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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Und sei es auch nur für ein paar Minuten.
    »Ach, weißt du, die Arbeit in einem Unternehmen wie Brown & Mc Combie ist gar nicht so außergewöhnlich, wie es von au ßen scheint. Das kann ich dir versichern«, sagte Fuad schließlich zu der Künstlerin. »Viel Arbeit und nachts Überstunden. Aber vielleicht interessiert es dich zu erfahren, dass Brown & McCombie eine eigene Kunstsammlung besitzt …«
    Am Nachmittag hatte Fuad im Jahresbericht des Unternehmens gestöbert und sich über das Mäzenatentum von Brown & McCombie in Sachen bildender Kunst informiert. Er hatte sämtliche Namen der Künstler auswendig gelernt, die in den Sälen und Gängen des Unternehmens ausgestellt hatten. In der Rezeption hingen ein Chillida und das eine oder andere Bild von Antonio Machón und Eduardo Arroyo. Als er diese Namen erwähnte, sah sein Freund Marcial ihn mit offenem Mund an. Zabaleta und seine Bosse aus den USA hatten reichlich investiert, um Brown & McCombie eine Kunstsammlung zu verschaffen, die sich vor einem Museum nicht zu verstecken brauchte.
    Dann plauderten sie noch eine Weile miteinander, bis die Eltern der beiden jungen Frauen beschlossen, dass diese nun genug mit Fuad und Marcial geredet hatten. In der Richterskala des sozialen Status waren die beiden Männer für sie offenbar zu tief angesiedelt. »Myriam (so hieß Barbaras Schwester), das hier ist Señor …« Ihr Vater (Fuad träumte schon davon, Schwiegerpapa zu ihm zu sagen!) war groß gewachsen, hatte schlohweißes Haar und sah aus wie ein wohlhabender Bankier. Die Mutter war derart mit Geschmeiden bestückt, dass sie damit mühelos die Auslage eines Juweliergeschäfts hätte füllen können.
    Marcial hakte Fuad erneut unter und schleppte ihn an die Theke.
    »Fuad. Auf was bist du eigentlich aus? Jetzt bist du auch noch zum Kunstkenner geworden. Wo hast du denn all den Schwindel gelesen?«
    »Im Internet«, antwortete Fuad. Marcial schloss die Augen.
    »Aber wir hatten doch ausgemacht, dass wir uns gestern treffen wollten, um mit Andrés Barras zu sprechen. Und dann warst du wie vom Erdboden verschluckt. Und heute? Da warst du schon wieder verschwunden. Was für eine Taktik ist das eigentlich? Ich hab dir Hunderte SMS aufs Handy geschickt …«
    »Hab ich gesehen. Ich konnte dir nicht antworten.«
    »Also, morgen erledigen wir die Angelegenheit. Keine Ausreden. Manchmal könnte man meinen, du hättest total den Verstand verloren!«
    Fuad verdrehte die Augen:
    »Schon gut, schon gut. Trink dein Glas Wein aus und genieß den Abend.«
    In derselben Nacht versuchten sie mich umzubringen.
    Am Mittag, nachdem ich mich mit Cruz im Retiro-Park getroffen hatte, war ich erneut mit Fuad ins Pink Palace gefahren. Er hatte fast seine ganze Arbeit erledigt, und ich spürte, dass er erleichtert war. Zwar war er nicht zu Witzen aufgelegt, aber er gab sich viel offener als sonst. Während wir unseren Kaffee austranken, plauderten wir über sein Leben in Ceuta und Madrid und über Brown & McCombie . Er tat es mit Behutsamkeit, eben wie jemand, der einem bewaffneten Mafioso gegenübersitzt. Aber Fuad ist ein intelligenter Bursche, und ich genoss es, mich mit ihm zu unterhalten.
    Im Gespräch mit Fuad erinnerte ich mich wieder einmal an meine eigene Jugend. An die Zeit, als ich auszog, um in Las Vegas zu arbeiten. Damals war ich neugierig gewesen und zugleich ängstlich. Heute denke ich oft darüber nach, wie naiv ich war, und staune nicht schlecht über meinen eigenen Mut. Damals tat ich, was ich tun musste. Ich ließ ich mich von Zío Enzo und seinen Ratschlägen leiten. »Begib dich unter Don Angelinis Fittiche, Lucca! Er wird sich um dich kümmern, er wird einen Mann aus dir machen …« Ich lernte mein Handwerk von den erfahrensten Profis. Es war die Zeit, als Frank Sinatra einer Stadt Glanz verlieh, die mit der Energie von tausend Sonnen erstrahlte. Später lernte ich ein Mädchen kennen. Ich heiratete sie, aber irgendwann waren wir zu viele in der Ehe, und sie entschied sich für den anderen. Nach meiner Scheidung musste ich Hals über Kopf aus Las Vegas verschwinden. Ich landete in Kolumbien. Dort leitete ich die Casinos der Drogenbarone. Aber das ist eine andere Geschichte. Damals war ich wie ein einsamer Wolf. Ich suchte mein flüchtiges Vergnügen, wo ich es gerade fand, und lebte zurückgezogen in meiner eigenen Welt. Mein Misstrauen gegenüber den Menschen ist geradezu notorisch …
    Am Abend setzte ich Fuad in seiner Wohnung ab, und er versprach mir, weiter an

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