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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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unterschied sich auch in dieser Hinsicht von so vielen Unternehmen des neuen Marktes, die ein salopperes Image pflegten und ohne Kleiderordnung auskamen.
    Parker hatte, was die anstehenden Übernahmeverhandlungen anging, kein gutes Gefühl und machte gegenüber Gupta, dem Mitarbeiter seines Vertauens, kein Geheimnis daraus. »Der Vorstand wird wohl nicht zulassen, dass ich das Geschäft platzen lasse. Was meinen Sie?«
    Gupta verdrehte die Augen in Richtung ihrer blonden, schlanken Begleiterin und warf Parker einen warnenden Blick zu. »Mal hören, was der große Mann dazu sagt«, antwortete er.
    Wenig später nahmen sie ihre Plätze im Kreis der zwölf Männer und Frauen ein, die sich im obersten Stockwerk des höchsten Gebäudes versammelt hatten, in einem Raum, dessen Fenster fantastische Ausblicke auf die Hügellandschaft ringsum gewährten. Hier liefen alle Fäden des ansonsten recht diffus und divers erscheinenden Unternehmens namens Systematix zusammen. Für die meisten der Versammelten – allesamt Vorstandsmitglieder von InfoMed – war es das erste Mal, dass sie mit dem legendären Gründer, Präsidenten und Geschäftsführer von Systematix, mit Gregson Manning, zusammentreffen sollten. Manning hatte im vergangenen Jahr, wie Adam Parker wusste, Dutzende von Firmen im Handstreich und per Kassageschäft übernommen.
    »Der große Mann« – so hatte Gupta ihn genannt, was zwar scherzhaft, aber beileibe nicht ironisch gemeint war. Gregson Manning war in der Tat ein großer Mann. Darin stimmte alle Welt überein. Er hatte aus dem Nichts ein riesiges Wirtschaftsimperium geschaffen, das einen Großteil der Infrastruktur des Internet herstellte. Seine Erfolgsgeschichte war allenthalben bekannt: wie er im Alter von 18 Jahren eine Anstellung bei CalTech aufgegeben, in einer Fürsorgeunterkunft gewohnt und mit Freunden in einer Garage Systematix gegründet hatte. Heute gab es kaum eine Firma, die ohne
ein Produkt von Systematix auskommen konnte. Systematix war, wie es das Forbes Magazine einmal ausgedrückt hatte, eine Industrie für sich.
    Manning hatte sich außerdem als Philanthrop einen Namen gemacht, auch wenn er in dieser Rolle nicht unumstritten war. Er hatte Hunderte von Millionen Dollars investiert, um innerstädtische Schulen an das Internet anzuschließen, und dem Bildungswesen mit modernster Technologie auf die Sprünge geholfen. Als anonymer Spender sollte Manning sogar Milliarden in Form von Stipendien zur Weiterbildung von unterprivilegierten Schülern ausgegeben haben.
    Die Fachpresse feierte ihn natürlich, zumal Manning sich bei all seinem unvorstellbaren Reichtum stets menschlich und bescheiden gab. Barron’s nannte ihn den »Daddy Warbucks« des Informationszeitalters.
    Parker aber konnte seine unguten Gefühle nicht abschütteln. Es gefiel ihm nicht, dass er die Kontrolle würde abgeben müssen. Verflixt noch mal, InfoMed war ihm wie ein eigenes Kind, und die Vorstellung, dass sein Betrieb einem Megakonzern einverleibt werden sollte, tat ihm regelrecht weh. Und da war noch etwas anderes: eine große kulturelle Kluft. Parker war ein Geschäftsmann, einfach und schlicht, auch nach Feierabend. Er und seine Partner unterhielten sich in der Sprache der Finanzwelt und über Dinge wie Renditen und Kursnotierungen, über Kosten und Gewinne. Manning aber schien ganz anders gepolt zu sein. Er dachte und sprach in Begriffen der Macht. Bei ihm war immer von historischen Kräften und globalen Trends die Rede. Dass Systematix ein immens profitables Unternehmen war, interessierte ihn anscheinend nur am Rande. »Geben Sie’s zu, Sie halten nicht viel von Visionären«, hatte Gupta einmal nach einer endlos langen Strategiesitzung seinem Chef gegenüber gesagt, und er führte offenbar irgendetwas im Schilde.
    »Es freut mich sehr, dass Sie alle gekommen sind«, begrüßte Manning seine Besucher und schüttelte jedem einzeln die Hand. Manning war groß gewachsen, hatte eine gute Figur und dunkle, glänzende Haare. Mit seinen breiten Schultern
und kantigen Kieferknochen schien er vor Kraft zu strotzen. Seine Gesichtszüge waren aristokratisch, die Nase kräftig und geschwungen, die Haut glatt, fast porenfrei. Er wirkte kerngesund, selbstbewusst und besaß, wie sich Parker eingestehen musste, ein unwiderstehliches Charisma. Manning trug eine khakifarbene Hose, ein weißes, am Hals aufgeknöpftes Hemd und ein leichtes Jackett aus Kaschmir. Warmherzig lächelnd zeigte er eine Reihe weißer, makelloser Zähne. »Wenn

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