Der Profi - The Cleaner
sagte Skyler und zeigte auf einen Schirm. Quinn schaute hinüber. Die Zielperson wurde halb von einem Schatten verdeckt, den ein Stapel von Stahlfässern warf. Als Quinn hinsah, bewegte sich ihr rechter Fuß ein paar Zentimeter.
»Sie lebt noch«, sagte er.
»Bist du sicher?«, fragte Skyler.
Quinn nickte.
»Wir müssen etwas tun«, sagte Glaze.
»Und sagst du mir auch, was?«, fragte Quinn.
»Wir können nicht einfach hiersitzen.«
»Doch, wir können.«
»Es bewegt sich etwas«, sagte Skyler.
Vier Männer kamen in der Totalen ins Bild. Alle waren dunkel gekleidet und trugen die gleichen Waffen - Heckler und Koch G36K Sturmgewehr. Das war nicht die Waffe, mit der das Team von V12 ausgestattet gewesen war.
Die vier Männer bewegten sich vorsichtig durch die Garage, den Lauf ihrer Waffe auf den Boden gerichtet. Als sie den ersten der drei Toten erreichten, stieß einer der Männer mit dem Fuß dagegen. Keine Reaktion. Bei dem zweiten das gleiche Resultat. Aber der letzte stöhnte auf, als ihn der Fuß in die Seite traf. Ohne zu zögern legte einer der Bewaffneten auf den Kopf des Mannes an und drückte ab. Als sie um die Fässer herumkamen, drückten sie ihre Gewehre plötzlich an die Schultern und richteten die Läufe auf die Zielperson.
»Sichern!«, rief einer der Männer. »Sie ist nicht bewaffnet.« Dann sagte er ruhiger: »Steh auf. Langsam.«
Die Zielperson stand auf. Der Mann, der gesprochen hatte, winkte ihr weiterzugehen. Als sie aus dem Schatten hervortrat, schien sie ihren rechten Arm festzuhalten. Blut durchtränkte ihren Ärmel, doch sonst schien sie unverletzt.
»Wer ist das?«, fragte Quinn. Weil sich dort etwas bewegte, hatte Quinn zu dem Bildschirm ganz rechts hinübergeschaut.
Aus derselben Richtung, aus der die Bewaffneten gekommen waren, tauchte jetzt ein fünfter Mann auf. Er unterschied sich von den anderen. Er trug einen teuer aussehenden grauen Anzug, und anders als seine Freunde trug er kein Gewehr. Aber in der Taille war sein Jackett ausgebeult. Er war also nicht ganz unbewaffnet. Er war lang und dünn. Quinn schätzte ihn auf ungefähr zwei Meter und siebzig Kilo. Das dunkelbraune Haar fiel ihm bis auf die Schultern; es war gewellt und lockig und ließ seinen Kopf größer erscheinen, als er war. Obwohl er nicht lächelte, schien er Zufriedenheit auszustrahlen. Nein, es war mehr als das - eine Aura von Überlegenheit, von extremer Selbstsicherheit bei jedem Schritt, den er tat.
»Ich glaube, wir müssen hier raus«, sagte Glaze.
»Was redest du da?«, fragte Skyler.
»Wir müssen weg«, sagte Glaze. »Sofort.«
»Noch vor einer Minute wolltest du dich ins Getümmel stürzen und helfen«, sagte Quinn.
»Ich habe mich geirrt.« Glaze wollte wieder aufstehen. Diesmal aber wollte er nicht zur Hecktür, sondern wandte sich nach vorn.
»Mach langsam«, sagte Quinn. »Wir gehen nirgendwo hin.«
»Wisst ihr denn nicht, wer das ist?« Wütend funkelte er die beiden anderen an. »Das ist Borko.«
Einen Augenblick herrschte Stille, während Quinn und Skyler auf den Bildschirm starrten.
»Ohne Scheiß?«, sagte Skyler.
Quinn musterte Borko aufmerksam. Er hatte bisher nur Bilder von ihm gesehen, keine sehr guten. Der Mann in der Garage konnte der Serbe sein. Er entsprach der Beschreibung.
»Woher weißt du das?«, fragte Quinn.
Glaze starrte auf ihn hinunter. »Weil ich früher mit ihm gearbeitet habe, daher«, sagte er, als wolle er Quinn herausfordern anzuzweifeln, was er sagte. »Letztes Jahr. Wir haben ihn bei einem Job gebraucht. Ich habe ihn bei der Einsatzbesprechung getroffen. Er hat nicht gemacht, was wir wollten. Leute sind gestorben, die nicht sterben sollten. Aber das war ihm egal. Ich glaube, ihm ist alles egal.«
Glaze konnte die Angst in seinen Worten nicht unterdrücken. Dass er log, war unwahrscheinlich. Quinn schaute wieder auf den Bildschirm.
Borko war ein elender Saukerl. Nicht jeder in der Branche wusste, wer er war, aber Quinn hatte aus zahlreichen verlässlichen Quellen Geschichten gehört. Es hieß, Borko habe sich als einer von Slobodan Miloševićs ethnischen Säuberungsexperten vor Eifer überschlagen. Es hieß sogar, er sei Mitglied der Sluzba drzavne besbednosti - Miloševićs verbrecherischer Staatssicherheit - gewesen, habe sich Anfang der neunziger Jahre in Studentengruppen eingeschleust, um zu helfen, einen Aufstand niederzuschlagen, der das Regime zu stürzen drohte.
Er hätte vor Jahren verhaftet werden sollen. Er hätte in Den Haag wegen
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