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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Mikrofone. »Ich muss noch ein paar Dinge klären und schlage vor, dass wir unsere Unterhaltung später an einem anderen Ort fortführen.« Sein Gesicht wirkte plötzlich noch ausgemergelter, noch tiefer zerfurcht, und Bryson glaubte, eine Spur von Angst in seinem Blick zu erkennen.
     
    Hinter dem komplizierten Namen Rosamund Cleary Extended Care Facility verbarg sich nichts anderes als ein Seniorenheim. Es war ein schmucker, flacher Backsteinbau inmitten
der Wälder von Dutchess County im Staat New York. Wer hier seine letzten Lebensjahre verbrachte, war einerseits finanziell privilegiert, andererseits aber auch pflegebedürftig und ohne familiären Anhang, der die Pflege hätte übernehmen können. Seit mittlerweile zwölf Jahren wohnte Felicia Munroe in diesem Heim, jene Frau, die zusammen mit ihrem Mann Peter den Teenager Nicholas Bryson bei sich aufgenommen hatte, nachdem seine Eltern bei einem Autounfall umgekommen waren.
    Bryson mochte diese Frau und hatte immer ein gutes Verhältnis zu ihr gehabt, auch wenn sie ihm nie die Mutter hatte ersetzen können. Er war schon zu alt gewesen, als sich der Unfall ereignet hatte, und so war sie für ihn von Anfang an Tante Felicia gewesen, die treue Frau von Onkel Pete, der einer der besten Freunde seines Vater gewesen war. Die beiden hatten sich liebevoll um ihn gekümmert und sogar das Pensionat und dann das Collegestudium für ihn bezahlt, wofür er ihnen ewig dankbar sein würde.
    Peter Munroe hatte George Bryson in einem Offiziersclub in Bahrain kennen gelernt. Bryson war als Colonel damit beauftragt gewesen, den Aufbau neuer Kasernen zu beaufsichtigen, während Munroe als Ingenieur eines multinationalen Bauunternehmens an der Ausschreibung teilnahm. Bryson und Munroe hatten sich schnell angefreundet und fleißig Brüderschaft getrunken – eine Spezialität des Clubs in einem ansonsten »trockenen« Land. Später sprach sich Colonel Bryson bezüglich der Vergabe des Auftrags gegen die Firma von Pete Munroe aus, und eine andere Firma erhielt den Zuschlag, deren Angebot einfach günstiger war. Munroe nahm die Niederlage sportlich, lud Bryson auf ein paar Drinks ein und meinte, dass ihm die geschäftliche Niederlage letztlich gleichgültig sei. Persönlich habe sich für ihn die Reise in den Wüstenstaat allemal gelohnt, denn er sei um einen Freund reicher. Später – allzu spät, wie sich herausstellte – erfuhr Bryson, dass die begünstigte Firma ein unlauteres Gebot abgegeben und den Auftrag erschwindelt hatte. Am Ende versuchte sie die Mehrkosten in Höhe von etlichen Millionen Dollar auf die Army abzuwälzen. Als
George Bryson seinen Freund um Verzeihung bat, winkte dieser bloß ab und sagte: »Korruption gehört zum Handwerk. Wäre mir an dem Job wirklich gelegen gewesen, hätte ich wahrscheinlich auch gelogen.« Die Freundschaft zwischen George Bryson und Pete Munroe jedenfalls hatte Bestand.
    Aber war auf diese Version der Geschichte Verlass? Sagte Harry Dunne die Wahrheit? Jetzt, da es einen konkreten Beweis dafür gab, dass man ihn durch einen CIA-Agenten hatte umbringen lassen wollen, stand für Bryson alles wieder in Frage. Denn wenn Dunne mit diesem Vorfall etwas zu tun hatte, konnte jedes seiner Worte gelogen sein. In gewisser Hinsicht bedauerte Bryson, dass er nicht schon vor seinem Abflug zur Spanish Armada in das Seniorenheim gekommen war. Bevor er die Drecksarbeit für Dunne erledigte, hätte er der alten Tante Felicia einen Besuch abstatten und ihr ein paar gezielte Fragen stellen sollen. Er hatte sie insgesamt zweimal – einmal davon mit Elena – besucht, war aber schon jahrelang nicht mehr bei ihr gewesen.
    Dunnes Offenbarungen an jenem Tag in den Blue Ridge Mountains, dem Tag, der sein Leben verändert hatte, hallten immer noch in seinen Ohren nach. Er würde sie so bald nicht vergessen.
    »Gestatten Sie, dass ich Ihnen eine Frage stelle, Bryson. Haben Sie tatsächlich an einen Unfall geglaubt? Sie waren 15 Jahre alt, ein Eliteschüler, ein Sportass, der Idealtyp des amerikanischen Jugendlichen. Auf einen Schlag kommen beide Elternteile ums Leben. Sie kommen zu den Großeltern …«
    »Onkel Pete … Pete Munroe.«
    »Ja, der Name, den er angenommen hatte. Ursprünglich hatte er einen anderen. Er hat bestimmt, auf welches College Sie gehen, und auch viele andere Entscheidungen für Sie getroffen – Entscheidungen, mit denen sichergestellt war, dass Sie am Ende bei der richtigen Adresse landeten: beim Direktorat.«
    Bryson traf Tante Felicia

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