Der Protektor (German Edition)
noch seine Freundin im Luxusappartement, ist aber schon tot. Der Ring um ihn ist geschlossen. Er spürt, wie ihn die schweigende Kälte einkreist, will es aber nicht wahrhaben. Er hat einen Auftrag, wird noch gebraucht. Nur, dass der Auftrag in eine Sackgasse führt, und dort erhält er die Rechnung für alle Mittagessen im „Hilton“ und alle Nächte in den Luxusappartements: einen reißenden Schmerz, nach dem alles aus ist.
Für Yanis Tod gibt es keine Gnade. Der andere muss in die Falle gehen und alles bezahlen.
Ich muss die Lösung finden. Hugo Ivarsson läuft davon, weil er etwas weiß – das, was ich brauche. Es hängt mit seinen Versuchen zusammen, und wie! Zum Teufel!
Ich schalte die Lampe an. Halb drei. Eine prächtige Zeit für Überlegungen und Vergleiche.
Aus der Sakkotasche nehme ich die von Kevin erhaltenen Kopien und krieche wieder ins warme Bett. Dann lege ich die länglichen Blätter auf die Decke und beginne die Daten und Versuche zu vergleichen – die gemeinsamen Versuche Ivarssons und Bressons zu dem allgemeinen Thema. Es sind sechs Serien. Bei zweien sind sämtliche Tiere gestorben, und die Versuche wurden unterbrochen. Diese beiden misslungenen Serien interessieren mich. Den erfolgreichen Versuch kennt jeder, er ist allen zugänglich. Er kann wiederholt und studiert werden. Die Zentralen haben ausgezeichnete Labors und kluge Leute. Der erfolgreiche Versuch ist längst in ihren Kartotheken, er ist überprüft und alles aus ihm herausgequetscht worden.
Hinter den erfolglosen Versuchen aber kann vielerlei stecken. Das können Kontrollen sein, Wiederholungen von etwas anderem…
Halt! Kontrollen? Bresson hat von Ivarsson Kontrollversuche haben wollen!
Ich spüre, dass in meiner Nähe etwas ist. Ein Gedanke, noch völlig verschwommen, der aber fesselnd ist wie ein Zauberkunststückchen.
Wenn die beiden letzten erfolglosen Serien heimliche Kontrollen des anderen Versuchs waren – jenes, bei dem die Tiere irrtümlich hingegeben wurden?
Irrtümlich was? Ausgegeben?
Irrtümlich zur Bestrahlung gegeben!
Der Gedanke springt aus dem Unterbewusstsein hervor. Im ersten Augenblick ist er absurd. Im zweiten sonderbar, aber möglich. Im dritten beginnt er auf einmal alles zu erklären. In das Mosaik aus verstreuten Stückchen kommt Bewegung, und jedes Stückchen rutscht an seinen Platz.
Yanni hat die Tiere für seine verrückten Versuche über den Krebs bekommen ihnen abends Injektionen gegeben. Doch möglich, nicht wahr? Am Morgen hat Tyra sie ohne Doktor Bresson für die anderen Versuche zur Verpflanzung bearbeitet und sie zur Bestrahlung gebracht. Die beiden Versuchsreihen sind auf die unsinnigste Art durcheinandergekommen.
Die Tiere hätten sterben müssen, weil die Bestrahlungsdosis tödlich war. Alle, ohne Ausnahme. Doch vier von ihnen sind nicht gestorben, die Strahlenkrankheit trat in leichterer Form auf. Aufgrund der Stoffe, die ihnen Yanni injiziert hatte.
Das Bild ist noch trübe, wie in einem Zerrspiegel – deformiert und mühsam zu erkennen, aber es ist ein Bild.
Yanni hat kein Allheilmittel gegen den Krebs entdeckt. So etwas gibt es nicht.
Aber vier zum Tode verurteilte Tiere haben überlebt. Weil ein erstaunlicher Fehler gemacht wurde. Und die Verbindung, die Yanni gegen den Krebs ausprobiert hat, hat sich als Protektor erwiesen, Yanni hat durch Zufall einen Protektor entdeckt. So wird ein Stoff genannt, der die Auswirkungen der Strahlenkrankheit nach einer Bestrahlung verringert.
Muss einen Moment nachdenken! Nur nachdenken, um mich nicht sofort auf diese Idee zu stürzen.
Ein Protektor? Das wäre erstaunlich, aber durchaus möglich. Dann werden die beiden Zeilen auf den Zetteln verständlich. Noch nicht ganz, aber fast. Das Bild von dem Mosaik nimmt immer klarere Gestalt an.
Mein Gott, hat Yanni gemerkt, was das wert war? Er hat ja keinen wirklichen Protektor entdeckt, sondern nur die Richtung, in der weitergeforscht werden kann. Doch für diese Zentralen sind Protektoren die fettesten Leckerbissen. Goldgruben. Was? Viel mehr als Goldgruben! Für jene solche Information zahlen sie Zehn- und Hunderttausende, für jede Entwicklung geben sie Millionen aus, morden sie ohne das geringste Zögern. In den Protektoren suchen sie Schutz vor der Strahlung eines Atomkriegs…
Ich sitze wie festgenagelt im Bett. Die weißen Rechtecke der Blätter stechen mir in die Augen.
Das erklärt die Vorgänge. Ein Protektor wäre für sie ein Grund, Yanni umzubringen. Er hat geschwiegen,
Weitere Kostenlose Bücher