Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
Vom Netzwerk:
eines üblichen Samstages mit seinem Großvater geschildert und gebeten hatte, das Seitenfenster des Wagens vollständig zu schließen, kam man auf Berufliches.
    »Das Mädchen hatte also auch ein goldenes Kleid an?«, fragte Wallner.
    »Wieso Mädchen?«
    Wallner war sichtlich irritiert. »Ich dachte, der Mord hätte das gleiche Muster wie bei uns?«
    »Ja. Gewisse Ähnlichkeiten gibt es. Aber das Opfer ist männlich.«
    »Wie alt?«
    »Achtzehn.«
    »Und er hatte ein goldenes Kleid an?«
    »Steht jedenfalls im Bericht.«
    »Ein … ein Kleid für Mädchen?«
    »Ja, ein Ballkleid oder so was in der Art.«
    Wallner grübelte einen Autobahnkilometer in sich hinein und betrachtete den Scheibenwischer, der alle drei Sekunden mit einem quiekenden Geräusch ein paar Regentropfen von der Scheibe holte. Die Abweichung vom Muster konnte nur bedeuten, dass es dem Täter nicht darauf ankam, Mädchen zu töten. Aber was hatte das goldene Kleid zu bedeuten? Wallner hatte nicht die geringste Ahnung. Draußen zog in einiger Entfernung der Schriftzug einer amerikanischen Spielzeugladenkette vorbei. Eine bunte Insel im dämmrigen, regenverhangenen Grau des winterlichen Ruhrgebiets.
    »Der Täter scheint es nicht auf Mädchen abgesehen zu haben«, sagte Monika Mantinides. »Wenn es denn der gleiche Täter ist.« Ihr Handy klingelte.
    »Kehr, wat ist denn getz schon wieder?« Monika Mantinides nahm das Gespräch entgegen. Es war ihr Mann. Die Kommissarin entschied, dass eine grüne Strumpfhose zum blau-goldenen Eislaufkostüm gar nicht gehe, und wies ihren Mann an, auf dem Weg zur Eislaufhalle bei Suhrbeck zu halten und eine blaue Strumpfhose zu kaufen. Eine weiße tue es zur Not auch, falls die Suhrbeck keine blaue vorrätig habe.
    »Wie haben Sie den Jungen gefunden? Ich meine, wo?«
    »Er hing an einem Seil von einer Brücke. Das heißt, eigentlich war er unter Wasser. Also das Seil, an dem er hing, reichte bis ins Wasser unter der Brücke. Man musste die Leiche erst herausziehen.«
    »War das irgendwie aufsehenerregend, wie der Mörder die Leiche da hingehängt hat?«
    »Unter der Brücke müssen alle Binnenschiffe durch, wenn sie aus dem Hafen wollen. Das Seil hätte zunächst mal den Hafen versperrt. Als wir die Leiche gefunden haben, war es vier Uhr morgens. Da waren noch keine Schiffe unterwegs.«
    »Sieht nach unserem Mann aus«, sagte Wallner. »Die Leichen wurden immer unter spektakulären Umständen gefunden.«
    »Gibt’s noch andere Muster?«
    »Schwer zu sagen. Die Opfer kannten sich untereinander nicht. Ich vermute mal, das gilt auch für das dritte Opfer. Trotzdem scheint der Täter die Opfer gezielt auszuwählen. Soweit wir wissen, hat er sie monatelang beobachtet.«
    »Aber dann muss es irgendeinen Zusammenhang geben.«
    »Die Opfer sind ungefähr im gleichen Alter. Und die Väter der beiden ersten Opfer waren früher begeisterte Bergsteiger. Die Plaketten, die man im Mund der Opfer gefunden hat, zeigen einen Berg.«
    »Plaketten?«
    »Wurde bei Ihrem Opfer keine Plakette gefunden?«
    »Kann sein. Wir fahren sowieso erst mal in die Gerichtsmedizin.«
    »Also möglicherweise gibt es da über die Eltern und das Bergsteigen irgendeine Verbindung. Ist ziemlich dünn. Aber der einzige Zusammenhang, den wir haben.«
    Monika Mantinides dachte kurz nach. »Ich fürchte mal, das wird nichts mit Ihrer Theorie. Dass die Eltern Bergsteiger sind.«
    »Kennen Sie die Eltern?«
    »Ne. Die sind tot.«
    »Oh …«
    »Die sind vor sieben Jahren bei einem Brand umgekommen. Zusammen mit der damals vierjährigen Schwester. Der Junge lebte im Heim.«
    Wallners Theorie löste sich in nichts auf.
    »Dann stehen wir wieder am Anfang. Ich nehme nicht an, dass der Täter allzu viele Spuren hinterlassen hat.«
    »Spuren weiß ich nicht. Meine Kollegen haben jemanden verhaftet«, sagte Monika Mantinides.
    »Wie bitte …?«
    »Der Mann heißt Ralf Wickede. Die uniformierten Kollegen sagen, er hat das Seil in der Hand gehabt. Das sah wohl so aus, als hätte er die Leiche gerade im Hafenbecken versenkt.«
    Wallner blickte seine Kollegin entgeistert an.
    »Ne. Machen Sie sich man keine Hoffnungen. Der ist auf alle Fälle nicht Ihr Mann. Selbst wenn er den Mord hier begangen hätte.«
    »Weil …?«
    »Wickede ist bis gestern Abend in einer geschlossenen Abteilung in Aplerbeck gesessen. Das ist das Nervenkrankenhaus hier.«
    Wallner versuchte, sich den Vorgang vor Augen zu führen: Ein geistig Gestörter wird frühmorgens dabei angetroffen, wie

Weitere Kostenlose Bücher