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Der Profi - The Cleaner

Titel: Der Profi - The Cleaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
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die Bewährungslisten zierte. Sie war ebenso neugierig wie Quinn und interessierte sich für Dinge, die andere links liegen ließen.
    Weil ihre Mentoren gern zusammenarbeiteten und sie beide neu in der Branche waren, war es nur natürlich, dass Quinn und Orlando Freundschaft schlossen. Noch erstaunlicher war jedoch, dass Durrie und Orlando sich noch enger aneinanderanschlossen. Jahre später, als Quinn sehr erfolgreich solo arbeitete und Durries Karriere den Bach runterging, änderte sich alles für die drei.
    In Quinns Lehrzeit war Durrie in der Branche die Korrektheit in Person gewesen. Später nicht mehr. In den Jahren, nachdem Quinn sich selbstständig gemacht hatte, verlor Durrie irgendwann seinen Scharfblick. Quinn hörte alles Mögliche: von Jobs, die Durrie erledigen sollte und die nicht gelangen wie geplant; von Aufträgen, bei denen Dinge verloren gingen und häufig zusätzliche Arbeit erforderlich wurde, um zu verschleiern, was passiert war.
    Er erfuhr diese Dinge nicht von Orlando. Es war Peter vom Office, der sich gezwungen sah, immer häufiger Quinn statt Durrie zu engagieren.
    Orlando schwieg anfangs, erzählte Quinn nichts, wenn er anrief. Aber nach einiger Zeit berichtete sie ihm von Durries zunehmendem Zorn und wachsender Frustration. Zuerst dachte sie, es habe nur mit der Arbeit zu tun, er verlor Jobs, konnte keine seiner einzigartigen Leistungen mehr vollbringen. Nicht, dass er jemals darüber sprach, wie es mit seiner Arbeit ging; sie kannte ihn einfach zu gut, um nicht zwischen den Zeilen lesen zu können. Aber als er immer weiter abrutschte, wurde ihr klar, dass es mehr war als seine Arbeit. Es war, als gelte sein Zorn dem Leben selbst. Und als der Zorn zur Depression wurde, schien es der natürliche Lauf der Dinge zu sein.
    Als Quinn Orlando anrief und ihr sagte, er habe ein Projekt und denke daran, Durrie einen Job anzubieten, sagte sie ihm, sie halte das für eine großartige Idee. Sie sagte, sie werde Durrie sogar ermutigen zu gehen. Und als Durrie ja sagte, setzte Quinn voraus, dass Orlandos Einfluss geholfen habe.
    Der Job wäre sehr einfach gewesen. Aber irgendwann, mittendrin, wurde er hässlich. In dem Lagerhaus, in das man sie geschickt hatte, war ein Mann mit schussbereiter Waffe postiert worden. Trotzdem wären sie noch unverletzt davongekommen. Aber Durrie betrat das Gebäude, bevor sie die Lage richtig eingeschätzt hatten. Quinn hatte versucht, ihn zurückzuhalten, doch sein Mentor hatte sich nur über ihn lustig gemacht.
    Nach kaum dreißig Sekunden brach Gewehrfeuer aus. Schon als Quinn in Deckung ging, sah er Durrie, von mehreren Kugeln getroffen, zusammenbrechen.
    Noch ehe Quinn ihn erreichte, wusste er, dass es zu spät war. Durries Kleider waren blutgetränkt, und obwohl Quinn verzweifelt danach suchte, fühlte er keinen Puls mehr. Benommen kniete er neben Durries Leiche. Sein Mentor war tot. Orlando, dachte er. Wie soll ich es ihr sagen? Voller Schuldbewusstsein dachte er daran, was er hätte tun können, um Durrie zu retten, und dieses Schuldbewusstsein kollidierte mit der Erkenntnis, dass es nicht wichtig war. Es gab nichts, das er hätte …
    Etwas Hartes schlug ihn auf den Hinterkopf. Sein Gesichtsfeld verengte sich zu einem Tunnel.
    Dann wurde alles schwarz.
    Als Quinn wieder erwachte, kauerte er auf dem Beifahrersitz ihres Vans. Am Steuer saß Ortega, der Mann, den Quinn als Fahrer und zur Unterstützung angeheuert hatte. Im Fond lag Durries Leiche auf dem Boden. Als sie vor der Praxis ihres medizinischen Kontakts ankamen, schaute Ortega zurück in den Fond des Vans.
    »Was soll ich mit ihm machen?«, fragte er.
    Quinn schwieg einen Moment, sagte dann: »Das Übliche. Aber bring mir die Asche.«
    Es dauerte mehrere Stunden, bis Ortega zurückkehrte. Er fand Quinn in einem kleinen Zimmer eines Behelfskrankenhauses hinter der Praxis. Er stellte einen Karton auf den Nachttisch neben Quinns Bett und entnahm ihm eine Urne aus gebürstetem Messing.
    »Eine andere hatten sie so kurzfristig nicht«, sagte er.
    »Sie ist in Ordnung«, sagte Quinn.
    So lief das in ihrer Branche. Sogar wenn einer der ihren starb, musste die Säuberungsaktion weitergehen. Der einzige Unterschied war der, dass Quinn den Inhalt der Urne für Orlando aufbewahrt hatte, anstatt ihn zu verstreuen.
    Aber als er Orlando das erste Mal zu Hause aufsuchen wollte, konnte er sie nicht finden. Sie hatte die Nachricht schon erfahren und war verschwunden. Als er sie entdeckte, waren zehn Monate vergangen, und

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