Der Problemmann (German Edition)
kannst du bestimmt ein Schnäppchen machen. Und ein Auto brauchst du vor Ort kaum. Es gibt ein Fahrrad, mit dem kannst du zum Ort fahren und dir Lebensmittel kaufen. Mit dem Zug fährst du bis Udine und dann bringt dich ein Bus weiter in die Weinregion. Das ist doch alles durchaus machbar“, Uta konnte nicht verstehen aus welchem Grund Anna nicht sofort Feuer und Flamme für ihre Idee war.
„Ähm, es ist mir echt peinlich …“
„Dir muss nichts peinlich sein, du gehörst doch quasi schon zur Familie“, unterbrach Oliver.
„Doch es ist mir aber unangenehm. Ich habe nicht so viel Geld, um euch die Miete für das Haus zu bezahlen. Der Flug kommt ja dann noch oben drauf und so viel kann ich nicht aufbringen.“
Anna wurde rot und senkte ihren Blick. Konnte nicht in diesem Moment ein Meteorit einschlagen, der von dieser unerträglichen Situation ablenken würde?
„So ein Blödsinn. Jetzt verstehe ich deine Sorge“, sagte Uta, „das musst du nicht. Du wohnst natürlich kostenfrei dort. Du brauchst nicht einmal was für Strom und Wasser zu bezahlen, das können wir uns gerade noch leisten.“
Uta fing an zu lachen und Oliver stimmte mit ein. Anna fand das alles andere als lustig. Verlegen sah sie Tom an, der er ihr aus diesem Schlamassel helfen sollte, allerdings lediglich seinen Kopf schüttelte und sie anlachte.
„Jetzt stell dich doch nicht so an“, sagte Oliver, „was hast du gegen Italien? Das ist echt schön dort und du kannst so lange bleiben wie du willst. Du tust uns sogar einen Gefallen damit. Wir schaffen es derzeit nicht dort hinzufahren und es muss dringend jemand nach dem Haus sehen. Du würdest uns also helfen.“
„Das ist wirklich sehr lieb von euch und extrem großzügig, aber ich kann das nicht annehmen, das geht nicht.“
„Also ehrlich Anna“, sagte Uta, „ich will jetzt keine Widerworte mehr hören. Du beleidigst uns damit. Du fährst da hin und basta. Das wird ganz toll für dich werden, wirst sehen.“
Damit war beschlossen und besiegelt, dass Anna zum arbeiten nach Italien fahren würde. Sie traute sich nichts mehr dagegen zu sagen und fügte sich in ihr Schicksal, von dem sie noch nicht wirklich überzeugt war, dass es gut mit ihr meinte.
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Ein eigenartiges Knacken erschreckte Anna. Hektisch sah sie sich um. Immerhin hatten sich ihre Augen mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt, die mit der untergehenden Sonne immer fortschreitender wurde. Sie sollte vom Sessel aufstehen und endlich einen Lichtschalter suchen. Wie gebannt saß sie in dem Sessel, der eine magnetische Anziehungskraft auf Annas Körper auszuüben schien. Sie wollte sich erheben, fühlte sich aber plötzlich zu schwach. Sicher würden ihre Beine ihren Dienst versagen, sobald sie aufstehen würde. Es war eine ganz schlechte Idee gewesen sich von Uta und Oliver überreden zu lassen. Wie sollte sie hier konzentriert arbeiten können? Wieder versuchte sie die Umrisse zu erkennen. Sie saß in einem großen Raum. Um sie herum standen noch ein weiterer Ledersessel sowie ein geräumiges Sofa. Ein Couchtisch, der aus massivem Holz beschaffen war, rundete das Bild einer eigentlich gemütlichen Sitzgruppe ab. Am anderen Ende des Raumes konnte sie ein riesiges Loch in der Wand sehen. Anfänglich jagte es ihr Angst ein, es wirkte bedrohlich auf sie, bis sie erkannte dass es sich um einen Kamin handelte. Vor ihm stand ein rechteckiger Tisch an dessen Seiten jeweils vier Stühle gestellt waren. Offenkundig liebten Uta und Oliver auch hier Gesellschaft. Rechts davon, gegenüber der Eingangstür fand eine geräumige Küchenzeile ihren Platz. Alles was Anna wahrnehmen konnte, soweit es das spärliche Licht zuließ, war rustikal und geräumig.
Wieder hörte sie ein Knacken.
„Wer ist da?“
Erneut erschrak Anna über ihre Stimme, die in der Stille des Hauses widerhallte.
„Das ist doch lächerlich.“
Anna nahm all ihren Mut zusammen, riss sich aus dem Sessel los und ging forschen Schrittes auf die Wand neben der Küche zu. Hier musste es doch einen Lichtschalter geben. Vorsichtig tastete sie sich an der Wand entlang. Jetzt war es so dunkel geworden, dass Anna nichts mehr sehen konnte, obwohl sie geglaubt hatte sich bereits an die Lichtverhältnisse gewöhnt zu haben. Ängstlich fingerten ihre Hände über eine raue Wand. Sie wollte gar nicht so genau wissen, was sie alles berührte. Inständig hoffte sie, dass keine Spinne in der Abwesenheit der Besitzer das Haus eingenommen hatte. Endlich fühlte sie eine
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