Der Protektor (German Edition)
auf dem Autofriedhof. Ich sehe, dass er sich mit der versteckten Kamera Mühe gegeben hat – die Fotos sind für die Umstände sehr gut.
„Und?“
„Er hat keine Erklärung gegeben, nur verlangt, dass der Peugeot an die hinterlassene Adresse gebracht werde. Gegen elf würde er dort sein.“
„Wer ist dieser Mann?“
Gerade darauf ist Hedlund stolz. Und ich verstehe ihn gut. Um die Informationen Bröckchen für Bröckchen in weniger als einer Stunde zusammenzukriegen, hat er ganz schön im Regen herumlaufen und allerhand Telefonnummern wählen müssen.
„Peet van Aelst“, verkündet Hedlund. „Vertreter von Firmen, die medizinische Apparate herstellen.“
„Und die Adresse, die er angegeben hat?“
„Das ist seine Wohnung und gleichzeitig Büro.“
Es geht los. Sie haben nicht einmal ein paar Tage gewartet.
Hedlund weiß nichts von der Ampulle, die Bressons Tod verursacht hat, und versteht die Geschäftigkeit um den Unfallwagen nicht, wird aber ebenfalls vom Jagdfieber gepackt.
Ich deute mit den Augen auf die Karte an der Wand.
„Wo liegt dieses Haus, Kollege Hedlund?“
„In Börgstaden.“
Hedlund steht auf, und sein Finger zeichnet einen Kreis in das Gewirr von Stadtvierteln, Inseln und den Blauen Windungen der Meeresarme. Aus den anschließenden Erläuterungen erfahre ich, das dies das Viertel der Auserwählten sei mit kleinen Eigenheimen fern vom Lärm der Stadt und dem Qualm des Hafens. Ein stiller, wohlbetuchter Bezirk, in sich geschlossen und für gewöhnliche Sterbliche unzugänglich. Ich kann mir vorstellen, wie es dort aussieht und was sich hinter den vornehmen Fassaden der Cottages abspielt.
„Eine Bitte“, sage ich. „Beschreiben Sie mir den Weg, auf dem der Peugeot abtransportiert wird.“
„Daran… habe ich nicht gedacht. Herr Inspecteur générale. Doch wenn es erforderlich ist, setze ich mich mit Ulf in Verbindung.“
„Auf gar keinen Fall! Überlegen Sie nur, welchen Weg der Fahrer wählen würde.“
Hedlund sieht wie ein ziemlich unsicherer Schüler aus, der vor einer geografischen Karte steht. Er zeigt auf den Autofriedhof, der am anderen Ende der Stadt liegt, dann sucht er eine etwas breitere Straße aus und heftet den Blick auf sie.
„Vielleicht durch die Djuringatan… Ja, bestimmt!“
Die Djuringatan ist eine endlos lange Straße, die das Luxusviertel berührt. Hier brauchte man einen Computer, um auszurechnen, wo ein Tieflader mit einem Autowrack durchfahren könnte. Hedlund ist kein Computer, und die Aufgabe ist einfach zu schwierig. Nachdem er das Gewirr von Einbahnstraßen, Buslinien und Brücken lange genug betrachtet hat, stößt er einen gequälten Seufzer aus und zeigt auf einen Platz.
„Hier kommen sie sicherlich vorbei, Herr Inspecteur générale.“
Der Platz liegt in der Mitte der Juringatan, von da an können sie also nirgendwohin abbiegen.
Ich sehe mir auch den vermutlichen Weg an. Dann erteile ich Hedlund einige Aufträge, verlasse das Kommissariat und bemühe mich, die folgende Stunde gut einzuteilen. Ich fülle sie mit dem Aufgeben eines Fax nach Paris aus, mit ein paar Telefongesprächen, eins davon mit Doktor Falk, und Busfahrten, um zu diesem Platz an der Djuringatan zu kommen.
Die Operation kostet mich mehr als die dafür vorhergesehene Zeit, weil ich die Stadt nicht kenne, führt aber schließlich zum Erfolg – ich finde den Platz. Das ist der erste Teil der Aktion, und sie endet damit, dass ich an einer Bushaltestelle Anker werfe.
Der Regen ist wirklich scheußlich. Über der Stadt ballen sich dunkelgraue Wolken, ich stehe an der Haltestelle und studiere die Busfahrpläne. Dieses Studium erfüllt mich nicht mit Optimismus, um so mehr, als ich auf den Schultern deutlich den nassen Trenchcoat spüre. Ein bisschen besser sieht es bei den Taxis aus, da fährt öfter ein freies vorbei. Sodass ich, wenn nötig, versuchen werde, ein Taxi zu nehmen.
Ein Haus in Börgstaden. Um elf Uhr. Lebhaft interessiert mich, wer dem Tieflader folgen wird. Vielleicht derjenige, der die todbringende Ampulle in Bressons Auto angebracht hat?
Auf jeden Fall wird jemand, der von dieser Ampulle weiß, auf der Szene erscheinen!
Die Wartezeit fülle ich notgedrungen mit kleinen Experimenten aus. Ich muss mich vergewissern, ob mein gestriger Retter, der Bär, noch um meine Gesundheit besorgt ist.
Das Experiment verläuft dergestalt, dass ich auf einen anfahrenden Bus springe, wieder aussteige und zu meinem Beobachtungspunkt zurückkehre. Nichts, alles
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