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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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in einem geräumigen Tagesraum an, der geschmackvoll mit persischen Teppichen und antiken
Edelholzmöbeln eingerichtet war. Im Raum verteilt befanden sich noch mehrere andere ältere Personen. Einige lasen, andere häkelten, manche dösten einfach nur vor sich hin. Felicia Munroe saß vor dem Fernseher und schien dem Programm mit gespanntem Interesse zu folgen.
    »Tante Felicia«, grüßte Bryson herzlich.
    Sie wandte sich ihm zu, und für einen flüchtigen Moment hatte es den Anschein, als dämmerte ihr, wer da vor ihr stand. Doch dann trübte sich ihr Blick wieder. »Ja?«, fragte sie mit scharfer Stimme.
    »Tante Felicia. Ich bin’s, Nick. Erinnerst du dich?«
    Sie gaffte ihn mit begriffsstutziger Miene an, und er musste einsehen, dass ihre Demenz, die sich schon vor Jahren mit ersten Symptomen angekündigt hatte, mittlerweile schon sehr weit fortschritten war. Nachdem sie ihn beklemmend lange angestarrt hatte, lächelte sie matt und sagte: »Ach, du bist es.«
    »Erinnerst du dich? Du hast mich aufgenommen und dich um mich gekümmert.«
    »Du bist zurückgekommen«, hauchte sie, und Tränen traten in ihre Augen. »Himmel, wie ich dich vermisst habe.«
    Bryson war gerührt.
    »Mein lieber George«, sagte sie. »Mein lieber, guter George. Wie lange ist es her?«
    Im ersten Moment war er völlig perplex, doch dann begriff er. Bryson war jetzt ungefähr im selben Alter wie sein Vater, General George Bryson, als dieser umgekommen war. Tante Felicia konnte sich womöglich in aller Klarheit an Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse erinnern, wenn sie auch ihren eigenen Namen vergessen hatte. In ihrem verwirrten Sinn hielt sie ihn nun für seinen Vater. Die Ähnlichkeit war in der Tat verblüffend, und je älter er wurde, desto mehr glich er George.
    Als hätte sie genug von seinem Besuch, wandte sie sich plötzlich ab und starrte wieder auf den Fernsehapparat. Bryson trat unschlüssig von einem Bein aufs andere. Nach einer Weile schien Felicia erneut Notiz von ihm zu nehmen.
    »Hallo«, sagte sie zaghaft und fast ängstlich. »Wie ist es möglich? Du bist doch tot … ich dachte, du seist tot.«

    Bryson wollte sie nicht irritieren und verzog keine Miene. Vielleicht, so hoffte er, ließ sie eine Bemerkung fallen, die ihm weiterhelfen konnte.
    »Du bist bei diesem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen«, sagte sie und verzog das Gesicht. »Ja, so war es. Ein schrecklicher Unfall. Du und Martha. Entsetzlich. Und der arme kleine Nicky verwaist. Oh, ich glaube, ich habe drei Tage lang ununterbrochen geweint. Zum Glück war mir Pete eine feste Stütze; er hat mir wieder Mut gemacht.« Wieder wurden ihre Augen feucht, und schließlich rollten ihr Tränen übers Gesicht. »Pete hat mir nicht alles erzählt«, fuhr sie mit monotoner Stimme fort. »Was da genau in dieser Nacht passiert war, konnte und wollte er mir nicht sagen. Er hat sich schreckliche Vorwürfe gemacht, aber nie darüber gesprochen, all die Jahre nicht.«
    Ein eisiger Schauer rieselte Bryson über den Rücken. »Und deinem kleinen Nicky gegenüber hat er auch nie etwas verraten. Traurig, so eine schwere Last mit sich herumschleppen zu müssen, nicht wahr?« Sie schüttelte den Kopf und tupfte sich mit dem Rüschenbündchen ihrer Bluse die Augen trocken. Daraufhin wandte sie sich wieder dem Fernseher zu.
    Bryson ging hin und schaltete den Apparat aus. Die arme Frau hatte zwar – aufgrund ihres Alters oder einer Krankheit – ihr Kurzzeitgedächtnis eingebüßt, schien sich aber doch an lange vergangene Dinge recht gut erinnern zu können.
    »Felicia«, sagte er mit sanfter Stimme. »Erzähl mir bitte mehr von Pete. Pete Munroe, deinem Mann.«
    Ihr starrer Blick machte ihn beklommen. Sie musterte den Teppich unter ihren Füßen. »Er hat mir immer, wenn ich erkältet war, einen Whiskey-Punsch gemacht, weißt du.« Sie schien tief in Erinnerungen versunken zu sein und wirkte völlig entspannt. »Honig und Zitronensaft und ein winzig kleines Schlückchen Bourbon. Nur ein Fingerhütchen voll. Danach geht’s einem im Nu wieder besser.«
    »Felicia, hat er jemals etwas über eine Einrichtung mit dem Namen Direktorat gesagt?«

    Sie blickte ihn mit ausdrucksloser Miene an. »Eine verschleppte Erkältung kann sehr gefährlich werden. Aber, richtig behandelt, ist sie in sieben Tagen überstanden.« Sie kicherte und wackelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger. »Pete hat immer geraten, nur ja nichts zu verschleppen.«
    »Was hat er über meinen Vater

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