Der Problemmann (German Edition)
sah und nahm ihm das Getränk ab, dass er ihr fürsorglich mitgebracht hatte. Vielsagend sah sie von Markus zu Marion und wieder zu Markus, der mit dem Kopf schüttelte. Schnell hatte Christian sein Bier ausgetrunken, weshalb er sich sofort wieder auf den Weg zum Tresen machte. Klaudia wollte unbedingt tanzen. Obwohl Markus nicht viel Wert auf derlei körperliche Ertüchtigung legte, folgte er seiner Freundin gern. Die Stimmung die Marion und Christian verbreiteten war kaum zu ertragen. Marion lehnte kopfschüttelnd ab, die beiden auf die Tanzfläche zu begleiten. Sollte Christian schon sehen was er davon hatte, sie auf so eine Party mitzunehmen, sie würde extra keinen Spaß haben. Auf der anderen Seite wollte sie unbedingt herausfinden, mit wem sich Christian heimlich traf. Auch wenn sie weit entfernt von der Tanzfläche saß, so hatte sie doch einen guten Platz gefunden, von dem sie aus fast die gesamte Halle überblicken konnte. Einzig wenn Christian auf die Toilette gehen würde, müsste sie ihm nachgehen, um zu kontrollieren ob er allein blieb, wovon sie nicht ausging. Es konnte nur so sein, dass er dort die andere treffen wollte. Christian machte jedoch keine Anstalten sich aus ihrem Sichtfeld zu entfernen. Allerdings hatte er ebenso keine Lust zu Marion zurückzukehren. Wenn sie sich nicht amüsieren wollte, dann war das ihr Problem. Er blieb in Reichweite des Tresens stehen und beobachtete das wilde Treiben unzähliger Feiernder, die inzwischen vor lauter Freude und Ausgelassenheit ihre Arme im Rhythmus der Musik in die Luft warfen. Über der Tanzfläche hing eine überdimensionierte Diskokugel, dessen Aufmerksamkeit ganz allein Christian gehörte. Er stellte sich vor, was passierte, wenn diese aus ihrer Verankerung reißen würde. Wie viele der Tanzenden würde sie unter sich begraben? Würde der Aufprall durch die sich darunter befindlichen Menschen gebremst werden? Oder würde sie mit vollem Schwung auf ihn zu rollen und ihn ebenfalls unter sich begraben? Er sah wie das Blut an jedem einzelnen Spiegel der Kugel kleben blieb. Würden die Spiegel weiterhin in der Lage sein den Widerschein an die Wand zu werfen und wenn ja, würde der dann blutrot sein? Darüber sinnierend und sich ein Bier nach dem andern genehmigend, stand er an der Tanzfläche und fragte sich zudem, was ihn geritten hätte der Aufforderung seines Freundes zu folgen. Je mehr Alkohol er intus hatte, umso mehr entspannte er sich. Ab und zu fing er sogar an zu lachen und vergaß völlig, dass er mit Marion gekommen war, die nur darauf wartete ihn in Flagranti zu erwischen. Zwischen all den fröhlich feiernden Menschen war ihm eine Frau aufgefallen, die ebenso wie er, keinen Spaß daran hatte, sich der Verabschiedung des Jahres gebührlich hinzugeben. Allerdings schien sie ebenso wie er, sich betrinken zu wollen. Jedes Mal, wenn er zu ihr herüber sah, trank sie aus einer Flasche Bier. Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas an sich, was Christian nicht einzuordnen wusste. In diesem war tiefe Trauer, wie er es bisher noch nie gesehen hatte. Ein inniger Drang zu dieser Frau zu gehen und sie in seine Arme zu nehmen, um sie trösten, überkam ihn.
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Marion saß noch immer auf dem Sofa und starrte zur Tanzfläche hinüber. Ihr Getränk war schon lange leer. Da sie jedoch niemand fragte, ob man ihr noch etwas bringen dürfte und sie ihren Platz nicht aufgeben wollte, blieb sie verhältnismäßig nüchtern. Sah man davon ab, dass sie generell kaum Alkohol trank und deshalb kleine Mengen ausreichten, um sie betrunken zu machen. Noch immer hatte Christian sich kaum von der Stelle gerührt, außer zum Tresen zu gehen und wieder seinen Platz an der Tanzfläche einzunehmen, bewegte er sich kaum. Das war sehr eigentümlich. Die andere musste doch hier sein. Wo steckte sie? Oder besser gefragt, wo versteckte sie sich? Sie konnte doch unmöglich die ganze Zeit auf der Toilette auf ihn warten?
„Entschuldigen Sie, darf ich mich mit Ihnen Unterhalten?“
Marion schreckte hoch. Sie hatte sich vollkommen ihren Gedanken hingegeben und dabei beinahe völlig vergessen wo sie sich befand. Diese Frage riss sie aus ihren Überlegungen. Fast hätte sie den Mann, der es wagte sie anzusprechen, angeschnauzt, ob der noch alle Tassen im Schrank hätte, er würde doch wohl sehen, dass sie über etwas nachdachte und nicht gestört werden wollte. Aber als sie ihren Kopf hob und ihn mit einem äußerst grimmigen Gesichtsausdruck davon überzeugen wollte, dass er
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