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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Sigma. Fehlanzeige.«
    »Was soll das heißen? Sie führen doch dicke Personalakten über jeden Angestellten, vom Direktor bis zu der Lady, die die Toiletten in der Medienstelle putzt.«
    Dunne zog eine Grimasse. Die kalte Zigarette klebte an seiner Unterlippe.
    »Und euresgleichen lässt doch wahrhaftig nichts aus. Sagen Sie mir also nicht, Sie hätten über diesen Kerl keine interessanten Informationen ausgegraben«, fuhr Bryson fort.
    »Sie haben mich offenbar nicht richtig verstanden. Es gibt keine Akte über ihn. Für die Zentrale in Langley hat es ihn nie gegeben.«
    »Ach was! Versicherungspolicen, Lohnabrechnungen, Steuerkarten – es gibt jede Menge Papierkram, womit sich
Ihre Personalabteilung eindeckt. Wollen Sie mir weismachen, dass ihm kein Gehalt überwiesen worden ist?«
    »Verdammt noch mal, hören Sie mir eigentlich nicht zu? Der Kerl hat überhaupt nicht existiert! Solche Fälle gibt’s. Die ganz miesen Schlimmfinger sind bei uns nirgends registriert. Wir wollen nämlich nicht, dass sie irgendwelche Aktenspuren hinterlassen. Personalbögen, Gehaltsquittungen und dergleichen werden, kaum dass sie unterschrieben sind, ganz tief vergraben. Das Problem ist nur, dass ich von diesem fraglichen Vorgang nichts weiß. Da ist jemand, der sich im System genau auskennt und diesen Kerl anonym geführt hat. Er war wie ein Gespenst, eine Spukgestalt.«
    »Und was hat das nun zu bedeuten?«, fragte Bryson.
    Dunne ließ mit der Antwort auf sich warten und hustete heftig. »Das bedeutet, die CIA ist womöglich nicht die geeignete Stelle für Nachforschungen in Sachen Direktorat, denn es steht zu befürchten, dass das Direktorat seine Maulwürfe bei uns hat.«
    Obwohl sie nicht unerwartet kamen, schlugen diese Worte ein wie ein Blitz, zumal es so klang, als sei Dunne sich sicher. Bryson nickte. »Das zuzugeben fällt Ihnen bestimmt nicht leicht«, sagte er.
    »Allerdings«, antwortete Dunne. Er wirkte sichtlich mitgenommen. »Hören Sie, der Gedanke, das Direktorat könnte mein Amt unterwandert haben, gefällt mir natürlich überhaupt nicht. Aber meinen derzeitigen Posten verdanke ich nicht treuherzigem Wunschdenken. Ich war nicht wie Sie auf einer Elite-Uni, sondern habe gerade mal mit Ach und Krach das St. John’s College geschafft. Ich spreche nicht wie Sie ein Dutzend Sprachen, nur Englisch, und auch das nicht besonders gut. Dafür besitze ich aber eine in unserem Gewerbe sehr seltene Begabung, nämlich gesunden Menschenverstand – oder wie man das sonst nennen will. Schauen Sie sich mal an, was diesem gottverdammten Land im Laufe der letzten 40 Jahre alles widerfahren ist, angefangen von der Schweinebucht-Geschichte über Vietnam und die Panamakrise bis hin zu den Meldungen, wie sie heute in der Washington Post zu lesen sind. Hinter all diesen Krisen, Pleiten und Affären
stecken immer wieder so genannte Wise Men , unsere ›hellsten und besten Köpfe‹ mit ihren Ivy-League-Insignien und gut gepolsterten Rücklagen. Diese Typen schaffen es ein ums andere Mal, uns in die Scheiße zu reiten. Und warum? Weil sie, obwohl hoch gebildet, keinen gesunden Menschenverstand besitzen. Ich dagegen kann sehr wohl riechen, wenn etwas faul ist. Dafür habe ich einen sechsten Sinn, und der funktioniert ganz ohne Hokuspokus. Kurz und gut, ich kann und darf vor der Möglichkeit, dass einer aus unserer Mannschaft fremdgeht, einfach nicht die Augen verschließen. Die Sache ist ernst. Es passt mir zwar nicht, aber womöglich werde ich bald meinen letzten Trumpf ziehen müssen.«
    »Und der wäre?«
    »Wie nennt ihn das Time Magazine noch gleich? Den ›letzten aufrechten Mann von Washington‹? Und das will in dieser durch und durch korrupten Stadt etwas heißen.«
    »Richard Lanchester«, sagte Bryson. Der Sicherheitsberater des Präsidenten und Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus. Bryson kannte dessen tadellosen Leumund. »Und warum ist er Ihr letzter Trumpf?«
    »Weil ich, wenn ich ihn einsetze, das Spiel aus der Hand gebe. Er ist zwar der Einzige in der Regierung, der korrupte Kanäle umgehen und die Angelegenheit wieder ins Reine bringen kann, aber sobald ich ihn einspanne, haben wir als Geheimdienst in dieser Sache nichts mehr zu melden. Dann kommt’s zum offenen Schlagabtausch, und, ehrlich gesagt, ich glaube kaum, dass unsere Regierung einen solchen Krieg übersteht.«
    »Himmel«, polterte Bryson los. »Sie glauben wirklich, dass der Einfluss des Direktorats so weit nach oben reicht?«
    »Genau

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