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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Gespräch.«
    Araris nickte. »Es ist Zeit.«
    Stiefel donnerten dumpf über die Böden im oberen Geschoss, vermutlich die der Subtribune Logistica, die begleitet von zwei vollen Speeren Wachen die Schatztruhe abholten.
    »Warum jetzt?«
    Araris deutete nach oben. »Weil du in den Krieg ziehst. Und da besteht immer die Möglichkeit, dass du nicht zurückkehrst. Und
weil du jetzt ein erwachsener Mann bist, Tavi. Weil es Gerüchte gibt, und weil du vorbereitet sein musst. Du sollst es wissen. Du hast es verdient.«
    Tavi spürte, wie ihn eine alte, heiße Enttäuschung durchfuhr, und er drängte sie zurück. »Ich höre.«
    Araris nickte. »Da gibt es viel zu sagen. Erzähl mir, was du bereits herausgefunden hast.«
    Tavi holte tief Luft. »Ich weiß«, sagte er, »dass du ein Singulare von Princeps Gaius Septimus warst. Ich weiß, dass er in der Ersten Schlacht von Calderon vor zweiundzwanzig Jahren gefallen ist. Seine Singulares, so nahm man an, seien mit ihm gefallen. Sie wurden mit ihm im Princeps Memorium im Calderon-Tal begraben. Außerdem weiß ich, dass du mir die Treue geschworen hast. Dass Gaius nichts dagegen hatte, sondern zuließ, dass du dich jahrelang in meiner Nähe aufgehalten hast.«
    Araris nickte. »Stimmt alles.«
    »Ich weiß, dass Tante Isana nicht viel über meine Mutter spricht. Onkel Bernard auch nicht.« Tavi blickte zu Boden. »Über meinen Vater wird immer nur gesagt, er sei ein Soldat gewesen.« Er versuchte es zu verhindern, doch seine Stimme bekam einen verbitterten Klang. »Und demzufolge bin ich der Bastard eines Legionare . Von denen gibt es ja viele.«
    Araris sah ihn scharf an. »Bastard? Nein. Nein, deine Eltern waren verheiratet, Tavi.«
    Tavis Herz begann zu klopfen. Sein Leben lang hatte er ohne großes Wissen über seine Mutter und seinen Vater verbracht. Niemand wollte mit ihm darüber sprechen, und wenn ja, dann allenfalls in Andeutungen. Tavi wagte kaum zu fragen: »Du … du hast sie gekannt?«
    Araris’ Blick ging einen Moment lang in die Ferne. »O ja«, flüsterte er. »Sehr gut sogar.«
    »Wie …«, setzte Tavi an, doch seine Kehle schnürte sich zusammen. »Wer … Was ist …«
    Araris hob die Hand. »Zuerst«, sagte er, »muss ich dir Folgendes
erzählen. Ich wollte nicht derjenige sein, der mit dir darüber spricht. Dieses Recht hätte eigentlich Isana zugestanden. Aber sie …« Er schüttelte den Kopf. »Wenn jemand so viel Trauer und Gram erdulden musste wie sie, und zwar in so kurzer Zeit, hinterlässt das Wunden, die so schwer sind wie die von Schwertern. Von manchen Wunden erholt man sich. Andere hingegen heilen nie. Verstümmeln einen Menschen. Und man kann bestenfalls hoffen, sie zu überleben.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Tavi.
    »Isana … kann nicht besonders klar denken, wenn es um dich geht. Nicht in dieser Angelegenheit. Sie liebt dich über alles, Tavi.«
    Tavi biss sich auf die Unterlippe und nickte. »Ich weiß.«
    »Sie hat Angst, dich zu verlieren. Das trübt ihr Urteilsvermögen. Ihre Entschlossenheit. Ich glaube, sie wollte dir die Wahrheit schon lange sagen. Aber sie hatte sie so tief in sich verschlossen, und das über so lange Zeit, dass sie nicht weiß, wie sie die Wahrheit wieder hervorholen soll.«
    Tavi schüttelte den Kopf. »Augenblick mal, Araris - welche Wahrheit?«
    »Die Wahrheit über deinen Vater«, sagte Araris ruhig. »Die Wahrheit über Gaius Septimus.«
    Als er dies hörte, wurde Tavi ganz flau im Magen.
    Er hatte es gewusst - nein, nicht gewusst, aber sich die Hintergründe erschlossen, wann immer er gründlich über alles nachdachte, was er wusste, und dieses Wissen in eine Theorie umgesetzt, wie man es ihm in der Kursorenausbildung beigebracht hatte. Allerdings waren diese Überlegungen vergebliche Liebesmüh gewesen. Jedenfalls hatte er sich das eingeredet, denn vielleicht hatte er ja nur nach einer Möglichkeit gesucht, die es ihm erlaubte, Tagträumen nachzuhängen. Sich vorzustellen, wie es gewesen wäre, Eltern zu haben. In seiner Kindheit hatte er oft Stunden damit verbracht, sich Vater und Mutter vorzustellen, sich auszumalen, wie sie ausgesehen und geklungen und was sie vielleicht gesagt hatten.

    Wie das Leben mit ihnen gewesen wäre. Wie viel schöner es gewesen wäre.
    Natürlich hatte der Gedanke, dass der Princeps sein unbekannter Vater sein könnte, einen einzigen, aber doch sehr großen Haken - denn Tavi fehlten jegliche Elementarkräfte, jedenfalls bis vor zwei Jahren.
    Heute traf das allerdings nicht

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