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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Parlamentsgebäude, war 97 Meter hoch. Auf der gegenüberliegenden Seite erhob sich der Victoria Tower, nicht ganz so hoch, aber um einiges breiter. Die Dächer dazwischen waren meist zu großen Teilen eingerüstet, weil es irgendwo immer irgendetwas zu reparieren gab. Gleich neben dem Victoria Tower führte eine Metallstiege von außen aufs Dach. Bryson schlenderte an den Fluss und nahm die uferseitige Gebäudefront in Augenschein, vor der eine gut fünf Meter breite Terrasse lag. Nur die beiden äußeren Flügelteile fielen stufenlos ins Wasser ab. Auf der anderen Seite des Flusses sah er ein paar Boote vor Anker liegen, Touristenboote und Nutzkähne. Auf einem stand in dicken Buchstaben: TREIBSTOFF UND SCHMIERÖL. Bryson notierte alles in Gedanken.
    Das Vorhaben war im Entwurf ausgearbeitet, der Zeitplan stand fest. Bryson kehrte ins Hotel zurück, zog sich um und ging dann mit Elena den Plan noch einmal im Einzelnen durch – was aber seine Sorgen und Bedenken nicht mindern konnte. Die Sache hatte allzu viele Haken, und ihm war klar, dass die Wahrscheinlichkeit zu scheitern immer größer wurde, je länger die Aktion dauerte. Aber es gab keine Alternative.
     
    Vornehm in Doppelreiher und Nadelstreifen gekleidet, stieg Bryson alias Nigel Hilbreth, eine runde Hornbrille auf der Nase, über eine Treppe vom unteren zum oberen Wartesaal der Chamber of Commons, nahm in der Galerie Platz und stellte seinen Aktenkoffer zwischen die Füße. Seine Miene war zu einer Maske schierer Gleichgültigkeit geronnen, das Haar säuberlich gescheitelt, der Schnäuzer penibel gestutzt. Er entsprach mit jedem Quadratzentimeter seines Äußeren
einem Staatsbeamten der mittleren Laufbahn, und selbst das Parfüm – Penhaligon’s Blenheim, gekauft in der Wellington Street – passte zu seiner Aufmachung. Ein einfacher Trick, aber mindestens ebenso wirkungsvoll wie Farbe, Brille und selbstklebende Haarteile. Es war wieder einmal Waller gewesen, der ihn als Erster auf die viel zu selten anerkannte Bedeutung der olfaktorischen Tarnung aufmerksam gemacht hatte. Bevor er einmal im Auftrag des Direktorats Ostasien bereisen musste, hatte Bryson wochenlang auf Fleisch und Milchprodukte verzichtet, da Asiaten, die sich hauptsächlich von Fisch und Soja ernähren, Fremde aus dem Westen allein schon am charakteristischen Körpergeruch erkennen können. Ähnliche diätetische Vorbereitungen traf er, wenn es galt, arabische Ländern zu bereisen. So gering und nebensächlich eine veränderte Duftnote auch erscheinen mochte, Bryson wusste aus Erfahrung, dass oft kleinste Hinweise ausreichten, um in vertrauter Umgebung auf Fremde aufmerksam zu werden.
    Nigel Hilbreth saß ruhig auf seinem Platz und folgte der zum Teil hitzig geführten Parlamentsdebatte, der offenbar auch die Abgeordneten ein ungewohntes Maß an Aufmerksamkeit schenkten. Sie saßen unten auf den langen, mit grünem Leder bezogenen Bänken und hatten ihre Vorlagen vor sich ausgebreitet, auf die das Licht aus kleinen, an langen Kabeln von der Decke herabhängenden Lampen fiel. Verhandelt wurde ein Problem, für das sich keine elegante Lösung würde finden lassen. Die Minister der amtierenden Regierung hatten ihren Platz auf der vordersten Bank. Ihnen gegenüber, auf der linken Seite, saß die Opposition. Dahinter ragte die stufenförmige Galerie steil auf, verziert mit dunkelbraunen Holzschnitzereien.
    Die kurzfristig anberaumte Sondersitzung hatte längst begonnen, als Bryson eingetroffen war, aber er wusste genau, worum es ging: Das Thema stand weltweit ganz oben auf der Tagesordnung fast aller Parlamente: das Abkommen für Überwachung und Sicherheit. Die Debatte wurde in London allerdings zusätzlich durch den scheußlichen Bombenanschlag angeheizt, der mitten im Kaufhaus Harrods zur
belebtesten Tageszeit von einer Splittergruppe der Sinn Fein durchgeführt worden war und Hunderte von Menschen verletzt hatte. Ob auch dieser Anschlag letztlich auf das Konto der Prometheus-Gruppe ging?
    Zum ersten Mal sah Bryson den Außenminister Rupert Vere in realiter vor sich. Vere wirkte geradezu gebrechlich und viel älter als er tatsächlich war, nämlich 56. Doch es war deutlich, dass seinen kleinen, blitzenden Augen kaum etwas entging. Bryson blickte auf seine Uhr – ein weiteres kleines Requisit seiner Tarnung, eine alte rechtwinklige Armbanduhr von McCallister & Son.
    Eine halbe Stunde zuvor hatte Bryson in der blasierten Attitüde eines Whitehall-Beamten einem Parlamentsdiener den Auftrag

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