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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Unterarm und seine Hand schmerzten wie die Krähen, aber er hatte das Gleichgewicht wiedergefunden, und als sich der Angreifer mit windgewirkter Geschwindigkeit auf ihn stürzte, konnte er den Hieb parieren. Drei oder vier Mal reagierte er nur mit seinen Reflexen, da die Hiebe zu rasch kamen, um ihnen bewusst zu folgen, und jedes Mal sprühten die Funken um ihn herum.
    Er »sah« die Blöße in der Verteidigung des Gegners eigentlich nicht, er spürte sie vielmehr, er fühlte die Veränderung in dem surrenden Gefühl, mit dem die beiden Schwertelementare aufeinanderkrachten und verschmolzen. Er drehte die Klinge vorwärts und ließ sie wie eine Schlange zustoßen, wodurch er den Gegner zwang, sie abzuwehren. Doch die Spitze befand sich viel zu weit auf der Seite, um ihn davon abzuhalten, näher heranzutreten, und so packte er mit der schmerzenden Linken den Waffenarm seines Widersachers und drückte mit der Hilfe von Elementaren fest zu.
    »Au!«, schrie Kitai auf, und ihr Ruf klang ebenso schmerzerfüllt wie vergnügt. »Genug, genug.«
    Tavi ließ ihr Handgelenk los, und das Marat-Mädchen hob die Klinge kurz zum Gruß, ehe sie die Waffe einhändig und ohne hinzuschauen in die Scheide steckte.
    »Du hast gemogelt«, meinte Tavi. »Ich bin gerade dabei gewesen, mich zu konzentrieren.«
    Kitai schob die Lippen vor und zog einen Schmollmund. »Armer Aleraner, braucht immer seine Regeln, damit er sich sicher fühlt.«
    Tavi schlug im Spaß nach ihr. Kitai lachte und wich aus.

    »Bei den Krähen, Kitai. Du weißt, wie hart ich daran arbeite. Bis ich einen Elementar bitten kann, sich zu manifestieren …«
    Sie warf die Hände in die Luft. »Vor zwei Jahren hatte dieser Kerl nicht einen einzigen Elementar und war zufrieden. Heute hat er mehr, als er je hätte erhoffen dürfen, und es genügt ihm immer noch nicht.«
    Tavi brummte und steckte sein Schwert ein, ebenfalls, ohne hinzusehen. Er hätte nicht erklären können, wie er das machte. Er spürte es einfach, wenn sich die Spitze der Klinge mit der Metallfassung am Ende der Scheide in einer Linie befand, so, als würde er einen Handschuh über seine Finger ziehen. »Unterwegs auf dem Marsch habe ich keine Gelegenheit mehr zum Üben, das weißt du. Dies war meine letzte Chance für eine Weile.«
    »Und du hast dir Mühe gegeben«, sagte Kitai. Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und starrte ihn aus grünen, harten Augen an. »Es hat nicht geklappt, du hast langsam die Geduld verloren, und ab da ging es gar nicht mehr.« Ihre Miene wurde ein wenig milder. »Du hast dich nur selbst gequält, Chala .«
    Sie hat recht, dachte Tavi, was ihn verärgerte, aber er spürte, wie sehr sie sich um ihn sorgte, fast so, als wäre es sein eigenes Gefühl. Noch waren seine Wahrnehmungen als Wasserwirker unbeständig und oft recht vage, doch was Kitai betraf, erreichten sie ihn klar und unverkennbar. Oder vielleicht war der Bund, der zwischen ihnen bestand, für das gefühlsmäßige Verständnis der beiden verantwortlich. In dieser Hinsicht war er sich nicht sicher.
    Kitai musterte ihn und schüttelte den Kopf. »Du denkst zu viel, Aleraner. Immer planst du voraus. Immer grübelst du. Immer rechnest du. Ist doch ein Wunder, dass dein Kopf nicht innerlich schon Feuer gefangen hat.« Sie sah hinauf zur Sonne und betrachtete dann die Kratzer auf seiner Brust. »Komm. Ich mache sie sauber. Er wird in Kürze hier sein.«
    Tavi blinzelte und sah an sich herab. Die Kratzer hatte er beinahe vergessen. Er hatte den Schmerz bereits von sich abgeschottet, ehe er ihn richtig spürte, und er hatte ihn ohne darüber nachzudenken
weiter betäubt. Sobald er jedoch bewusst daran dachte, lenkte ihn das vom Elementarwirken ab, und die Schnitte begannen unangenehm zu brennen.
    Kitai holte ein Tuch und eine kleine Flasche mit Wasser und säuberte die Wunden. Tavi gelang es stillzuhalten, obwohl es sich nicht schön anfühlte. Er musste die Augen schließen und tief durchatmen, während Kitai den ersten Schnitt reinigte. Das Marat-Mädchen zuckte zusammen und drückte ihm einen sanften Kuss neben die Wunde. Dann verband sie mit geübten Fingern zwei der Wunden, die noch leicht bluteten. Ja, Übung hatte sie darin, dachte Tavi. Die großen Elementare wussten, wie oft sie das in den letzten zwei Jahren aneinander hatten üben können.
    Tavi hatte gerade sein Hemd wieder übergezogen, als Enna auf ihrem Pferd langsam durch den Eingang des kleinen Tales getrabt kam. Die Reitersoldatin hielt sich mit einer Hand

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