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Der Problemmann (German Edition)

Der Problemmann (German Edition)

Titel: Der Problemmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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gefälligst augenblicklich verschwinden sollte, sah sie in die treuesten Augen, die ihr bisher unterkommen waren. Wie paralysiert sah sie ihn an und nickte zu ihrer Überraschung mit dem Kopf.
    „Wissen Sie“, fuhr der Fremde fort, „ich habe so etwas noch nie gemacht und möchte mich für mein Verhalten entschuldigen. Mir fehlt die Routine was das angeht.“
    Marion glotzte ihn an.
    „Ich habe Sie schon eine Weile beobachtet und Sie schienen mir nicht glücklich zu sein, so wie all die anderen Menschen hier. Fehlt Ihnen etwas? Kann ich Ihnen helfen? Ihnen vielleicht noch etwas zu trinken bringen?“
    „Das wäre sehr freundlich von Ihnen.“
    Etwas anderes wäre Marion in der Kürze nicht eingefallen. So etwas war ihr noch nie passiert. Noch nie hatte sie ein Fremder angesprochen. Dazu so ein ausgesprochen netter Mensch, der sehr kultiviert auf sie wirkte. Noch bevor sie etwas hätte sagen können, war er wieder verschwunden. Anstatt ihren Mann weiterhin zu beobachten, sah sie dem Fremden hinterher. Er war durchschnittlich gebaut, bei weitem nicht so gut aussehend wie Christian. Wenn er sie nicht angesprochen hätte, er wäre ihr niemals aufgefallen. Sein gesamtes Wesen war unscheinbar, ebenso wie seine Kleidung. Er trug Jeans, dazu ein vorbildlich gebügeltes Hemd, dessen Ärmel keine Bügelfalte hatte. Das Karomuster war ebenso unauffällig wie sein Haarschnitt, wenn man diesen als solchen hätte bezeichnen können. Im Grunde würde kein guter Frisör Haare derart langweilig schneiden und es verabsäumen seinen Kunden ein paar Styling-Tipps mit auf den Weg zu geben. Marion konnte ihren Blick nicht von ihm nehmen. Gebannt wartete sie darauf, dass er zurückkam.
    Keine fünf Minuten später hielt Marion ein gekühltes Glas mit dem Selben Cocktail wie zuvor in der Hand. Vor lauter Überraschung brachte sie lediglich ein ‚Danke‘ über ihre Lippen.
    „Ich hatte beobachtet, was Sie trinken.“
    Marion nickte mit dem Kopf, steckte den Strohhalm in den Mund, spitze ihre Lippen und trank verlegen einen Schluck.
    „Zum Wohl“, sagte der Fremde und trank ebenfalls.
    Er hatte sich den Gleichen Cocktail mitgebracht, trank jedoch nicht aus dem Strohhalm.
    „Ich heiße übrigens Walter, wenn ich so frei sein darf und mich Ihnen vorzustellen. Oder gehe ich damit zu weit?“
    Marion schüttelte mit dem Kopf, ihr Mund klebte regelrecht an dem Strohhalm, der sie mit Alkohol versorgte.
    „Darf ich jetzt so forsch sein und Sie fragen, wie Sie heißen?“
    „Marion.“
    Nur für diesen Moment löste sich Marion mit ihren Lippen von dem Halm, der ihr halt zu geben schien.
    „Es freut mich Sie kennenzulernen, Marion. Schmeckt Ihnen der Cocktail. Ich hole Ihnen gern sonst einen anderen.“
    Wieder schüttelte Marion mit dem Kopf.
    „Ist Ihnen das peinlich? Ich könnte es verstehen. Wissen Sie, mir ist das auch peinlich. Ich weiß nicht wie das geht. Noch nie habe ich eine Frau angesprochen. Also, wenn Sie lieber allein sein wollen, ich könnte es nachvollziehen.“
    „Nein,“ sagte Marion so leise, dass er sie kaum verstehen konnte, „es ist nett, dass Sie mich angesprochen haben. Sagen Sie, wollen wir nicht du zueinander sagen?“
    „Sehr gern, das hätte ich nie zu hoffen gewagt.“
     
    --
     
    Christian war fasziniert von dieser Frau, obwohl er sie im Dunkel der Tanzfläche kaum erkennen konnte. Ab und zu huschten ein paar Reflexe der Diskokugel über ihr Gesicht. Wenn diese rot eingefärbt waren sah es aus, als ob sie Masern gehabt hätte. Ihre Ausstrahlung füllte den Raum. Christian spürte über die gefüllte Tanzfläche hinweg, wie traurig diese Frau war. Tief war sie verletzt worden. Was war es nur, was dieser Frau angetan wurde? Sicher hatte es etwas mit einem Mann zu tun. Wenn Frauen so aussahen, hatte es grundsätzlich etwas mit einen Mann zu tun. Christian wäre gern zu der Frau gegangen, um sie zu fragen, wer ihr dieses Leid zugefügt hatte, er würde sich umgehend um die Bestrafung dieses Typen kümmern. Nicht nur der Drang diese Frau in seine Arme zu nehmen überkam ihm, gern hätte er sich jetzt geprügelt. Dabei war er alles andere als ein gewalttätiger Mensch. Ganz im Gegenteil verabscheute er jede Form von Gewalt und glaubte, dass es nichts geben würde, was man nicht auch mit einem verbalen Austausch klären könnte. Jetzt plötzlich war ihm danach sich einer körperlichen Auseinandersetzung zu stellen. Sogar einen Streit vom Zaun zu brechen, damit er sich Luft verschaffen könnte, wäre ihm

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