Der Problemmann (German Edition)
Recht gewesen. Selbst wenn er Schläge hätte einstecken müssen, das würde ihn wachrütteln. Vielleicht würde er dann auf die Antwort seiner Frage kommen, die sich wieder und wieder in seinem Kopf drehte. Bald würde das Jahr vorüber sein und ein neues darauf warten von ihm gemeistert zu werden. Wie sollte es mit Marion weitergehen? So konnte es nicht bleiben. Das rieb ihn zu sehr auf. Er war kaum noch in der Lage konzentriert zu arbeiten. Immer öfter musste er seine Arbeit unterbrechen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Er konnte sich nicht erklären, woraus Marions krankhafte Eifersucht resultierte. Er war ihr immer treu und dachte nie an eine andere Frau. Bis zu diesem Moment. Es war nicht unbedingt die traurig aussehende Frau, die seine Begierde erweckte. Dennoch spürte er, dass er wieder leben wollte. Er sehnte sich nach Nähe, einer normalen Beziehung und vor allem nach Sex. Stinknormalen Sex. Der musste nicht außergewöhnlich sein, Hauptsache er hätte das Gefühl begehrt zu werden. Er wollte verführt werden, berührt werden, voller Lust. Gedanken, die in diese Richtung verliefen gestattete er sich grundsätzlich nicht. Sie erregten ihn und er sah keine Möglichkeit dieser Erregung Herr zu werden, außer es sich selbst zu besorgen. Das hatte er in den letzten Jahren so oft getan, dass er glaubte wieder ein Schüler zu sein, der keine Freundin abbekommen hatte. Das konnte es doch nicht sein? Sollte das sein Leben sein? Nicht noch einmal 365 Tage. Das würde er nicht aushalten. Es war an der Zeit etwas zu unternehmen. Jetzt und sofort. Er könnte zu dieser Frau hinübergehen und sie ansprechen. Einfach so. Aber einfach so hatte er das noch nie getan. Was wenn sie ihn abweisen würde? Selbstverständlich würde sie ihn abweisen, dachte er. Er trank den Rest seines Biers aus und stellte es am Boden ab. Gerade als er sich wieder aufgerichtet hatte und allen Mut zusammen nehmen wollte, um zu ihr zu gehen, sah er einen Mann an die Frau herantreten. Dieser Mann war groß gebaut und versperrte ihm den Blick. Was sollte das? Wo kam der auf einmal her? Entmutigt ging Christian stattdessen zum Tresen und holte sich ein frisches Bier.
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„Sind Sie allein hier?“
Eine Weile hatten sich Marion und Walter angeschwiegen und an ihren Cocktails genippt. Wobei Marion ihren in Rekordzeit geleert hatte und sich durch den Alkohol einigermaßen angeschlagen fühlte.
„Ich dachte wir sind jetzt per du?“
„Selbstverständlich. Wie unangenehm. Entschuldige Marion, das war unaufmerksam von mir. Ich bin es nur nicht gewohnt. Es kommt aber bestimmt nicht wieder vor.“
„Schon gut. Macht nichts.“
„Und, bist du in Begleitung hier?“
„Ja.“
„Wer auch immer das sein mag, derjenige lässt dich aber viel zu lange allein.“
„Ich bin mit Bekannten und meinem Mann hier.“
„Oh, das wusste ich nicht. Entschuldige, dann werde ich natürlich sofort aufstehen und gehen. Es tut mir leid dich angesprochen zu haben. Das war sehr unhöflich von mir.“
„So ein Quatsch. Es ist unhöflich, dass mein Mann mich den ganzen Abend über mit Nichtachtung straft.“
„Das stimmt. Das ist unmöglich. Warum tut er so etwas? Das gehört sich nicht.“
„Ich weiß. Mein Mann betrügt mich.“
Marion war entsetzt, dass sie einem ihr völlig fremden Mann Details ihrer Ehe erzählte. Was ging es den an? Auf der anderen Seite, sie würde diesen Mann nie wieder sehen, da könnte sie sich einmal alles von der Seele reden und sie hatte den Eindruck, dass Walter sie verstehen würde.
„Das kann er doch nicht machen. Das finde ich nicht richtig.“
„Tja, weißt du, ich auch nicht. Aber so ist es wohl.“
„Wie lange weißt du das denn schon?“
„Schon lange, viel zu lange.“
„Wie hast du es denn herausgefunden?“
„Das ist ja das Problem. Ich habe keinen Beweis dafür. Ich suche schon ewig danach. Aber er ist einfach zu gerissen. Selbst heute Abend hat er sich noch nicht mit ihr getroffen, dabei beobachte ich ihn die ganze Zeit.“
„Das ist aber alles nicht schön.“
„Nein, das ist es nicht. Verurteilst du mich nicht? Alle denen ich das erzählt habe, glauben ich sei nicht ganz dicht. Christian sei doch so ein netter Kerl, der würde mich niemals betrügen.“
„Wie kann ich dich verurteilen? Ich kenne weder dich und schon gar nicht deinen Christian. Woher soll ich wissen, was bei euch in eurer Ehe schief läuft. Entschuldige, sollte ich dir damit zu nahe treten.“
„Nein, schon gut. Es tut
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