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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Werk. Ich stelle Fragen. Er antwortet mir. Wahrscheinlich ist einiges von dem, was er sagt, wahr, anderes gelogen. Genau die richtige Mischung, um sich keinen Ärger einzuhandeln. Passen Sie auf.«
    »Wir stehen einfach so auf der Matte?«
    »Ja.«
    »Dürfen wir das?«
    »Ja. Er ist ein verurteilter Straftäter. Sein Bewährungshelfer hat uns bereits angekündigt. Wolfe kann nichts dagegen machen, wenn er sich nicht eine Menge Ärger mit mir einhandeln will.«
    Adrian nickte. Er sah sich um, da er mit Brians Nähe rechnete. Wenn etwas auch nur entfernt Juristisches anstand, rief es seinen Bruder gewöhnlich auf den Plan, oder Adrian hatte seine Stimme mit einem anwaltlichen Rat in den Ohren. Allerdings war es fraglich, ob Brian auf der Seite der Ermittlerin gestanden oder sich mit seinem bürgerrechtlichen Engagement eher auf die des Straftäters geschlagen hätte.
    »Gehen wir«, sagte Terri. »Von wegen Überraschungsmoment. Bleiben Sie hinter mir.« Sie öffnete die Autotür und lief zügig durch die Dunkelheit. Sie merkte, dass Adrian Mühe hatte, ihr zu folgen. An der Haustür blieb sie stehen und klopfte mit der Faust. »Polizei. Machen Sie auf!«
    Adrian hörte hinter der Tür schlurfende Schritte. Wenige Sekunden später wurde geöffnet, und eine Frau, vielleicht ein Dutzend Jahre älter als Adrian, blickte der Kommissarin und ihrem Begleiter entgegen. Sie war übergewichtig, und ihr ungekämmtes Haar wirkte an einigen Stellen drahtig und wirr, an anderen ausgelichtet. Genau wie ihr Sohn trug sie eine Brille mit dicken Gläsern. »Was gibt’s denn?«, fragte die Frau und fügte, ohne eine Antwort abzuwarten, hinzu: »Ich will meine Lieblingssendungen sehen. Wieso können Sie uns nicht in Frieden lassen?«
    Terri drängte sich an ihr vorbei in den kleinen Windfang. »Wo ist Mark?«, fragte sie bestimmt.
    »Drinnen.«
    »Ich muss mit ihm sprechen.« Terri machte Adrian ein Zeichen, sie zu begleiten, und trat energisch in das kleine Wohnzimmer.
    Es herrschte ein leicht muffiger Geruch, als würde selten gelüftet, doch das Zimmer als solches war sauber und adrett. Jedes abgetragene und fadenscheinige Sitzmöbel zierte ein gehäkelter Überwurf. In scharfem Kontrast dazu dominierte ein moderner Flachbild- HD -Fernseher auf einem Sockel im schwedischen Design die eine Hälfte des Raums. Direkt davor standen zwei Kipplehnsessel, die nach Sperrmüll aussahen. Mit leise gestelltem Ton lief gerade die Wiederholung einer Folge von
Seinfeld
. Adrian entdeckte einen großen Weidenflechtkorb, der bis zum Rand mit Garn und Stricknadeln vollgestopft war, neben einem der Sessel. An einer Wand hingen einige gerahmte Fotos, von der Kindheit bis in die Gegenwart: Mutter-Vater-Kind, bis etwa ums neunte Lebensjahr herum der Vater verschwindet. Adrian fragte sich, ob durch Tod oder Scheidung. Egal, es wirkte alles völlig normal und unspektakulär – normal in jeder Hinsicht außer einer. Aus irgendeinem Grund, der irgendwo in diesem normalen Ambiente verborgen lag, war aus dem Einzelkind ein Triebtäter geworden.
    Für Adrian lag darin das größte Geheimnis dieses Zimmers. Er hätte gern gewusst, ob Detective Collins gerade ähnliche Überlegungen anstellte. Sie wirkte energisch, nassforsch, und ihre stocksteifen Anordnungen dienten zweifellos mehr dazu, Eindruck zu machen, als sich selbst einen zu verschaffen.
    Hinter ihnen schlurfte die alte Frau davon, um ihren Sohn zu holen. Auf dem Bildschirm versuchten Kramer und Eileen enthusiastisch, Jerry zu etwas zu überreden, das auf wenig Gegenliebe stieß. Auf dem Lehnstuhl hatte die Frau ihr Strickzeug abgelegt. Es roch nach Essen, doch er konnte nicht sagen, nach was.
    »Seien Sie wachsam«, flüsterte Terri. Sie drehte sich um und sah, dass Mark Wolfe in dem Durchgang zu einer kleinen Essecke und der Küche stand.
    »Ich hab nichts Unrechtes getan«, war das Erste, was er sagte. Als Zweites zeigte er auf Adrian und fragte: »Wer ist das?«

24
    R unter vom Bett!«
    Als sie hörte, wie die Tür aufging, hatte Jennifer mit einer weiteren ungenießbaren Mahlzeit gerechnet, doch die Aufforderung der Frau war unmissverständlich. Sie raffte sich auf, ertastete mit den Füßen den Boden und stand stramm. »Also, Nummer 4, ich möchte, dass du Hampelmann machst. Fünfzig Mal. Zähl selber mit.«
    Jennifer legte augenblicklich mit der Übung los und zählte wie ein Soldat auf dem Exerzierplatz laut mit. Kaum war sie damit fertig, sollte sie Sit-ups machen, danach Bauchpressen und

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