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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fliehen können. Ausgeschlossen, dass es ihr gelungen wäre, die Fesseln zu lösen oder aufzutrennen. Sie hatte ja kein Messer oder dergleichen bei sich gehabt. Davon hatte er sich überzeugt.
    Es stand nun also fest: Sie arbeitete mit Rückendeckung.
    Ihre Komplizen waren wahrscheinlich noch immer in der Nähe; sie wussten, wo er wohnte, und würden – im Unterschied zu ihr – nicht lange fackeln, wenn es darum ging, ihn zu erschießen. Aufs Zimmer zurückzukehren kam deshalb nicht in Frage. Dieses Risiko wollte er nicht eingehen.
    Im Geiste durchwühlte er den Inhalt seines Koffers. Seit über 20 Jahren reiste er stets mit minimalem Gepäck, weil er eben immer damit rechnen musste, gefilzt zu werden. Gewohnheitsmäßig ordnete er seine Sachen immer so, dass sich für ihn auf den ersten Blick erkennen ließ, ob jemand seine Nase in sie hineingesteckt hatte. Das zu wissen, war ihm schon häufig von großem Nutzen gewesen. Weil er immer damit rechnen musste, dass sich andere über sein Gepäck hermachten, ließ er nie wirklich wichtige Informationen unbeaufsichtigt zurück. Außerdem hatte er gelernt, Wertsachen nach zwei Kategorien zu unterscheiden: Zur einen gehörten Dinge von materiellem Wert, also all das, worauf es Langfinger und diebische Zimmermädchen abgesehen hatten: Bargeld, Schmuck oder elektronisches Gerät, das teuer aussah. Dinge der zweiten Kategorie waren weniger begehrt, aber nur schwer zu ersetzen, wenn sie abhanden kamen, und dazu zählten Ausweispapiere, ob echt oder
gefälscht, belichtete Filme, Videokassetten oder Computerdisketten.
    Bryson ließ eher Geld und andere Wertsachen in seinem Gepäck zurück als einen falschen Pass. Seiner Gewohnheit treu hatte er alle Ausweispapiere bei sich, so auch seine Waffe und den von Arnauds Satellitentelefon heruntergeladenen kryptografischen Schlüssel: einen winzigen Mikrochip, den er nun schon eine Weile mit sich herumtrug. Aufzugeben, was sich jetzt noch im Zimmer befand, war also kein Problem. Er brauchte allerdings Geld, doch das ließ sich relativ leicht besorgen. Er konnte weitermachen.
    Aber in welcher Richtung? Das Direktorat zu unterwandern, kam nicht mehr in Frage. Dort kannte man jetzt seine wahren Absichten. Es blieb ihm eigentlich nur noch ein Frontalangriff: Vielleicht konnte er sich als Elenas Ehemann ins Spiel zurückbringen, der auf der Suche nach ihr war.
    Man wusste ja nicht, wie viel und was er durch sie erfahren hatte.
    Gleichgültig, ob sie auf ihn angesetzt gewesen war und ihn an der Nase herumgeführt hatte oder nicht, für das Direktorat stand zu befürchten, dass sie ihm – unabsichtlich oder gezielt – Geheimnisse verraten hatte. Er war schließlich ihr Ehemann, und es hatte notwendigerweise auch intimere Momente gegeben, Augenblicke vertraulicher Zweisamkeit.
    Die Hinterlist hätte einen Haken, der der Gegenseite gefährlich werden konnte. Was, wenn er durchblicken ließe, dass Elena ihm ganz beiläufig Informationen gesteckt hatte, von denen er eigentlich nicht wissen durfte? Informationen, die – so könnte er behaupten – zu seiner Rückversicherung bei einem Notar deponiert wären, über deren Herausgabe sich aber durchaus verhandeln ließe.
    Ja, warum nicht? Ein Ehemann erfuhr so einiges von seiner Frau, und Außenstehende konnten nie mit Gewissheit sagen, welche Geheimnisse die Partner teilten. Er würde diese Ungewissheit, diesen Zweifel als Lockmittel für sich zu nutzen versuchen.
    Noch war allerdings unklar, wie und wo er dieses Lockmittel einsetzen sollte. Er stand in seiner Planung erst am
Anfang, entsann sich aber sogleich einiger Agenten, mit denen er kurz zu tun gehabt hatte: in Amsterdam, Ko penhagen, Berlin, London, Sierra Leone und Pjöngjang. Er würde sie ausfindig machen und mit ihnen in Kontakt zu treten versuchen, um dann dem guten alten Ted Waller durch sie eine Botschaft zukommen zu lassen.
    Dazu benötigte er jede Menge Geld, was sich jedoch bequem flüssig machen ließ. Er unterhielt Geheimkonten auf Banken in Luxemburg und auf den Cayman-Inseln, die er noch nie angerührt hatte. Es war für Direktoratsagenten geradezu eine Überlebensnotwendigkeit, Schwarzgeld zu bunkern. Er würde sich einen Betrag überweisen lassen, um unabhängig zu sein von der CIA, der er nicht mehr trauen konnte.
    Und dann würde er damit beginnen, seine ehemaligen Kollegen zu kontaktieren und über sie ein paar gepfefferte Drohungen zu lancieren. Und die Forderung, dass man ihm ein Treffen mit Elena gestattete. Wenn

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