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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Mädchen zu allem Möglichen gezwungen haben. Oder … na ja, ich glaube, Sie verstehen, was ich meine. Ein Terrorist nimmt eine Geisel und schlägt ihr vor laufender Kamera den Kopf ab. Das wird dann ins Internet eingestellt. Sicher, die CIA und das Militär stürzen sich darauf, fragt sich nur, wer noch? Ist es mal da, kann es jeder sehen.«
    »Was wollen Sie mir damit sagen?«
    »Ich will damit nur sagen …«, mit einem lasziven Grinsen betrachtete er den Handzettel, bevor er fortfuhr, »dass Klein-Jennifer durchaus missbraucht werden könnte, dass das durchaus nicht abwegig ist. Und das könnte nebenan oder auch am anderen Ende der Welt eingestellt werden.«
    »Wie wollen Sie nach ihr suchen?«, fragte Adrian.
    »Da gibt es Mittel und Wege. Man tippt einfach so lange in die Tasten, bis man was findet. Wird möglicherweise nicht ganz billig.«
    »Nicht billig? Wieso?«
    »Glauben Sie, dass jemand andere für nichts und wieder nichts ausbeutet? Einfach nur so zum Spaß? Sicher, der eine oder andere vielleicht. Aber die meisten wollen damit Kasse machen. Und um auf diese Seiten zu kommen, also …«
    »Ich bezahle.«
    Wieder lächelte Wolfe. »Das kann teuer werden …«
    Wieder hörte Adrian, wie sein Bruder ihm Befehle ins Ohr sagte. Er griff in die Tasche und zog seine Brieftasche heraus. Er zückte eine Kreditkarte und reichte sie Wolfe.
    »Was für ein Passwort soll ich benutzen?«, fragte der Hilfsdetektiv.
    Adrian zuckte die Achseln. Er sah keinen Grund, es zu verheimlichen. »Psychoprof«, antwortete er. »Und führen Sie über alle Seiten, die Sie benutzen, schriftlich Buch. Irgendwelche Extraausgaben, und ich geh zur Polizei.«
    Wolfe nickte, doch selbst diese Geste konnte gelogen sein. Adrian war das ziemlich egal.
Ich leb sowieso nicht lange genug, um mir über diese Rechnungen Sorgen zu machen.
Er hörte Brian schnauben, als fände er irgendetwas amüsant. »Sie müssen schnell vorankommen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit ihr noch bleibt.«
    Wolfe zuckte die Achseln. »Falls jemand sie als Spielzeug benutzt und er sie mit anderen teilen will …«
    »Er und sie …«, warf Adrian ein.
    »Richtig. Zwei Leute, das könnte es ein bisschen erleichtern. Jedenfalls, wenn die beiden sie mit anderen teilen wollen, ist das gut für uns, das erhoffen Sie sich ja, weil sie dann irgendwo da draußen zu finden ist.«
    Er lachte wieder. Wolfes Lachen erinnerte Adrian an eine aus nächster Nähe abgefeuerte Waffe. Es ging in zynisches Kichern über, als hätte er immer noch ein Geheimnis auf Lager, das er für sich behielt. »Eins könnte Ihr Glück sein, Prof …«, sagte er grinsend.
    »Und das wäre?«
    »So wie die Dinge heute liegen, bleibt eigentlich gar nichts mehr verborgen. Jeder rührt für sich die Werbetrommel. Wie hieß das noch gleich, wir sind alle für fünfzehn Minuten berühmt. Na ja, das stimmt.«
    Warhol,
dachte Adrian.
Ein Triebtäter, der Warhol zitiert.
    »Gibt da allerdings ein Problem.«
    Oder war es Marshal McLuhan? Plötzlich konnte sich Adrian nicht erinnern. Vielleicht auch Woody Allen. Mühsam richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Wolfe. »Nämlich?«
    »Sobald Sie denjenigen nahe kommen, sobald Sie diese leidige elektronische Barriere einzureißen drohen und die beiden, die das Mädchen haben, spitzkriegen, dass jemand nach ihr sucht, ist von heute auf morgen ihr Verfallsdatum abgelaufen.«
    Adrian schnappte hörbar nach Luft.
    »Und was macht man mit schlecht gewordener Ware?«, fuhr Wolfe fort, während Adrian merkte, dass sich zwar seine Lippen weiterbewegten, seine Stimme sich aber verändert hatte, so dass sie klang, als spräche sein Bruder mit ihm. Adrian schärfte sich ein, einfach weiter zuzuhören und sich die Verwirrung nicht anmerken zu lassen. »Na ja«, sagte Wolfe bedächtig, »ich weiß ja nicht, wie Sie das halten, aber wenn in meinem Kühlschrank was schlecht wird, schmeiß ich es weg.«

31
    J ennifer hockte auf dem Bett, kniff hinter der Binde die Augen zu und versuchte, sich ihr Zimmer zu Hause vorzustellen. Sie hatte angefangen, sich Dinge aus ihrer Erinnerung mit der Präzision eines Bauzeichners vorzustellen und jeden Winkel, jede Form und jede Farbe auszumalen. Spielzeug, Bilder, Bücher, Kissen, Poster. Ihr Schreibtisch stand an der und der Stelle, ihre Tagesdecke auf dem Bett hatte ein Quiltmuster aus sich überschneidenden Quadraten in Rot, Blau, Grün und Violett. Auf einer Kommode stand ein Foto in den Maßen 15 mal 10, auf dem sie bei einem

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