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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sollen. Bedauerlicherweise sei es aber aufgrund geltender Rechtsvorschriften nicht möglich gewesen, Lauschangriffe gegen den verdächtigen Personenkreis zu führen.
    »Ein Skandal«, meinte Françoise Chout, Mitglied der französischen Nationalversammlung. »Wir hätten die technischen Möglichkeiten, um solche widerlichen Anschläge zu verhindern, doch unserer Polizei sind von Rechts wegen die Hände gebunden.« Vor dem britischen Unterhaus wiederholte Lord Miles Parmore seinen Aufruf zur Unterzeichnung des internationalen Abkommens für Überwachung und Sicherheit. »In Anbetracht der Tatsache, dass die Regierungen Frankreichs und Englands die Möglichkeit
zur Vermeidung eines solchen Sabotageaktes besitzen, ist es geradezu sträflich, dass wir nichts dagegen unternommen haben. Dies ist eine nationale, wenn nicht gar eine internationale Schande.«
    Richard Lanchester, der zum NATO-Gipfel in Brüssel angereiste Sicherheitsberater des US-Präsidenten, sprach von einem »Massaker an Unschuldigen«. Er fügte hinzu: »Bei aller Trauer müssen wir uns fragen, was zu tun ist, damit so etwas nie wieder vorkommt. Trotz großer Bedenken schließt sich die US-Regierung unter Präsident Davis der europäischen Initiative für ein internationales Sicherheitsabkommen an.«
    Lille .
    Bryson gefror das Blut in den Adern.
    Er erinnerte sich an das verschwörerische Flüstern der beiden Männer, die aus Jacques Arnauds Privatbüro im Château de Saint-Meurice herausgekommen waren, der Waffenhändler auf der einen und Anatoli Prischnikow, der russische Tycoon, auf der anderen Seite.
    »Aber wenn die Aktion in Lille gelaufen ist«, hatte Arnaud gesagt, »wird es einen gewaltigen Aufschrei geben, und wir haben freie Bahn.«
    Die Aktion in Lille .
    Zwei der mächtigsten Geschäftsmänner der Welt – ein Waffenhändler und ein Mogul, der aller Wahrscheinlichkeit nach unter der Hand einen Großteil der russischen Verteidigungsindustrie kontrollierte – hatten von dem verheerenden Anschlag, dem Hunderte von Menschen zum Opfer gefallen waren, gewusst.
    Womöglich gehörten die beiden selbst mit zu den Urhebern.
    Und beide mischten an höchster Stelle im Direktorat mit. Hinter dem Albtraum von Lille stand demnach letztlich das Direktorat.
    Aber was hatte das alles zu bedeuten? Sinnlose Gewalt war nicht Sache des Direktorats. Waller und die anderen Chefs hatten sich immer ihre strategische Genialität zugute
gehalten. Alles, was sie veranlassten, war planvoll und diente einem übergeordneten Zweck. Selbst der Mord an Brysons Eltern oder das unerhörte Lügengespinst, das sein Leben ausmachte. Der Mord an Agenten im Einsatz ließ sich ja noch rechtfertigen, etwa durch das Erfordernis, eine Belastung, ein Hindernis oder eine Bedrohung zu beseitigen. Aber der Massenmord an über 700 unschuldigen Zugreisenden stand auf einem ganz anderen Blatt.
    … wird es einen gewaltigen Aufschrei geben .
    Der heimtückische Anschlag rief in der Tat eine Welle der Empörung hervor, und am lautstärksten wurde der Umstand beklagt, dass die Tragödie hätte verhindert werden können.
    Das Schlüsselwort lautete Prävention. Offenbar kam dem Direktorat der Aufschrei und die energische Forderung von verstärkten Schutzmaßnahmen vor terroristischen Umtrieben gelegen. Unter Prävention konnte allerdings vieles verstanden werden, zum Beispiel die Einführung verschärfter Antiterror-Gesetze, was aber wohl nur kosmetische Wirkung hätte. Es sei denn, solche Gesetze würden zur Aufrüstung führen, zur Anschaffung von Waffen, die dem Schutz und der Verteidigung der Bevölkerung dienten.
    Arnaud und Prischnikow – jene Händler des Todes, die ein Interesse am Chaos hatten, weil Chaos eine Form von Marketing war, nämlich Marketing für ihre Ware, für Waffen, deren Nachfrage zunahm, je größer das Chaos wurde – diese beiden Männer standen sehr wahrscheinlich hinter dem Anschlag in Lille und …
    Und? Bryson war so in seine düsteren Gedanken vertieft, dass er das Gedränge der Passanten kaum zur Kenntnis nahm. Layla hatte, ihm über die Schulter blickend, den Artikel ebenfalls gelesen, und etwas dazu gesagt, was er aber nicht hörte. Er versuchte, sich an Zeitungsmeldungen aus der jüngsten Vergangenheit zu erinnern: Meldungen über katastrophale Unglücksfälle, von denen er nur am Rande Notiz genommen hatte.
    So war erst vor wenigen Tagen in einer Washingtoner U-Bahnstation während der morgendlichen Rushhour eine
Bombe detoniert, die Dutzende von

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