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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Tastenkombinationen, die ein leises elektronisches Geräusch an alle Whatcomesnext.com-Subscriber schickten. Der Ton – man konnte sich eine Auswahl an Songs, Tönen oder Signalen herunterladen – zeigte an, dass Nummer 4 wach war und agierte.
    Michael vermutete, dass die Beziehung ihrer Kundschaft zu Nummer 4 stark variierte. Einige würden sie kaum eine Minute aus den Augen lassen. Andere wollten vorgewarnt werden, wenn sie auf sie achten sollten. Er war bestrebt, sie alle zu bedienen. Viele nutzten einen besonderen Service, den er anbot – bei dem ihnen das Signal an die private Handynummer gesendet wurde.
    »So«, sagte er grinsend. »Jetzt wissen es alle. Und jetzt bekomme ich doch wohl meine Belohnung?«
    »Nicht so eilig«, antwortete Linda. »Wir müssen sehen, was sie gerade tut.« Michael verzog das Gesicht, als sei ihm zum Heulen, und Linda lachte wieder. »Nur ein Weilchen«, sagte sie.
    Michael drehte sich wieder zum Bildschirm um und betrachtete Jennifer einen Moment. »Meinst du, sie findet ihn?«, fragte er.
    »Ich hab ihn dahin gelegt, wo sie drankommt, wenn sie ans Limit geht.«
    »Hängt davon ab, wie erkundungsfreudig sie ist«, sagte Michael, und Linda nickte.
    »Ich hasse es, wenn sie einfach nur dasitzen«, sagte Linda. »Nummer 3 ist mir die ganze Zeit wirklich tierisch auf den Geist gegangen.«
    Michael sagte nichts. Er wusste nur zu gut, wie sauer Linda über das Verhalten von Nummer 3 gewesen war, was sie im Verlauf der Show mehrfach gezwungen hatte, kurzfristig einiges umzustellen. »Ich sollte einen Kameraschwenk machen, damit jeder sieht, dass er da ist.«
    Linda nickte. »Aber langsam … weil sie es am Anfang nicht kapieren. Ich hab ihn so plaziert, dass man wirklich nicht weiß, was es ist, bis man ganz genau hinsieht. Wenn sie es dann allerdings schnallen …« Sie brauchte den Satz nicht zu Ende zu führen.
    Michael räkelte sich und seufzte. »Ich geh dann mal besser nach nebenan und fummle ein bisschen an den Einstellungswinkeln herum.«
    Linda entfernte den Laptop. Jetzt war es an ihr, Michael mit den Fingernägeln über die Brust zu streichen. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn in der Lende. »Zuerst die Arbeit, dann das Fummeln«, sagte sie.
    »Du bist unersättlich«, erwiderte er. »Das gefällt mir.«
    Linda streckte die Hände über den Kopf und lehnte sich provozierend zurück. Er beugte sich vor und küsste sie. »Verlockendes Angebot«, sagte er.
    »Aber der Job geht vor«, wiederholte sie und schloss langsam die Beine.
    Sie lachte. Sie standen gemächlich vom Bett auf und tappten wie Kinder am Weihnachtsmorgen barfuß die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, in dem Michael das Hauptstudio eingerichtet hatte.
    Wie die anderen Zimmer des gemieteten Bauernhauses war es spärlich möbliert. Im Zentrum des Raums stand ein langer Tisch mit drei großen Computermonitoren. Kabel schlängelten sich über den Holzboden und verschwanden in gebohrten Löchern. Es gab Lautsprecheranlagen, mehrere Joysticks, dazu Tastaturen, einen Resonanzboden und eine Pultkonsole. Unmittelbar vor dem Fenster befand sich eine tragbare Konvexantenne. Der Raum hatte etwas von der Schaltzentrale einer Militäroperation oder einem Filmset: viel teures Gerät, alles mit Spezialfunktionen, alles von zwei schwarzen Aeron-Schreibtischstühlen aus zu bedienen, die vor dem Hauptcomputer standen.
    Es war kühl im Zimmer, und Linda holte zwei passende Parkas mit Kunstpelzbesatz aus dem Flur, um ihre Blöße zu bedecken. Sie schlüpfte selber in einen davon und legte den anderen Michael um die Schulter, der vor dem Monitor saß. Sie blickte aus dem Fenster in die Nacht, wo sie nichts als schwarze Abgeschiedenheit sehen konnte – einer ihrer Gründe, dieses spezielle Bauernhaus zu mieten.
    »Meinst du, Nummer 4 hat die geringste Ahnung, wie spät es ist?«, fragte sie.
    »Nee.« Michael überlegte und fügte dann hinzu: »Das heißt, wir sollten ihr auch nicht dabei helfen, ich meine, indem wir …«
    Linda unterbrach ihn. »Indem wir ihr das Frühstück am Morgen geben oder etwas, das eindeutig nach Abendessen aussieht, am Abend. Wir sollten die Mahlzeiten durcheinanderbringen – ihr dreimal hintereinander Müsli geben und dann mehrere Burger in Folge. Wird zu ihrer Desorientierung beitragen.«
    »Desorientierung ist gut«, sagte Michael. Er lächelte. Die Diskussionen darüber, wie sie Nummer 4 manipulieren konnten, waren nicht nur ein Teil des Spiels, den er besonders genoss, sondern sie

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