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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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stampfen. Vor dem Fahrstuhl hielt er kurz an, besann sich dann aber eines Besseren. Der Fahrstuhl bewegte sich allzu langsam, und die Tür kam dem Deckel eines aufrecht stehenden Sarges gleich, denn wer sich auskannte, hatte die Elektrik im Handumdrehen abgeschaltet. Nein, er würde über die Treppe zu fliehen versuchen, so laut seine Schritte auch hallen mochten. Ihm blieb nur die Wahl: rauf oder runter? Dass er nach oben in Richtung Ruderhaus rannte, würden seine Verfolger wohl am wenigstens erwarten. Auf dem Weg hätte er sich aber wahrscheinlich schnell festgelaufen. Besser war es, nach unten auszuweichen, aufs Hauptdeck.
    Aber wie sollte er vom Schiff fliehen? Ein Sprung in die Tiefe, ins eiskalte Wasser, wäre kaum zu überleben. Und über den Steg nach unten zu laufen, würde viel zu lange dauern und ihn außerdem allzu sehr exponieren.
    Himmel! Es gab keinen Ausweg.
    Nein, das durfte er sich jetzt nicht einreden. Es musste einen Ausweg geben. Er würde ihn finden.
    Er kam sich vor wie eine Ratte in einem Labyrinth. Dass er sich auf dem Schiff nicht auskannte, war ein klarer Nachteil gegenüber seinen Verfolgern. Die riesigen Ausmaße, die zahllosen Gänge und Schlupflöcher boten aber immer wieder Möglichkeiten, sich zu verstecken.
    Er rannte die Treppe hinunter, nahm immer drei, vier Stufen auf einmal, als von oben lautes Gebrüll zu hören war. Einer der Bodyguards war tot, aber es gab zweifellos ausreichend Ersatz, in Alarm versetzt durch die Sirenen oder per Funk. Das Getrampel und die Rufe wurden lauter; die Gruppe der Verfolger hatte zugenommen, und es war nur eine Frage von Sekunden, ehe weitere aus anderen Teilen des Schiffes aufkreuzten.

    Die Schiffssirenen und Alarmschellen schrillten in einem scheußlichen Missklang aus heiserem Heulen und metallischem Kreischen. Von einem Treppenabsatz zweigte ein Durchgang ab, der nach draußen zu führen schien. Leise öffnete er die Tür, zog sie ebenso leise hinter sich zu und rannte weiter, über das Achterdeck, wie er feststellte, ganz und gar ungeschützt. Der Himmel war schwarz; sanft klatschten die Wellen gegen das Heck. Er eilte zur Reling und suchte nach Sprossen, wie sie manchmal zum Notausstieg an Schiffswände aufgeschweißt waren. Er hoffte, auf ein anderes Deck klettern und seine Verfolger abschütteln zu können.
    Aber es gab keine solchen Sprossen oder Haltegriffe. Nach unten ging es nur im freien Fall.
    Plötzlich explodierte Gewehrfeuer. Eine Kugel prallte sirrend von einer Metallstange ab. Hastig wich er von der Reling zurück und tauchte in den Schatten einer Muringwinde, die wie eine riesige Garnspule aussah und eine mächtige Trosse aufgewickelt hatte. Dicht über ihm schlugen erneut Geschosse ein.
    Man würde ihn hier, wie er einsehen musste, hemmungslos unter Beschuss nehmen, denn mit der offenen See und den massiven Metallaufbauten im Rücken war nicht zu fürchten, dass irgendein sensibles Gerät zu Schaden gehen könnte.
    Im Innern des Schiffes wäre man bestimmt vorsichtiger. Und das war sein Schutz! Man würde nicht zögern, ihn zu töten, aber auf das Schiff und die kostbare Ladung würde man Rücksicht nehmen.
    Er musste seine Deckung verlassen und ins Innere des Schiffes zurückkehren. Dort gab es mit Sicherheit etliche Verstecke, und seine Jäger würden bestimmt mehr Zurückhaltung üben.
    Aber wie sollte er hier wegkommen? Er steckte in der Falle und hatte nur die große Winde als Schutz. Einen gefährlicheren Ort hätte er auf dem gesamten Schiff kaum finden können.
    Er hatte es momentan mit zwei oder drei Gegnern zu tun. Die mussten irgendwie abgelenkt werden. Aber wie?
Bryson sah sich um und entdeckte hinter einem Poller einen Farbkanister, den dort irgendein Seemann anscheinend vergessen hatte. Er robbte darauf zu und langte danach. Der Kanister war fast leer.
    Wieder krachten Schüsse; offenbar hatte man ihn entdeckt.
    Schnell zog er sich zurück und schleuderte den Kanister in Richtung Reling, wo er scheppernd auf eine Seilführung traf. Er spähte über den Rand der Winde und sah, wie sich die beiden Männer hastig umwandten. Einer von ihnen lief auf die Schallquelle zu, während der andere die klassische Position eines Schützen einnahm und aufmerksam hin und her blickte. Als dann der andere steuerbords abdrehte, schlug er die entgegengesetzte Richtung ein und hielt derweil seine Waffe unablässig auf die Winde gerichtet. Er hatte Brysons Ablenkungsmanöver durchschaut und vermutete ihn nach wie vor in seinem

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