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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ohne den letzten Buchstaben Heus .« Er legte eine Pause ein und starrte sie an. »Was verschafft mir das Vergnügen, Miss … ?«
    »Goldoni«, antwortete sie. Da sie ihren rumänischen Akzent noch nicht verloren hatte, stand ihr ein fremdländischer Name gut zu Gesicht. Sie musterte ihn genau, doch er zeigte keinerlei Regung. Stattdessen gab er vor, nicht zu verstehen, was sie von ihm wollte. Der unumwunden ausgesprochene Name Prometheus schien ihn nicht weiter zu verunsichern, geschweige denn zu alarmieren oder in die Defensive zu treiben. Wenn er schauspielerte, tat er das gut, was aber im Grunde nicht verwundern konnte. Nur wer sich zu verstellen wusste, kam als Politiker so weit wie er.
    »Ich darf doch annehmen, dass Ihr Büro abhörsicher ist, oder?«, sagte Elena und ließ sich von seiner verdutzten
Miene nicht irritieren. »Sie wissen, wer mich geschickt hat. Verzeihen Sie die unkonventionelle Form der Kontaktaufnahme, aber dafür gibt es Gründe. Es geht um eine dringliche Angelegenheit, und die Kanäle, über die wir sonst kommunizieren, sind womöglich nicht mehr sicher.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, antwortete Vere hochnäsig.
    »Kurzum, Sie dürfen die bislang gültigen Codes nicht mehr verwenden.« Elena beobachtete ihn aufmerksam. »Das ist sehr wichtig, zumal der Stichtag für den Prometheus-Plan immer näher rückt. Sobald das Kommunikationsproblem gelöst ist, werde ich mich wieder bei Ihnen melden.«
    Das geduldige Lächeln verschwand aus Veres Gesicht. Er räusperte sich und stand auf.
    »Mit Verlaub, Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank«, sagte er. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen …«
    »Nein!«, insistierte Elena im Flüsterton. »Sämtliche Kryptosysteme sind kompromittiert. Auf sie ist kein Verlass mehr! Wir sind dabei, die Codes zu ändern. Sie müssen bis auf weiteres stillhalten.«
    Von Veres professionellem Charme war plötzlich nichts mehr übrig geblieben. Seine Miene verhärtete sich. »Raus hier, aber sofort!«, blaffte er. Schwang da Panik in seiner Stimme mit? Mimte er auf empört, um seine Angst zu kaschieren? »Ich werde Sie der Polizei melden, und wagen Sie es nicht, noch einmal einen Fuß in dieses Gebäude zu setzen. «
    Vere langte nach der Gegensprechanlage, doch bevor er dazu kam, den Schalter zu drücken, flog die Bürotür auf. Ein schlanker Mann in Tweed trat ein und schloss die Tür hinter sich. Elena erkannte ihn; sie hatte sein Gesicht im Zuge ihrer Recherchen auf Fotos gesehen: Simon Dawson, langjähriger Wegbegleiter Veres und wichtigster Mann seines Stabes.
    »Rupes«, sagte Simon Dawson mit schleppender Stimme. »Ich konnte nicht umhin, das Gespräch mit anzuhören. Wird dir die Frau lästig?« Mit seinen stumpfen braunen
Haaren, den rötlichen Wangen und der schlaksigen Figur wirkte Dawson wie ein in die Jahre gekommener Schuljunge.
    Vere war sichtlich erleichtert. »In der Tat«, sagte er. »Sie redet dummes Zeug, und ich verstehe nur Bahnhof, Prometheus, Krypto-sowieso und etwas von einem Stichtag, der näher rückt. Ausgesuchter Blödsinn. Die Dame sollte dem MI-5 gemeldet werden, und zwar sofort. Sie ist gemeingefährlich. «
    Elena trat einen Schritt auf Veres Schreibtisch zu; ihr Blick schwenkte von dem einen zum anderen Mann. Irgendetwas stimmte hier nicht. Dawson hatte, wie ihr aufgefallen war, die schwere Eichentür hinter sich geschlossen. Warum?
    Die Antwort darauf ließ nicht lange auf sich warten.
    Plötzlich zog Dawson eine flache, mit Schalldämpfer versehene Browning aus seinem Tweedjackett.
    »He, Simon, was willst du mit einer Pistole?«, fragte Vere. »Das ist wirklich nicht nötig. Die Frau wird wohl noch von sich aus gehen.« Elena studierte Veres irritierte Miene, die ein Gemisch aus Verwunderung, Ärger und Furcht verriet.
    Dawson hielt die Pistole mit routinierter Nonchalance. Elenas Herz begann zu pochen. Nervös sah sie sich nach einer Fluchtgelegenheit um.
    Dann wandte sie sich wieder Dawson zu, erwiderte den starren, unverhohlen feindseligen Blick und forderte ihn geradezu heraus, die Waffe auf sie abzufeuern. Und tatsächlich drückte Dawson plötzlich ab. Vor Schrecken starr, sah sie, wie die Pistole in seiner Hand aufzuckte. Das Spucken einer schallgedämpften Detonation ertönte, und auf dem gestärkten weißen Hemd von Außenminister Rupert Vere zeigte sich ein roter Fleck, der rasch größer wurde. Sekunden später brach er auf dem orientalischen Teppich zusammen.
    Mein Gott! Simon Dawson!

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