Der Prometheus-Verrat
Prometheus. Alpha besteht ausschließlich aus Marines. Ich vermute, sie kam aus Bulgarien oder aus dem früheren Ostdeutschland, vielleicht von irgendeinem Geheimdienst des ehemaligen Ostblocks.«
»Ich hab’s in dem Abstellraum allein nicht länger ausgehalten. Es war schrecklich, nichts zu tun und abzuwarten. «
»Gut, dass du zurückgeblieben ist. Du wärst ihr nur in die Falle gegangen.«
»Oh, Nicholas, ich bin so nutzlos, so wehrlos. Draga mea , wir müssen hier weg. Sie wollen uns töten!«
Bryson nickte. »Es wäre besser, wir trennen uns …«
» Nein! «
»Elena, es dürfte inzwischen bekannt sein, dass wir zu zweit sind, ein Mann und eine Frau. Und deren Überwachungsmöglichkeiten scheinen perfekt zu sein. Der Außenminister Englands ist ermordet worden. Wenn jetzt auch noch Polizei und Sicherheitskräfte anrücken, wird’s hier hoch hergehen.«
»Aber bei all den Leuten, die hier arbeiten, werden wir doch kaum auffallen.«
»Menschenmengen sind für Killer günstiger als für ihre Opfer, vor allem, wenn sie wissen, wie die Zielperson aussieht. «
»Trotzdem! Ich weiß mich nicht zu wehren, könnte dir aber bestimmt in vielerlei Hinsicht helfen. Bitte …«
Bryson nickte. Elena war offenbar völlig verängstigt. In diesem Zustand konnte er sie wirklich nicht allein lassen. »Na schön. Aber wir können uns jetzt nur noch offen bewegen. In den Revisions- und Ventilationsschächten wimmelt es mit Sicherheit von Alpha-Soldaten. Wenn unser Fluchtplan überhaupt noch eine Chance haben kann, müssen wir uns irgendwie zum Ostflügel durchschlagen.«
Vorsichtig trat er seitlich neben das nächste Flurfenster und spähte nach draußen. Was er sah, überstieg seine Befürchtungen. Auf Anhieb zählte er sechs Männer in Kampfmontur – Mitglieder der Alpha-Truppe. Zwei von ihnen patrouillierten im Innenhof, zwei kontrollierten die Ausgänge und zwei weitere lagen auf dem Dach mit Feldstechern auf der Lauer.
Er wandte sich Elena zu. »Nun, ich fürchte, wir müssen von unserem Plan abweichen. Komm, sehen wir uns nach einem Lastenaufzug um.«
»Willst du ins Erdgeschoss?«
Er schüttelte den Kopf. »Da würden wir der Polizei direkt in die Arme laufen – und anderen. Nein, wir fahren in eine der oberen Etagen und suchen dort nach einem alternativen Weg nach draußen.« Er schlich bis zur nächsten Ecke vor und lauschte. Da war nichts zu hören. Anscheinend befanden sie sich in einem Gebäudeteil, der nur selten genutzt wurde. Dass aber eine Prometheus-Agentin hierher abkommandiert worden war, ließ zweierlei vermuten: Sie waren in der Nähe eines Ausganges, auf den mehrere Wege hinführten; und sie mussten jeden Moment damit rechnen, dass weitere auftauchten. Je schneller sie von hier verschwunden waren, desto besser.
Mit einem Wink forderte er Elena auf, ihm zu folgen. Zusammen eilten sie den Gang hinunter, der nach links abzweigte, und es dauerte nicht lange, bis sie einen Fahrstuhl erreichten – ein schon ziemlich betagtes Modell mit einem kleinen rautenförmigen Fenster in der Tür und einem metallenen Ziehharmonika-Gitter davor. Doch das war gut so, denn ein solcher Aufzug ließ sich auch ohne Sicherheitscode bedienen. Bryson drückte die Ruftaste. Langsam und leise rumpelnd näherte sich die schwach beleuchtete Kabine. Sie war leer. Bryson schob das Gitter auf, stieg nach Elena ein und drückte den Knopf für die zweite Etage.
Mit geschlossenen Augen rief er sich den Grundriss der Anlage ins Gedächtnis zurück und glaubte zu wissen, dass sie in einem rückwärtigen Wirtschaftsbereich landen würden, der hauptsächlich vom Putz- und Wartungspersonal
benutzt wurde. Genaueres wusste er allerdings nicht. Das Gebäude war viel zu verwinkelt, als dass er sich alle Ecken und Enden hätte merken können.
Der Fahrstuhl hielt im zweiten Stock an. Bryson spähte durch das kleine Fenster. Der Weg schien frei zu sein. Er öffnete die Tür und stieg aus, gefolgt von Elena. Rechts vor der Aufzugtür entdeckte er eine grün gestrichene Tür mit einer in Hüfthöhe montierten Klinke. Er ging darauf zu und konnte sie ohne Mühe öffnen. Dahinter gelangten sie in einen ansehnlichen, mit Marmorfliesen ausgelegten Flur, von dem Türen aus dunklem Edelholz abgingen. An den Türen waren nur Zahlen zu lesen, keine Namensschilder, was darauf schließen ließ, dass in diesem Trakt die Büros von kleinen bis mittleren Staatsbeamten untergebracht waren. Der Flur war lang und spärlich beleuchtet und nur mäßig
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