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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fast zu glatt, wie Bryson fand, denn auf dem Balkan gab es meist Hunderte kleiner Hindernisse.
    Es überraschte ihn darum auch nicht, als er das Blaulicht eines Streifenwagens sah. Ungefähr acht Kilometer vor der Grenze kontrollierte ein Polizist den Durchgangsverkehr. Auch dass ihn der Polizist zur Seite winkte, konnte ihn nicht überraschen.
    »Was zum Teufel soll das?«, fragte er Elena Petrescu und schlug einen blasierten Tonfall an, als sich der Polizist in seinen Schaftstiefeln näherte.

    »Nur eine Routinekontrolle«, antwortete sie.
    »Ich hoffe, du hast Recht«, sagte Bryson und drehte die Scheibe runter. Sein Rumänisch war fließend, hatte aber einen fremden Akzent, wofür der ungarische Pass eine hinreichende Erklärung bot. Um seiner Rolle als Fernfahrer gerecht zu werden, bereitete er sich im Stillen auf einen Streit mit dem Polizisten vor.
    Der Mann verlangte nach den Papieren und prüfte sie. Es war alles in Ordnung.
    Ob es einen besonderen Grund für die Kontrolle gebe, fragte er auf Rumänisch.
    Mit einer strengen Bewegung deutete der Polizist auf die Scheinwerfer. Einer war kaputt. Und so einfach sollten sie bei ihm nicht durchkommen. Er wollte wissen, was der Lieferwagen geladen hatte.
    »Exportware«, antwortete Bryson.
    »Aufmachen«, sagte der Polizist.
    Ärgerlich stöhnend stieg Bryson aus und ging nach hinten, um die Heckklappe zu öffnen. Im Rückenhalfter, versteckt unter seiner grauen Musselinjacke, steckte eine halbautomatische Pistole. Von ihr würde er nur im äußersten Notfall Gebrauch machen, denn einen Polizisten zu töten, war enorm riskant. Zum einen würde es womöglich Zeugen geben, zum anderen stand zu befürchten, dass der Polizist, als er sie zur Seite winkte, die Registriernummer des Lieferwagens durchgegeben hatte und der Kollege in der Funkzentrale auf eine weitere Meldung wartete. Falls die ausblieb, würde die Grenzkontrolle auf den Lieferwagen hingewiesen werden.
    Als er die Klappe öffnete, sah er, dass der Polizist angesichts der vielen Wein- und Schnapskisten gierige Augen machte, was Bryson durchaus beruhigend fand: Vielleicht würde sich der Mann mit der einen oder anderen Kiste schmieren lassen. Aber der rückte jetzt bereits neugierig an der Fracht herum und hatte schnell die falsche Wand entdeckt. Mit argwöhnisch zusammengezogenen Brauen klopfte er an die Wand. Dass sich dahinter ein Hohlraum befand, war unüberhörbar.

    »Nanu, was haben wir da?«, fragte er.
    Bryson langte mit der rechten Hand unter die Jacke, sah aber plötzlich Elena Petrescu aus dem Fahrerhaus klettern und mit kokettem Hüftschwung näher kommen. Sie kaute ein Kaugummi, und ihr Gesicht war übertrieben geschminkt mit Lippenstift, Mascara und Rouge. Die Verwandlung in eine Prostituierte war perfekt und innerhalb weniger Augenblicke gelungen. Ihr Unterkiefer mahlte unablässig hin und her, als sie sich dem Polizisten bis auf Nasenlänge näherte und hauchte: » Ce curu’ meu vrei? « Was zum Henker willst du?
    » Futiti gura! « Verpiss dich! Er tastete mit beiden Händen über die falsche Wand und schien nach einem Knauf oder Riegel zu suchen. Bryson spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, als der Polizist die Griffmulde fand, über die sich das Versteck öffnen ließ. Für sechs blinde Passagiere gab es keine andere Erklärung als die Wahrheit. Der Polizist musste unschädlich gemacht werden. Aber was zum Teufel hatte diese Elena hier draußen verloren?
    »Ich will dich was fragen, Genosse«, sagte sie in anzüglicher Tonfall. »Wie viel ist dir dein Leben wert?«
    Der Beamte fuhr herum und blaffte sie an: »Was soll der Scheiß?«
    »Ich frage dich, wie viel dir dein Leben wert ist. Denn wenn du so weiter machst, ist es nicht bloß um deinen schönen Beruf geschehen. Du bist gerade auf dem besten Weg in die geschlossene Psychatrie. Vielleicht sogar in irgendein Armengrab.«
    Bryson war fassungslos. Sie drohte die Aktion platzen zu lassen. Er musste ihr unbedingt Einhalt gebieten.
    Der Polizist öffnete den Leinenbeutel, den er am Hals hängen hatte, holte ein klobiges, altmodischen Feldtelefon heraus und begann zu wählen.
    »Ich schlage vor, du rufst gleich im Hauptquartier der Securitate an und lässt dich mit Dragan verbinden.« Bryson glaubte nicht richtig zu hören. Generalmajor Radu Dragan war der stellvertretende Oberkommandierende der Sicherheitspolizei, verschrien als durch und durch korrupter und sexuell »zügelloser« Machtmensch.

    Der Polizist zog den Finger aus der

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