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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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solchen Sehhilfen war es möglich, Wärme ausstrahlende Objekte auch bei völliger Dunkelheit zu erkennen. Mit dem erstmalig 1982 und mit großem Erfolg auf den Falkland-Inseln angewendeten Vorläufer dieser Technik hatte man nur kurze Distanzen überblicken können. Doch bei den Gewehraufsätzen, wie sie hier ins Feld geführt wurden, handelte es sich, wie Bryson erkannt hatte, um leichte, präzise und besonders weit reichende Visiere der Marke RAPTOR. Sie wurden meist in Verbindung mit Präzisionsgewehren Kaliber .50 eingesetzt.

    Gütiger Himmel! Die Karten waren wahrhaftig nicht gut verteilt.
    Der Generator schien im Dunklen noch lauter zu dröhnen.
    Bryson sah einen winzigen roten Punkt durch sein Gesichtsfeld tanzen.
    Er war entdeckt worden. Jemand zielte auf ihn, genau auf seine Augen.
    Winkelberechnung! Bryson versuchte den Scharfschützen zu lokalisieren, indem er den bewegten Lichtpunkt an seine Quelle zurückverfolgte. Es war nicht das erste Mal, dass er von einem Scharfschützen mit Nachtsichtvisier aufs Korn genommen wurde, und er hatte gelernt den Abstand zum Gegner einzuschätzen.
    Aber jede Verzögerung beim Zielen gab auch dem anderen, der ihn als grüne Silhouette vor schwarzem Hintergrund wahrnahm, Zeit und Gelegenheit, auf ihn anzulegen. Und sein Gegner wusste, wo er steckte, während sich Bryson nur auf sein Glück und auf ein paar überkommene Erfahrungswerte verlassen konnte. Und worauf sollte er in dieser Dunkelheit überhaupt zielen?
    Er blinzelte, konnte aber beim besten Willen nichts erkennen. Sei’s drum. Er hob die Pistole und feuerte.
    Ein Schrei!
    Er hatte jemanden getroffen; mit welchem Ergebnis, konnte er allerdings nicht sagen.
    Ein oder zwei Sekunden später schlug klirrend ein Geschoss gegen die Maschinerie zu seiner Linken. Ob mit oder ohne Nachtsichtgerät, sein Gegner hatte ihn verfehlt. Rücksicht auf den Generator brauchten sie jedenfalls nicht zu nehmen; er war offenbar von solidem Stahl ummantelt.
    Es konnte ihnen also gleichgültig sein, ob sie trafen oder danebenschossen.
    Wie viele Gegner waren noch da? Wenn er auch den zweiten ausgeschaltet hatte, mussten es noch zwei sein. Bei der Lautstärke des Generators konnte er nicht einmal hören, ob sich Schritte näherten oder ob jemand, verletzt am Boden liegend, nach Luft schnappte. Bryson war nicht nur blind, sondern auch taub.

    Kurz entschlossen stand er auf und lief los, eine Hand vor sich ausgestreckt, um Hindernisse rechtzeitig auszumachen, mit der anderen hielt er die Waffe gepackt. Ein Schuss krachte, und die Kugel zischte so dicht an seinem Schädel vorbei, dass er den Luftzug auf der Kopfhaut spüren konnte.
    Dann traf seine Hand auf einen festen Widerstand – ein Schott. Er war in diesem großen, höhlenartigen Raum vor eine Wand gelaufen. Er schwenkte die Waffe zur einen, dann zur anderen Seite, und stieß jedes Mal auf einen eisernen Handlauf.
    Er steckte in der Falle.
    Wieder tanzte ein roter Lichtfleck auf ihn zu, als einer der Schützen das grüne Oval, das sein Kopf darstellte, anpeilte.
    Er richtete die Pistole nach vorn, zielte in die Dunkelheit und brüllte: »Na los! Wenn ihr mich verfehlt, riskiert ihr, den Generator an einer empfindlichen Stelle zu treffen. Darin steckt jede Menge Elektronik, Mikrochips, die leicht kaputt gehen können. Legt den Generator lahm, und es gibt auf dem ganzen Schiff keinen Saft mehr. Was wohl Calacanis davon halten würde?«
    Er glaubte, den roten Fleck schwanken zu sehen, ahnte aber, dass er sich das bloß einbildete. Plötzlich war ein Kichern zu vernehmen. Der optische Messpunkt streifte über sein Gesicht, verharrte und …
    Das Spucken einer schallgedämpften Waffe, dann drei weitere dumpfe Schläge, ein Schrei und das Aufschlagen eines Körpers auf dem Metallrost des Laufstegs.
    Was?
    Wer hatte da auf seine Widersacher geschossen? Da musste noch jemand sein. Mit schallgedämpfter Pistole.
    Jemand hatte auf seine Verfolger gefeuert – und sie womöglich ausgeschaltet!
    »Keine Bewegung!«, rief Bryson im Dunklen in die Richtung, in der er noch einen Scharfschützen vermutete. Diese Forderung war natürlich, wie er wusste, Unsinn, denn warum sollte ein mit Nachtsichtbrille oder -visier ausgerüsteter Gegner darauf eingehen? Aber der Ruf an sich, so unerwartet
und unlogisch, wie er war, konnte kurz für Verwirrung sorgen.
    »Nicht schießen!«, antwortete eine dünne Stimme, die vom Maschinenlärm fast verschluckt wurde.
    Eine Frauenstimme.
    Bryson erstarrte. Er hatte

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