Der Protektor von Calderon
Gaius. »Er sieht alles, was durch die Luft kommt - doch am Boden sind seine Elementare dazu angehalten, nach mir Ausschau zu halten, indem sie nach meinen Elementaren suchen. Nach meinen Kräften.« Gaius blickte sie an. »Also habe ich mir etwas von unserem jungen Hauptmann abgeschaut: Ich gehe zu Fuß. Ohne meine Elementare einzusetzen. Das wird Kalarus nicht erwarten. Er selbst würde niemals zu diesem Mittel greifen, nicht in tausend Jahren, und er ist blind gegenüber allem, was sich von ihm unterscheidet.«
Amara wollte etwas erwidern, runzelte die Stirn und nippte zunächst an ihrem Tee, um genau zu überlegen, wie sie antworten sollte. »Majestät«, sagte sie schließlich. »Es ist ein weiter Weg nach Kalare. Ein sehr weiter Weg. Besonders für … für …«
»Einen Mann meines Alters?«, ergänzte der Erste Fürst belustigt. »Ja. Ich weiß.« Er schaute in die kleinen Flammen, und sein Lächeln verschwand. »Aber was sein muss, muss sein.«
Amara sah ihn an. »Warum, Majestät? Was erhoffst du dir dadurch?«
»Ich werde Kalarus’ Macht brechen, Gräfin. Ich werde ihn seiner Fähigkeit berauben, diese Rebellion fortzuführen.«
»Wie?«
Er schüttelte den Kopf. »Das werde ich vorläufig für mich behalten. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass es in der Welt der Elementarkräfte große und geheime Dinge gibt, die Kalarus und ich nicht unbedingt überall verbreiten wollen. Und hier geht es um eine solche Angelegenheit.«
»Aber …«
»Gräfin«, unterbrach Gaius sie ruhig. »Willst du mich begleiten oder nicht?«
Sie verzog das Gesicht und starrte ins Feuer. »Natürlich.«
»Gut. Deine einzige Aufgabe besteht darin, mir auf dem Weg nach Kalare zu helfen. Ich werde meine Elementarkräfte nicht einsetzen können, ohne Kalarus meine Anwesenheit zu verraten - und genau das muss ich vermeiden. Ich werde mich darauf verlassen, Amara, dass du alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumst, die auftreten könnten.«
Amara spürte, wie ihre Augenbrauen nach oben gingen. »Majestät, ich bin auf diesem Gebiet nicht unbegabt, aber es ist auch nicht meine Stärke. Ich bin nicht sicher, ob ich für diese Aufgabe wirklich geeignet bin.«
»Ich vertraue dir«, antwortete der Erste Fürst schlicht.
Sie spürte Freude und Stolz über diese Worte, dennoch schüttelte sie den Kopf. »Dann wirst du dir meinen Rat anhören, Majestät. Ich bin nicht diejenige, die du mitnehmen solltest.«
»Also soll ich es allein versuchen?«
»Nein«, entgegnete sie sofort alarmiert. »Nein, Majestät. Ich verstehe nur nicht, warum du es überhaupt versuchst, doch wenn es sein muss, gibt es andere, die besser geeignet sind, dir zu helfen, als ich.«
»Je größer unsere Gruppe wird, umso mehr Aufmerksamkeit lenken wir auf uns.«
Dagegen ließ sich nichts einwenden. »Aber, Majestät …«
»Genug«, sagte Gaius. »Gräfin, in dieser Welt gibt es nur wenige Menschen, die ein solches Vertrauen verdient haben. Und von diesen Menschen gibt es nicht annähernd genug an meiner Seite. Du gehörst zu diesen wenigen. Ich verlasse mich auf deine Treue. Ich verlasse mich auf deine Fähigkeiten. Ich verlasse mich auf deine Urteilskraft. In meinen Augen bist du damit im Grunde die Einzige, die auch nur annähernd geeignet ist für diese Aufgabe.«
»Aber ich wäre es ganz allein, Majestät«, hielt sie dagegen. »Und ich weiß nicht, ob dieses Vertrauen gerechtfertigt ist. Ich
kann immer nur zu einem Zeitpunkt an einem Ort sein und meinen Blick auf eine Schwierigkeit richten. Meine Elementarkräfte sind auch nicht gerade die vorteilhaftesten, wenn es um solche Reisen geht.«
Gaius stellte seinen Becher beiseite und erhob sich. »Ach, in diesem Punkt möchte ich dir gar nicht widersprechen. Trotzdem hatte ich leider wenig Auswahl. Abgesehen von dir ist mir allerdings noch eine weitere Person eingefallen.« Der Erste Fürst schenkte ihr ein knappes, aber strahlendes Lächeln. »Ich werde mir mal ein bisschen die Beine vertreten. Uns bleibt noch ein wenig Zeit.«
Amara starrte ihm hinterher, bis sie plötzlich begriff, was sich an diesem Ort so vertraut anfühlte. Sie erhob sich, ging zu der Decke, unter der sie geschlafen hatte, hielt sie sich unter die Nase und roch daran.
Hinter ihr im Gebüsch raschelte es leise, und Amaras Herz begann zu klopfen.
»Guten Morgen«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihr. »Ein schöner Tag für einen Spaziergang.«
Amara drehte sich um.
Ein großer breitschultriger Mann mit einigen frisch gefangenen
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