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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Vision einer künstlich nachgestellten Antiquität, die noch einmal neu nachempfunden werden musste, als das Unterhaus im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Es stellt somit, obwohl sorgfältig restauriert und in seinem Flamboyantstil ein wenig zurückgenommen, die Kopie einer Kopie dar.
    Der Palast von Westminster grenzt zwar an den verkehrsreichsten Platz Londons, den Parliament Square, vermittelt aber dennoch den Eindruck einer Insel in arkadischer Abgeschiedenheit. Der »neue Palast« selbst aber ist mit seinen fast 1200 Räumen und den insgesamt über drei Kilometer langen Gängen ein Strudel menschlicher Geschäftigkeit. Die von der Politik genutzten und von Touristen Tag für Tag besichtigten Teile des Palastes sind an sich schon sehr beeindruckend. Doch dahinter liegt noch vieles im Verborgenen, wofür es aus Sicherheitsgründen keine frei zugänglichen Pläne gibt. Wer gezielt danach sucht, kann sie allerdings in den historischen Archiven ausfindig machen.
    Bryson hatte volle zwei Stunden über diesen Plänen gebrütet und auch von kleinsten Details Notiz genommen, bis sich die labyrinthischen Grundrisse in sein Gedächtnis eingebrannt hatten, so dass er sie jederzeit würde abrufen können. Er wusste nun genau, wo sich zum Beispiel die Peers’ Library befand und wie von dort aus die Prince’s Chamber zu erreichen war. Er kannte die Entfernung zwischen der Speaker’s Residence und dem Quartier des Stabträgers und wusste, wie viele Schritte von der Lobby des Unterhauses zum nächstgelegenen Ministerbüro zurückzulegen waren. Weil es früher noch keine Zentralheizung gegeben hatte, waren viele Räume durch eine zusätzliche, isolierende Wand geschützt worden, so dass sich zwischen Außenmauer und äußerer Zimmerwand schmale, ungenutzte Hohlräume befanden. Darüber hinaus gab es eine Vielzahl versteckter Gänge, die den Handwerkern und Bauarbeitern vorbehalten waren, damit Wartungs- und Reparaturarbeiten vorgenommen werden konnten, ohne dass dadurch der offizielle Betrieb gestört wurde. Wie die Regierung
selbst, so brauchte auch ihre äußere Hülle Räume und Verbindungen, die für die Öffentlichkeit unsichtbar blieben.
    Elena sammelte derweil alle auffindbaren Details der Biografie von Robert Vere zusammen. Eines ließ sie besonders aufmerken: Als 16-Jähriger hatte Vere einen von der Sunday Times ausgelobten Kreuzworträtsel-Wettbewerb gewonnen. Dass er sich auf solche Spiele einließ, passte ins Bild, auch wenn es damals noch ein triviales war, was man von dem, das er heute spielte, wahrlich nicht behaupten konnte.
    Frühmorgens gegen fünf Uhr schlenderte ein Rucksacktourist mit Lederjacke und schwarzer Hornbrille um die Houses of Parliament herum, der scheinbar übermüdet war und versuchte, seinen Kater loszuwerden. Jedenfalls hoffte Bryson, dass er diesen Eindruck hinterließ. Er bummelte am schwarzen Standbild Cromwells vorbei, ging auf den St. Stephan’s Entrance zu und las den dort angeschlagenen Hinweis: ALLE GRÖSSEREN SENDUNGEN, AUSGENOMMEN BLUMEN, SIND ÜBER DEN EINGANG ›BLACK ROD’S GARDEN‹
    ANZULIEFERN. Dann zog er weiter zum Peer’s Entrance, notierte im Stillen dessen Ausrichtung im Verhältnis zu den anderen Pforten und durchquerte einen kleinen Kastanienhain, wobei er auf jede der vielen Überwachungskameras achtete, die, gut erkennbar, in weiß emaillierten Gehäusen installiert waren. Wie er inzwischen wusste, unterhielt die Londoner Stadtpolizei ein über die ganze Stadt ausgebreitetes Netz aus über 300 solcher Kameras, die auf hohen Pfosten oder an Gebäudefassaden angebracht waren. Jede dieser Kameras hatte eine bestimmte Nummer, und wenn eine befugte Person diese Nummer wählte, zeigte sich ihr ein gestochen scharfer, farbiger Ausschnitt Londons. Die Kameras waren schwenkbar und mit Zoomfunktion ausgestattet, so dass es möglich war, einem Autofahrer oder Fußgänger kreuz und quer durch die Stadt zu folgen.
    Er betrachtete das viergeschossige Hauptgebäude, vergegenwärtigte sich die in seinem Kopf gespeicherten Grundrisse und brachte die abstrakten Maßzahlen mit der konkreten
Anschauung in Übereinstimmung. Jetzt kam es für ihn darauf an, seiner Intuition erlernte Daten zur Verfügung zu stellen, damit er spontan und ohne nachzudenken auf sie zurückgreifen konnte. Das war eine von Wallers ersten und wichtigsten Lektionen gewesen: Im Einsatz zählen nur die Orientierungspläne, die im Kopf gespeichert sind .
    Der St. Stephen’s Tower, ein Uhrturm am Nordrand der

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