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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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klingelte sein Handy. Gagarin antwortete einsilbig und gereizt, anschließend drückte er mit dem Daumen hastig auf die Aus-Taste.
    Ich wartete geduldig, bis ich wieder mit seiner Aufmerksamkeit rechnen konnte. Dann sagte ich:
    »Ich muss in jedem Fall mit den brigadiri der ermor deten vory sprechen. Gib ihnen Bescheid, sie sollen nach Madrid kommen. Könnte es sein, dass jemand Viktor endgültig beerben möchte und sich zurzeit den Weg freikillt?«
    Gagarin schüttelte energisch den Kopf und hob die Arme theatralisch in die Höhe.
    » Chiert ! Undenkbar. Mafiosi alle loyal!«
    »Quatsch. Das glaubst du doch selbst nicht«, fuhr ich ihn an.
    »Doch«, verteidigte sich Gagarin und machte ein Gesicht wie ein getretenes Hündchen. »Wir haben Information aus Moskau. Mörder gehört nicht zu organitskaya … ist kein interner Krieg von Mafia.«
    Ich speicherte sämtliche Informationen im Geiste ab, dann ging ich zum nächsten Punkt über.
    »Setz dich mit den übrigen vory in Verbindung. Teile ihnen mit, dass sie ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärfen sollen und dass sie gut daran tun, sich nicht abmurksen zu lassen. Sie sollen keinen Finger rühren, solange ich nicht weiß, was da draußen gespielt wird. Keine persönlichen Vendettas oder irgendwelche Schlaumeier, die unsere Situation noch verschlimmern. Es ist eh schon zu viel Staub aufgewirbelt worden! Wenn das so weitergeht, landen wir noch auf der Titelseite der Financial Times .«
    Gagarin nickte.
    Abschließend bemerkte ich: »Ach ja, und was den Aufkauf von Pink Palace betr…«
    »Wir haben schon Lösung!«, erwiderte der Russe triumphierend, womit er mir erst recht Kopfschmerzen bereitete.
    »Und was genau habt ihr unternommen, wenn ich fragen darf?«
    Der Russe lachte übers ganze Gesicht.
    »Michail hat Consultingfirma engagiert. Beste von ganz Spanien!«
    Als ich wieder zu Hause war, versuchte ich vergebens, Boris Iwanowitsch zu erreichen. Entweder wollte oder konnte er meinen Anruf nicht entgegennehmen. Ich legte völlig frustriert auf, denn mir war bewusst, dass es von nun an kein Zurück mehr gab. Außerdem hatte ich mich zusätzlich um ein ziemlich dickes Ei zu kümmern: Das Consultingunternehmen, das für die russische Mafia den Kauf einer Bordellkette unter Dach und Fach bringen sollte.
    Da ich Gagarins Hang zur Selbstverherrlichung kannte, fragte ich ihn ohne Umschweife:
    »Hast du dem Chef des Consultingunternehmens gesagt, wer du bist?«
    Der Russe zögerte einen Augenblick.
    »Ja, ist möglich … Warum soll ich mich verstecken? Ich bin respektierter vor , und ich bin sehr stolz!«
    »Bist du eigentlich total verrückt?«
    Gagarin wunderte sich, dass ich seine brillante Strategie nicht lobte. Ich erklärte ihm, dass die Verantwortlichen der Unternehmensberatung wahrscheinlich keinen Moment zögern würden, ihn bei der Polizei anzuzeigen.
    »Denk doch mal nach …«, sagte ich. »Die nehmen den Vertrag an und tun so, als ob sie für dich arbeiten. Und anschließend stecken sie der Einheit für Steuerdelikte eine Kopie des Projekts zu. Damit servierst du dich der Justiz auf dem Präsentierteller!«
    Es war offensichtlich, dass sich Gagarin die Konsequenzen seiner Idee nicht einen Moment lang überlegt hatte. Wenn er wenigstens nicht auch noch die Identität der Besitzer von Moscow Hotel Investments verraten hätte. Mit seiner indiskreten Art zog er uns alle in den Dreck.
    Und dennoch, das sage ich in vollem Bewusstsein meiner eigenen Situation (versetzen Sie sich doch bitte mal in meine Lage), sah ich mich nicht imstande, die anderen vory zu besänftigen, den Mörder zu fangen, die vorläufigen Geschäftsdaten für die Kaufverhandlungen mit MHI zu sammeln, und das alles zur selben Zeit! Davon abgesehen bin ich in Rechtsfragen ein Grünschnabel, und obwohl wir juristische Hilfe aus Russland bekommen sollten, verlangte das Projekt nach einem hiesigen Steuer- und Rechtsexperten. Auf ein spanisches Consultingunternehmen zurückzugreifen war zwar leichtsinnig, aber unter den gegebenen Umständen vielleicht tatsächlich die einzige Lösung.
    Bevor Sie mich einen Idioten nennen, die folgende Anmerkung: Es ist keineswegs das erste Mal, dass ein Büro oder eine Kanzlei, die selbst nicht zur Mafia gehört, für das organisierte Verbrechen arbeitet. Aber dazu ist es nötig, dass man außer einer fetten Rechnung am Ende der Zusammenarbeit noch einen Kontrollhebel dazwischenschaltet, man braucht sozusagen ein Ass im Ärmel, das die Berater zu absolutem

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