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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wurde. Isana hatte keine Ahnung, ob sie selbst das geschafft hätte, sicherlich jedenfalls nicht für längere Zeit. Die Hexer jedoch mussten diese Arbeit fortwährend tun. Es war eine besondere Form des Elementarwirkens, in der man es nur durch große Übung zur Meisterschaft brachte.
    Vermutlich blieben die Hexer deshalb so abgeschlossen vom Rest des Schiffes, dort unten in den Tiefen des Frachtraums, nahe am Wasser und fern aller ablenkenden Gefühle der Mannschaft.
    Sie holte langsam Atem und spürte Bächlein, der sich durch das Wasser bewegte. Die Luft schmeckte leicht nach Mineralien, wie in den heißen Quellen des Calderon-Tals, aber sie hatte damit keine Schwierigkeiten. Sie zwang sich vorwärts, schoss durch das Wasser und beschrieb dabei einen Halbkreis, ehe sie an die Seite der Schleiche zurückkehrte. Es war einschüchternd, wie viel Wasser sich um sie herum befand. Isana war nie zuvor in einem so großen Gewässer geschwommen, bei dem sie weder die Küste noch den Grund spüren konnte. Hier im Meer breitete sich das Wasser in alle Richtungen aus, so weit ihre Sinne reichten, endlos
wogendes Blau um sie herum und endloses Schwarz, kalt wie das Grab, unter ihr.
    Das Wasser wurde hinter und unter ihr aufgewühlt, und Isana glitt zur Seite, als eine geschmeidige, schlanke Gestalt kaum zehn Fuß entfernt von ihr durchs Wasser glitt. Sie sah dunkle, glasige Augen und einen Mund mit scharfen Zähnen. Und dann war der Hai an ihr vorbei und verschwand mit stummer Anmut im trüben Ozean.
    Isana nahm sich einen Moment Zeit, um ihre Sinne auszuschicken, damit sie zumindest ein wenig früher gewarnt wurde, wenn der nächsten Hai vorbeischwamm, und sie bemühte sich, ihr Herzklopfen zu beruhigen. Dann tauchte sie neben dem Schiff auf.
    Araris war halb das Seil herunter, beugte sich nach unten und schaute besorgt drein. Sie sah ihm in die Augen und versuchte zu lächeln.
    »Alles in Ordnung?«, murmelte er.
    Sie legte den Zeigefinger an die Lippen, nickte und winkte ihn nach unten. Araris drehte sich um und ließ sich nach und nach herunter, wobei die Sehnen in Schultern und Rücken immer wieder hervortraten. Schließlich berührten seine Füße das Wasser, und er ließ los und glitt langsam und leise ins Meer.
    Die anderen folgten auf die gleiche Weise, nur Ehren nicht, dem auf halbem Wege das Seil aus der Hand rutschte. Isana war vorbereitet, und Bächlein empfing ihn, indem er in annähernd menschlicher Gestalt aus dem Wasser aufstieg, Ehren auffing und lautlos ins Wasser senkte.
    »Also gut«, murmelte Tavi. Er trat neben Isana im Wasser und ergriff eines der Seile an ihrem Gurt. »Jeder hält sich fest. Wir müssen uns beeilen.«
    Isana wandte sich zu dem feindlichen Schiff um, während die Schleiche den Weg fortsetzte, und die anderen bewegten sich zu ihr, um sich eine Leine zu nehmen. Es dauerte länger, als sie gedacht hatte, und sie spürte ein schwaches Wedeln, als mindestens
zwei weitere Haie in fünfzig oder sechzig Fuß Entfernung Kreise um sie zogen.
    »Also gut, auf geht’s«, murmelte Tavi. Sie spürte, wie er ihre Schulter berührte und leicht zudrückte. Seine Furcht drang durch die Berührung in sie ein, doch gleichzeitig auch ein beinahe begeisterter Eifer.
    »Alle Mann tief einatmen«, sagte Isana. Sie wartete einen Herzschlag lang, dann wandte sie sich der Mactis zu, rief Bächlein und tauchte unter.
    Sofort fiel ihr auf, wie viel schwerer es nun war, sich vorwärtszubewegen. Alle hielten sich mit beiden Händen fest, wie ihr ein Blick über die Schulter verriet, und da sie nur Hosen trugen, glitten sie verhältnismäßig leicht durchs Wasser. Trotzdem spürte sie eine beträchtliche Zunahme an Gewicht und Widerstand.
    Isana biss die Zähne zusammen. Es würde vermutlich noch länger dauern, als Demos geschätzt hatte, und die anderen konnten nicht wie sie unter Wasser atmen. In der Nähe des Schiffes aufzutauchen wäre reiner Selbstmord gewesen, und wenn sie sich noch länger aufgehalten hätten, um die Sache durchzusprechen, hätte sie die Mactis nicht mehr einholen können.
    Es blieb ihr also keine andere Wahl. Sie schloss die Augen, verdoppelte ihre Bemühungen und leitete die Aufmerksamkeit des Elementars stärker auf das Wasser um die anderen herum, damit sie leichter hindurchglitten. Langsam gewann sie an Geschwindigkeit. Der Bund zwischen ihr und Bächlein nahm beinahe etwas Greifbares an, löste einen Druck an den Schläfen aus, und sie musste sich sehr beherrschen, um sich nicht von

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