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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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jedermann zugänglich sind, Tageszeitungen, Web-Communi ties, Musik-Downloads, Pornos ohne Ende, Blogs, individuelle Websites, noch mehr Pornos und Privatvideos, die auf Youtube hochgeladen wurden. Nein, ich spreche von den zahllosen ans Internet angeschlossenen Intranets, von der gewaltigen Menge privater und geschäftlicher Daten, die kaum durch Passwörter geschützt sind. Arzt-, Steuer- sowie Finanzauskünfte von großen, mittleren und kleinen Unternehmen … Man muss sie nur finden! Und das beherrschten meine Hacker -Freunde wie sonst niemand auf der Welt.
    In erster Linie interessierte mich, alles Erdenkliche über Zabaleta und Brown & McCombie herauszufinden: In welchem Zustand befanden sich die Geschäftskonten? Gab es Schulden, Unternehmensskandale (die gibt es immer) – einfach alles, was mir einen Vorteil Zabaleta gegenüber verschaffen würde, die Waffe, die ich zum Einsatz bringen konnte, wenn der Zeitpunkt gekommen war, Druck auf ihn auszuüben. Beginnt man erst einmal, das Leben eines Menschen in all Einzelheiten zu zerpflücken, und geht all seinen Lastern auf den Grund, hält niemand der Prüfung stand. Man muss einfach nur gründlich genug suchen …
    Und wenn all das nichts nützte, würde ich eben auf den altbewährten Trick zurückgreifen: ein kesses Mädchen, eine zufällige Begegnung, eine versteckte, aber eindeutige Anspielung, ein Luxusapartment voll versteckt angebrachter Videokameras, die alle Einzelheiten haar klein festhalten. Und zum Schluss die Drohung, sämt liche Aufnahmen, mit dem unanfechtbaren Beweis des Ehebruchs, an die Frau Gemahlin auszuhändigen. Wenn der Betroffene verheiratet war, funktionierte der Trick immer.
    Also rief ich meine »Datenpiraten« an. (Der gewiefteste von ihnen hatte den Spitznamen Mister Spock. ) Ich informierte sie über die Einzelheiten ihres Auftrags und machte ihnen mächtig Feuer unterm Hintern, damit sie mir so bald wie möglich Informationen lieferten.
    Nachdem ich dies erledigt hatte, machte ich mich auf den Weg zur Glorieta de Atocha, um El Cordobés ausfindig zu machen. Ich brauchte mehr Details vom Stimmungsbarometer der Straße, schließlich war die Straße das wahrheitsgetreueste Abbild der wachsenden Panik innerhalb der russischen Gemeinde von Madrid. Außerdem suchte ich einen Polizisten, der mir zu einem angemessenen Preis verriet, was die Bullen inzwischen über die Morde der drei vory wussten. El Cordobés würde schon wissen, wo ich den Typen fand.
    Ich glaube, Ihnen bereits erzählt zu haben, dass El Cordobés ein paar Stunden am Tag dem illegalen Verkauf von Waren an Touristen oder sonstige Reisende widmet: Nennen wir diese Waren der Einfachheit halber »Fund sachen«, das heißt, Dinge, die irgendwo »herunterge fallen« oder »verloren gegangen« sind. Sonnenbrillen, iPods, geklaute Handys, PDA s, Armbanduhren … Er verkauft sie mit Diskretion und verdient damit täglich eine ordentliche Stange Geld. Das Sicherheitspersonal toleriert seine Tätigkeit großzügig, sofern dabei das eine oder andere Geschenk für dessen Frauen und Freundinnen herausspringt. Für mich ist El Cordobés wie das Google der Unterwelt: Jeder, der etwas sucht oder Informationen benötigt, wendet sich zuerst an ihn.
    Ich fand ihn in träger Haltung an eine rote Ziegelwand gelehnt, Zahnstocher im Mundwinkel, die Kippe zwischen zwei Finger geklemmt. Er trug eine Lederjacke, unter der er einen Teil seiner Schmuggelware versteckt hielt. Auf dem Boden neben ihm stand ein Rucksack, prallvoll mit gestohlener Ware. Meinen Mietwagen hatte ich auf dem Parkplatz am AVE -Terminal abgestellt, und ich näherte mich El Cordobés , sobald das junge Paar, das ihm gerade eines der neuesten Brillenmodelle von Ray Banabgekauft hatte, weitergezogen war.
    Als er mich kommen sah, wechselte zuerst der Zahnstocher den Mundwinkel, anschließend streifte El Cordobés mit dem Finger zum Gruß über die Hutkrempe.
    »Sieh mal einer an! Vorgestern Abend und heute schon wieder. Junge, du hast es aber nötig …«
    »Ich krieg eben nichts mehr mit«, verteidigte ich mich. »Zu lange weg gewesen aus einer Stadt, in der sich die Dinge so rasant ändern. Ich brauche zwei Informationen, Cordobés …« Dann streckte ich ihm zwei Hunderteuroscheine hin, die im Handumdrehen verschwanden.
    »Nur zu«, sagte er.
    »Was hört man über die Morde an den drei Russen?«
    Er antwortete, ohne mich anzusehen: »Du meinst deine Kameraden, die einen Kopf kürzer gemacht wurden?«
    Leicht verärgert

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