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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Platz. Er öffnete ein Spaltbreit sein Jackett, da erkannte ich deutlich eine Heckler & Koch, Modell USP, in seinem Pistolenhalfter. Eine klassische Dienstwaffe der Polizei. Offenbar handelte sich bei den Männern tatsächlich um Polizeibeamte. Der Mann mir gegenüber hatte derbe Gesichtszüge, seine Augen blickten voller Verachtung. Es war nicht schwer zu erraten, wer der Mann war.
    »Lucca Corsini …«, begann er. Er hatte widerlichen Mundgeruch. »Die Freude, Sie kennenzulernen, hält sich in Grenzen.«
    »Ich nehme an: Rasputin «, antwortete ich.
    »Genau.«
    »Ich dachte, du würdest für uns arbeiten«, sagte ich mit viel ruhigerer Stimme, als mir eigentlich zumute war.
    »Richtig. Bisher hat Zagonek mir meine Unkosten bezahlt.«
    »Offenbar war es nicht genug«, erwiderte ich. »Soll das hier …«, ich deutete auf mich selbst, indem ich das Kinn vorschob, »etwa eine Bitte um Lohnerhöhung sein?«
    Rasputin lachte dreckig.
    »Ganz und gar nicht. Du hast gestern Apolinar Estilo in seiner Wohnung umgebracht. Ein paar Tage später, und du hättest mir damit einen Gefallen erwiesen! Aber jetzt hast du mir ein verdammtes und völlig überflüssiges Problem damit bereitet.«
    Rasputin zündete sich eine Zigarette aus schwarzem Tabak an. Er blies mir den Rauch direkt ins Gesicht. Dann stocherte er mit dem Fingernagel seines kleinen Fingers zwischen seinen Zähnen herum. Unterdessen arbeiteten meine kleinen grauen Zellen auf Hochtouren, um Querverbindungen herzustellen; aber sie waren bereits schwer in Mitleidenschaft gezogen.
    Schließlich sagte ich: »Estilo hat also für dich gearbeitet …« Kaum hatte ich das gesagt, bereute ich meine Worte.
    Rasputin war Zagoneks Spitzel gewesen und gleichzeitig der Mann, bei dem die Fäden zusammenliefen. Er hatte Apolinar Estilo dafür bezahlt, dass er die vory umbrachte. Er bekam von Zagonek seinen Lohn und war gleichzeitig dessen Henker. Heilige Mutter Gottes! Wie konnte Zagonek nur so dämlich sein, sich seinen schlimmsten Feind zum Verbündeten zu machen? Oder anders ausgedrückt: Wer hatte diese Kripoleute angeheuert, um …? Bevor ich eine Antwort darauf fand, blies mir Rasputin erneut den widerlichen Qualm seines Billigtabaks ins Gesicht:
    »Junge, du bist ein kleines Genie! Dann erzähl mir mal, wie du auf Apolinar gestoßen bist und was du über ihn weißt!«
    Ich sah keinen Nutzen darin, ihn zu belügen. Dadurch hätte ich bloß meinen eigenen Tod beschleunigt. Manchmal hat man in meinem Beruf das Heft in der Hand, und manchmal steht man selbst mit dem Rücken zur Wand. Man muss mit beiden Situationen umzugehen wissen.
    »Apolinar war ein Dilettant. Ein Psychopath. Er zog eine breite Blutspur hinter sich her. Da war es nicht besonders schwer für mich …«
    »Verrat endlich, wie du ihn gefunden hast«, fuhr Rasputin mich schroff an.
    »Estilo hatte eine Schwäche: Er liebte es, jungen Kerlen Schmerzen zu bereiten. Von dem Tag an, als er sich einen Stricher mit nach Hause nahm, saß er in der Falle!«
    An dieser Stelle zog Rasputin einen stählernen Schlagring aus der Tasche, holte aus und versetzte mir einen brutalen Schlag auf die Nase. Ein weißer Lichtblitz explodierte vor meinen Augen. Vor Schmerz blieb mir die Luft weg. Ich spürte, wie das warme Blut mir über die Lippe heruntertropfte. Ohne eine Miene zu verziehen, betrachtete er sein Werk.
    » Estilete war eine Bestie, stimmt, aber er war nützlich. Ein überaus praktisches Werkzeug! Der erste Schlag war dafür, dass du ihn vor der Zeit umgelegt hast …« Rasputin schlug erneut zu, und obwohl es mir gelang, meine Nase abzuwenden, hatte er mir einen Wangenknochen zertrümmert oder mir zumindest die Lippe gespalten, genau konnte ich es nicht sagen. »Und der war für die Komplikationen, die du mir damit bereitet hast!«
    Ich spuckte Blut.
    »Ich hatte Estilo mehrmals gewarnt«, fuhr Rasputin fort, »er war mir zu unvorsichtig geworden! Ich beglück wünsche dich dazu, dass du ihn so schnell gefunden hast.«
    »Besten Dank«, sagte ich von Schmerzen gequält. »Und wer bezahlt dich?«
    »Das sollte nicht dein Problem sein, Corsini.«
    »Ich frage aus reiner Neugier …«
    Dann tat er einen langen Zug an seiner Zigarette.
    »Ich würde dir das Doppelte zahlen!«
    Rasputin warf den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus.
    »Du bringst mich noch um, Corsini, ehrlich! Du stehst kurz davor, den Löffel abzugeben, und versuchst noch Witze zu reißen. Hier kommst du nicht lebendig raus, mein Junge«,

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