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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Übungen gedrillt worden waren, würden sie sich jetzt erproben müssen. Diesmal war es ernst, das spürte er genau.
     
    Die Luft in dem langen, dunklen Schacht war muffig und abgestanden. Bryson und Elena bewegten sich schnell und leise, manchmal auf Händen und Knien rutschend, dann wieder aufrecht mit eingezogenem Kopf. Bryson trug noch immer den Aktenkoffer bei sich, mit dem er das Gebäude betreten hatte. Er behinderte ihn zwar, würde aber vielleicht noch von vitaler Wichtigkeit sein. Das einzige Licht fiel durch ein paar Ritze im Ziegeldach. Die alten Dielenbretter knarrten verräterisch. Umso vorsichtiger schlichen sich die beiden an Räumen vorbei, aus denen gedämpfte Stimmen zu vernehmen waren. Aufmerksam geworden durch ein besonderes Geräusch, blieb Bryson plötzlich stehen. Seine Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt. Er sah, wie sich Elena fragend nach ihm umschaute, legte den
Zeigefinger an die Lippen und spähte durch einen Spalt in der Wand.
    Da waren Stiefel zu erkennen, Drillichanzüge der US-Marines. Die geheime Alpha-Truppe war eingetroffen und hatte sich, sozusagen als Begrüßungskomitee, im Haus verteilt. Formell waren die Marines der amerikanischen Botschaft am Grosvenor Square zugeteilt, wo sie zusammen mit den regulären Wachposten Gebäude und Botschaftspersonal zu schützen hatten. Ihr Aufmarsch hier im Westminster-Palast ließ das Schlimmste befürchten, denn dieses extrem scharf gedrillte, geheime Sonderkommando rückte nur auf allerhöchsten Befehl seitens der US-Regierung, sogar nur auf Veranlassung des Oval Office aus. Was Prometheus auch im Schilde führte – und Bryson hatte zum Teil aufgeschnappt, was Dawson da über ein angeblich neues Zeitalter staatlicher Spionage gefaselt hatte –, es schien vom Weißen Haus mitgetragen zu werden, ob nun wissentlich oder nicht.
    Wahnsinn! Es ging hier offenbar nicht bloß um eine veränderte Politik oder Neuorientierung der Regierung. Vielmehr schienen die von Prometheus ausgeschickten Killer an vorderster Front eines epochalen Machtkampfes zu stehen.
    Der Gang, durch den sie sich vorwärts bewegten, endete plötzlich vor einem metallenen Verhau: einem Lüftungsschacht. Bryson ertastete eine Tür, die anscheinend zu Wartungszwecken in die Blechwand eingelassen war. Dahinter befanden sich mehrere Schichten von Luftfilterplatten. Bryson holte einen Schraubenzieher aus seinem Aktenkoffer, löste damit die Filter aus ihrer Halterung und stellte sie beiseite. Gefolgt von Elena, stieg er in den eckigen Schacht, der so stark geneigt war, dass sie immer wieder unfreiwillig ins Rutschen kamen. »Wir nähern uns dem Chancellor’s Gate«, sagte Bryson, und seine Stimme hallte von den engen Wänden blechern wider. »Von dort geht’s weiter Richtung Victoria Tower. Wir müssen uns auf unser Gehör verlassen.«
    Die Alpha-Truppe mochte in noch so großer Zahl angerückt sein, es wäre ihr dennoch kaum möglich, den riesigen
Palast mit seinen 1200 Räumen, über hundert Treppen und insgesamt über drei Kilometer langen Fluren komplett zu überwachen. Zweifellos waren auch noch andere Sicherheitskräfte ausgeschwärmt, Prometheus-Agenten in Zivil, die nicht weniger gefährlich sein würden. Sie mochten überall lauern. Bryson, der sich die Grundrisse und Lagepläne verinnerlicht hatte, musste sich jetzt ganz auf seine Instinkte verlassen – und auf die Erfahrung, die diese Instinkte geschärft hatte. Davon hingen nun sein und Elenas Überleben ab.
    Die Verfolger würden alle direkten Fluchtwege kontrollieren und eine systematische Fahndung einleiten. Eine Möglichkeit zum Ausstieg bot das Fenster, das aber viel zu hoch war, zudem waren keinerlei Kletterhilfen an der Außenmauer zu erkennen. Veres Sekretärin würde versichern, dass niemand an ihr vorbeigelaufen sei; aber da sie nicht die ganze Zeit über an ihrem Schreibtisch gesessen hatte, war nicht auszuschließen, dass die gesuchte Frau durchs Vorzimmer entkommen war.
    Allerdings würde es mit Sicherheit nicht allzu lange dauern, bis man entdeckt hätte, dass die Rückwand des begehbaren Schrankes nur lose angelehnt war und dass sich dahinter ein Schacht verbarg. Bryson und Elena konnten nur hoffen, dass sich die Killer der Alpha-Truppe im Gewirr der vielen versteckten Gänge nicht zurechtfanden.
    Sie hatten gerade den Lüftungsschacht verlassen, als sie hinter sich Geräusche bemerkten, die darauf schließen ließen, dass man ihnen bereits auf den Fersen war: das Knarren von Dielen,

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