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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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einen Kunden hätte, der seine Fracht lieber löschen würde, statt die Zollbeamten und Hafenmeister damit zu behelligen.« Er prüfte die Knoten. »Um auf alles vorbereitet zu sein, habe ich die für meine Hexer anfertigen lassen. Obwohl für gewöhnlich Kisten daran festgezurrt werden, keine Menschen.«
    Die Tür der Kajüte ging auf, und Tavi, Kitai, Araris und Ehren eilten um die Ecke. Araris hatte das Schwert gezogen, es glänzte in der untergehenden Sonne und zerschmetterte wieder einen Pfeil. Die feindliche Bogenschützin hatte nicht aufgegeben, und ihre Schüsse wurden umso treffsicherer, je näher sich die Schiffe kamen. Ein Dutzend Seeleute war inzwischen verwundet oder tot.
    »Kann das nicht jemand anders übernehmen?«, fragte Ehren.
    »Wir brauchen einen Holzwirker, Ehren«, meinte Tavi. »Und du bist einer.«
    »Es ist genau das Gleiche wie damals, als du uns bei der Flucht aus dem Lagerhaus geholfen hast«, sagte Kitai.
    »Nur geht es hier um Leviathane!«, fauchte Ehren.
    »Still!«, zischten mehrere Männer.
    »Eigentlich solltest du dir mehr Sorgen wegen der Haie machen«, sagte Demos nüchtern. »In der Nähe der Leviathane treiben sich Dutzende von Haien herum, und wir werden gleich durch sie hindurchfahren.«
    Ehren wurde blass.
    »Komm schon, Ehren«, sagte Kitai. Sie schlüpfte aus der Tunika, während er den Kopf abwandte, und zog sich die Schuhe aus, ohne auch nur die geringste Unsicherheit zu zeigen. »Benimm dich wie ein Mann.«
    Ehren errötete, wandte den Blick ab und hustete. »Ach, verdammte Krähen.«
    »Du musst es einfach genießen«, sagte Tavi.
    »Ich muss ein Idiot sein«, gab Ehren zurück. Trotzdem begann
er ebenso wie Tavi und Araris, sich auszuziehen. »Also, noch mal von vorn. Wir halten uns an den Seilen fest. Die Wehrhöferin zieht uns unter Wasser nach drüben. Ich mache ein Loch in den Rumpf, und wir erledigen ihre Hexer. Danach geht es wieder zurück, und wir segeln davon, während sich die Leviathane auf sie stürzen.«
    »Richtig«, antwortete Tavi.
    »Wie lange werden wir unter Wasser sein?«, fragte Araris leise.
    »Ich habe so etwas noch nie gemacht«, sagte Isana. »Wenn ich allein wäre, bräuchte ich ungefähr eine halbe Minute. Vielleicht ein wenig länger.«
    »Verdopple die Zeit«, meinte Demos und wandte den Blick von Kitai ab. »Mindestens.« Er ließ das Seil vorsichtig über die Seite herunter. »Willst du dich nicht ausziehen, meine Dame? Dieses Kleid wird eine Menge Wasser aufsaugen.«
    Isana sah ihn stirnrunzelnd an. »Ich versichere dir, Kapitän, es wird mich nicht behindern.«
    »Aha«, sagte er. »Versuch, nicht zu spritzen, wenn du ins Wasser kommst.«
    Isana ging zur Reling und blickte hinunter ins Meer. Sie war noch nie darin geschwommen und hatte auch nie beim Wasserwirken Salzwasser als Medium benutzt. Angeblich gab es kaum Unterschiede zwischen Süßwasser und Meerwasser. Kaum erschien es ihr als sehr tröstliche Einschätzung angesichts der Tatsache, dass allein ihre Wasserkräfte sie und die anderen vor einem Dutzend äußerst unangenehmer und brutaler Todesarten schützten.
    Einen Augenblick lang wollten Isanas Hände zu zittern anfangen. Was in aller Welt dachte sie sich eigentlich dabei? Sie war kein Ritter, kein Soldat, kein Söldner, der sich in die tödliche See stürzte, um zwei Männer zu ermorden, die sie nicht kannte und die ihr nichts zuleide getan hatten. Sie war eine Wehrhöferin und wollte einfach nur ihren Bauernhof führen - und trotzdem musste sie die halbe Zeit aus diesem oder jenem Grund kreuz und quer
durch das Reich reisen. Wieso glaubte sie überhaupt, dass sie zu einer solchen Tat fähig wäre?
    Isana beherrschte sich, ehe die Sorgen und die wachsende Anspannung ihren klaren Verstand überwältigten. Sie holte tief Luft, rief Bächlein, ließ sich ins Meer hinab und teilte das Wasser unter sich, so dass es sich kaum kräuselte, geschweige denn spritzte.
    Einen Moment lang blieb sie unten und nutzte den Bund mit ihrem Elementar, um das Wasser um sie herum zu erkunden. Das Meer war wärmer als erwartet, und es gab ihr mehr Auftrieb als die kalten Bäche und Seen ihrer Heimat. Sie schloss kurz die Augen, richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung und spürte die Elementare, die für die Hexer der Schleiche arbeiteten. Deren Wirken wies eine erstaunliche Vielschichtigkeit und Anstrengung auf - und erlaubte dem Schiff, mit schneller Fahrt durch die Wellen zu schießen, während gleichzeitig das Wasser am Rumpf geglättet

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