegene Aura verleihen. Andererseits – erste graue Stoppeln mischten sich unter den sonst schwarzen Wuchs. Die meisten waren nur im Vergrößerungsglas des Rasierspiegels zu erkennen. Aber wer wusste, wie nahe ihm Melanie kommen würde. Auch gab es Frauen, die mochten keine unrasierten Männer. Ob Melanie zu diesen Frauen gehörte? Wallner hatte keine Ahnung. Er musste sich auf sein Gefühl verlassen. Und das sagte ihm gar nichts. Wallner wählte den sicheren Weg, griff zur Rasierschaumdose und schüttelte kräftig.
    »Seit wann rasieren mir uns am Samstag?«
    Manfred stand in der Badezimmertür. Wallner ignorierte die Frage und zog den Nassrasierer kräftig durch die eingeseiften Bartstoppeln.
    »Da wenn amal koa Weiberts net dahintersteckt! Haha!«
    Manfred versetzte seinem Enkel einen leichten Stoß. Der Rasierer geriet auf seinem Weg durch die Bartstoppeln in eine Seitwärtsbewegung. Der Rasierschaum färbte sich rot. Wallner fluchte, Manfred reichte ihm Alaun und ein Stück Klopapier.
    »Jetzt komm schon. Magst deinem alten Großvater nicht erzählen, wie die Glückliche heißt.«
    »Nein.«
    »Blond? Dunkel?«
    »Ich rasier mich einfach nur. Ich fühle mich wohler, wenn ich rasiert bin. Auch am Wochenende.«
    »Ah so.« Manfred sah Wallner mit fachmännischem Interesse beim Rasieren zu. Wallner ließ den Nassrasierer in seinem Gesicht kreisen. Blut floss ihm den Hals hinunter. Er hatte beschlossen, Alaun und Klopapier zu ignorieren.
    »Kurze

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