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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Millionen Euro im Jahr. Die Anzeigen zahlt die Mafia: Es ist die Direktvermarktung des illegalen Mädchenhandels. Die Eigentümer der großen Tageszeitungsverlage sind geschätzte Persönlichkeiten unserer Gesellschaft, niemand käme auf die Idee, sie deshalb als verwerfliche Menschen zu bezeichnen. Und haben Sie eine Ahnung, wie viele spanische Männer regelmäßig zu einer Prostituierten gehen, obwohl sie wissen, dass käufliche Liebe das direkte Ergebnis des Elends vieler osteuropäischer Frauen ist? Natürlich sind gewisse Geschäfte der Mafia … schlüpfrig.« Ich atmete tief durch. »Oder besser gesagt: widerwärtig! In der Tat bin ich kein völlig rechtschaffener Mensch, Hilfskommissarin … äh, Cruz. Aber kommen Sie mir bitte nicht mit diesem moralischen Gewäsch, das ganz und gar nicht in unsere Welt passt! Ich hab schon so viele Schweinereien von Bankern, Politikern, Regierungen und skrupellosen Geschäftsleuten erlebt, dass ich mich längst nicht mehr um mein eigenes Seelenheil sorge. Ihr Job ist es, meine Bosse hinter Schloss und Riegel zu bringen. Und meiner, genau das zu verhindern. So einfach.«
    Es dauerte lange, bis sie antwortete.
    »Verraten Sie mir eins, Corsini: Wie viele Menschen haben Sie in Ihrem Leben umgebracht?«
    Ich schnaufte.
    »Nicht einen, der mich nicht selbst hätte umbringen wollen oder es nicht verdient gehabt hätte. Cruz …«
    »Für dich immer noch ›Hilfskommissarin Navarro‹…!«
    Na ja, wenigstens duzte sie mich inzwischen.
    »Lass uns aufbrechen! Ich möchte noch meinen Kollegen Román Valls im Krankenhaus besuchen. Aber ruf mich an, sobald du was weißt, Corsini. Bitte!«
    » Bitte?«
    »Mach dir wegen des Bitte mal keine Illusionen. Aber ruf mich an!«

Etwa zwölf Stunden später bestellte Fuad ein Glas Rot wein in einer Bar irgendwo im Gassengewirr hinter dem Reina-Sofia-Museum. Ein langgezogenes Lokal mit schwarzen Wänden und cooler Musik. Auf der rechten Seite befand sich die Theke, dahinter stand eine schwarzhaarige Bedienung mit tiefem Ausschnitt und einem Nasenpiercing. Sie reichte Fuad den Wein.
    Vor der Tür der Bar hatte Fuad seine Probleme im Büro, seine überraschende Verbindung zur Russenmafia und zu Eleuterio Zabaleta zurückgelassen. Ebenso seine ständig wachsende Gewissheit, dass es nicht gut bestellt war um das Schicksal von Brown & McCombie und dass er selbst – früher oder später – nach Ceuta zurückkehren würde, um Zuflucht in seinem Elternhaus zu finden. Vor der Tür ging auch ein sanfter Nieselregen über der Stadt nieder.
    Dann las Fuad noch einmal die SMS , die Barbara ihm geschickt hatte: » Heute Abend – Ausstellung – enttäusch mich nicht. « Außerdem hatte er fast hundert Nachrichten von Marcial.
    In der Kunstausstellung von Barbaras Schwester waren um die fünfzig bis sechzig Gäste versammelt. Sie waren zumeist im Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig. Sie redeten angeregt und bildeten mehrere Cliquen. In einer Ecke standen auch die Eltern der Schwestern, die trotz des offenbar geringen Talents ihrer Tochter vor Stolz zu schweben schienen.
    Fuad sah sich unsicher um. Dann entdeckte er Barbara am Ende des Saals, aber er traute sich nicht, auf sie zuzugehen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt einem mit Ölfarben gemalten Stillleben. Er fand es allerdings nicht besonders beeindruckend. Fuad hatte zwar nicht die geringste Ahnung von Malerei, aber dennoch hatte er das Gefühl, dass das Bild vor ihm an der Wand nicht einen Pfifferling wert war.
    Fuad rückte zum nächsten Gemälde vor. Er schnupperte den Wein, den ihm ein Kellner im Vorbeigehen serviert hatte. Er war so mit sich selbst beschäftigt, dass er es gar nicht bemerkte, als Marcial plötzlich neben ihm stand.
    »Hey, Fuad, Junge! Ich such dich schon den ganzen Tag. Wo warst du gestern? Du hast nicht ein Lebenszeichen von dir gegeben!«
    »Wie findest du das Bild, Marcial? Also ich finde es ziemlich schwach!«
    »Haben sie dir was in den Wein gegeben, Fuad? Und …? Was macht die Russenmafia? Was ist mit Zabaleta?«
    »Gestern war ich den ganzen Nachmittag mit einem unterwegs. Ich meine: mit einem Mafioso! Wir haben den Besitzer der Motelkette besucht. Von Zabaleta habe ich keine Nachrichten. Heute war ich den ganzen Tag zu Hause, um den Bericht für die Russen fertigzustellen. Zu Hause fühle ich mich zurzeit am sichersten. Marcial, du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Goldmine dieser Juniorchef des Pink-Palace geerbt hat. Er verdient ein

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