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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aber entschlossen, einen Hinterhalt von vornherein auszuschließen. Er umrundete einmal vollständig den Hügel und hielt Ausschau nach frischen Spuren oder Observationsgeräten, die hier womöglich vorher installiert worden waren. Während eines zweiten Rundgangs sondierte er alle möglichen Zugänge, um nur ja nichts dem Zufall zu überlassen. Nach seinen intensiven Erkundungen glaubte Bryson ausschließen zu können, dass ein Hinterhalt geplant war – was allerdings nicht ausschloss, dass Sie doch noch angegriffen würden. Aber immerhin war ihm die Umgebung jetzt so vertraut, dass ihm schon kleinste Veränderungen, falls sie sich denn zutragen sollten, auffallen würden.
    Um Punkt fünf Uhr bog eine schwarze Limousine, ein Lincoln Continental mit dem amtlichen Kennzeichen der Regierung, vom Beach Drive ab und steuerte auf den Parkplatz zu. Aus seinem Versteck heraus, das auf halber Höhe des Hügels hinter ein paar Büschen lag, konnte Bryson mit Hilfe eines starken Fernglases erkennen, dass sich außer Dunne nur dessen Chauffeur im Wagen befand, ein schlanker Afroamerikaner in marineblauer Livree. Dunne selbst saß im Fond und hielt eine Aktenmappe in den Händen.
    Die Limousine rollte bis an das Toilettenhäuschen heran und blieb unmittelbar davor stehen. Der Chauffeur stieg
aus, um seinem Chef die Tür zu öffnen, doch Dunne, ungeduldig wie immer, hatte sie bereits aufgestoßen. Er zeigte seine gewohnt grantige Miene, sah sich kurz nach allen Seiten hin um und stieg die wenigen Stufen zum Eingang des Häuschens hinunter, aus dem schwefelgelbes Licht leuchtete.
    Bryson wartete. Er beobachtete den Fahrer, gefasst darauf, dass er sich irgendwie verdächtig verhielt – zum Beispiel über ein verstecktes Handy anrief, vorbeifahrenden Autos heimlich Zeichen gab oder womöglich sogar eine Pistole lud. Doch der Chauffeur setzte sich wieder hinters Lenkrad und übte sich in Geduld – womit sich sein Boss bestimmt schwertat.
    Nach gut zehn Minuten – Dunne war das Warten wahrscheinlich allmählich leid – ging Bryson den Hügel hinunter und folgte einem Pfad, der ihn zum Parkplatz hin abschirmte und in Schleifen auf das Toilettenhäuschen zulief. Auf den letzten Metern begann er zu laufen und sprang in den Graben, der den Betonklotz auf Höhe des Eingangs umgab, ohne dass ihn jemand hätte entdecken können.
    Die Lichter flackerten. Es stank nach Urin, Kot und scharfen Putzmitteln, die sich aber allem Anschein nach nicht hatten durchsetzen können. Er lauschte an der Tür und erkannte Dunnes typischen pfeifenden Raucherhusten. Er trat ein, schloss rasch die schwere Metalltür hinter sich und sicherte sie mit einem Vorhängeschloss, das er eigens zu diesem Zweck mitgebrachten hatte.
    Dunne stand mit dem Rücken zu ihm vor einem Urinal. Als Bryson hereinkam, drehte er langsam den Kopf und murmelte: »Schön, dass Sie endlich da sind. Jetzt ahne ich auch, warum Ihnen die Armleuchter vom Direktorat den Laufpass gegeben haben. Pünktlichkeit scheint wohl nicht Ihre Stärke zu sein.«
    Bryson verzichtete auf einen Kommentar. Den Grund für seine zehnminütige Verspätung konnte Dunne sich mit Sicherheit denken. Dunne zog den Reißverschluss seiner Hose hoch, betätigte die Spülung und trat vor eines der
Handwaschbecken. Die beiden nahmen im Spiegel Blickkontakt auf. »Schlechte Nachrichten«, sagte Dunne mit hallender Stimme, während er sich die Hände wusch. »Der Ausweis ist echt.«
    »Welcher Ausweis?«
    »Der CIA-Ausweis, den Sie dem Motorradfahrer von Chantilly aus der Tasche gezogen haben. Der Bursche war seit über einem Jahr in Paris stationiert. Als Agent in extremis – das heißt für Fälle, in denen besonders dreckige Arbeit zu erledigen ist.«
    »Ich würde gern alles über ihn wissen, auch wer ihn nach Paris versetzt hat und wie er überhaupt rekrutiert wurde.«
    Dunnes Miene verdüsterte sich wieder. »Dass ich daran noch nicht selbst gedacht habe … «, antwortete er unüberhörbar ironisch. Er schüttelte seine Hände, denn es gab keine Papierhandtücher und der automatische Gebläsetrockner schien ihm nicht zu behagen. Als er die Hände schließlich an seinen Hosenbeinen abgetrocknet hatte, zog er eine zerknitterte Marlboro-Schachtel aus der Brusttasche, fischte eine halb zerbröselte Zigarette daraus hervor und steckte sie in den Mund, verzichtete aber darauf, sie anzustecken. »Ich habe eine Durchsuchung sämtlicher Datenbänke veranlasst, bis hin zur allerletzten Firewall, Dringlichkeitsstufe Code

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